Treuhänderpräsident attackiert Regierung
Während die Regierung intensiv daran arbeitet, die durch die Steueraffäre angeschlagene Reputation des Landes wiederherzustellen und durch die Aushandlung von bilateralen Abkommen zum Informationsaustausch in Steuerhinterziehungsverdachtsfällen – sogenannte TIEA – Sanktionen der internationalen Gemeinschaft zuvorzukommen, geisselte Frick diese Bemühungen in einem Gastbeitrag für die Liechtensteiner Tageszeitung «Volksblatt» (Freitagsausgabe) als «Einbahnstrasse», die «Restriktionen» mit «gefahrvollen Komponenten» schaffe. Die Abkommen, in denen das Bankgeheimnis gelockert wird, nützten «ausschliesslich den grösseren Staaten», Kleinstaaten sollten so «gefügig» gemacht werden.
Die Folge seien «nicht mit dem Markt», also den Verbänden abgestimmte «Massnahmen und Schocktherapien», die ausländische Investoren «abschreckten». Auf diese seien «Treuhänder, Banken, Versicherungen und schliesslich auch das lokale Gewerbe, welches durch Investitionsaufträge dieser erstgenannten Partner das Brot verdient» aber angewiesen.
Das auch als «Offshore-Geschäft» bezeichnete grenzüberschreitende Vermögensverwaltungsgeschäft verlange eine «überdurchschnittliche Ausprägung an Privatssphäre», damit es funktionieren könne, so Frick. Sie beinhalte «insbesondere» die «gesamte Palette des Asset Protection». «Asset Protection», zu deutsch «Vermögensschutz» meint Anlageformen, die das Vermögen vor Gläubigern schützen. Im Marketing-Jargon der internationalen «Offshore»-Branche ist damit oft auch der «Schutz vor der Besteuerung» gemeint.
Drohende Konsolidierung
Restriktionen, wie sie durch die Aufweichung des Bankgeheimnisses durch TIEA entstünden, «sägen massiv» an den Bedürfnissen des Geschäfts, so Frick. Falls die Regierung ihren «hektischen» Kurs der TIEA-Verhandlungen fortführe, drohe Liechtenstein neben einem Konjunkturproblem auch eine «Konsolidierung». Frick spielt damit offenbar auf das auf der Hand liegende Risiko einer Marktbereinigung in der Treuhandbranche an.
Das Gewerbe kämpft angesichts des Wandels am Finanzplatz teils ums Überleben. Fricks Einlassungen machen die tiefe Spaltung der Branche deutlich, die nun offenbar auch den THV-Vorstand erreicht hat. Die THV hatte im März erklärt, man stütze den Regierungskurs. Fricks Vorgänger Peter Marxer Junior hatte im Mai unterstrichen, man fühle sich gut in den Willensbildungsprozess der Regierung eingebunden, während Frick nun von einer mit den Verbänden nicht abgesprochen «Schocktherapie» spricht. Frick ist als THV-Präsident allerdings Teil der regelmässigen Runde der Verbandspräsidenten, in der die Regierung ihre Strategie mit der Wirtschaft und dem Finanzplatz abstimmt. Fricks Vize Thomas Nigg nimmt auf Arbeitsebene an allen bilateralen Verhandlungen über Steuerabkommen teil. (Wirtschaft regional, Wolfgang Frey)
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