Mit KVG-Revision droht «absolute Willkür»
Ärztekammerpräsidentin Ruth Kranz-Candrian ist alles andere als begeistert vom Vernehmlassungsbericht zur grossen KVG-Revision. «Gemäss der Formulierung im KVG kann der LKV ohne eigentliche Begründung einem Arzt den Vertrag nicht verlängern. Das würde absolute Willkür bedeuten», sagt sie im Interview mit dem «Vaterland».
Frau Kranz-Candrian, von dem, was die Regierung vorschlägt, stört Sie mitunter am meisten, dass der Krankenkassenverband künftig allein über die sogenannte Bedarfsplanung ? also darüber, wie viele und welche Ärzte eine OKP-Bewilligung bekommen ? entscheiden darf.
Ruth Kranz-Candrian: Das ist nur ein Punkt ? und zwar ein verheerender. Er stellt einen massiven Eingriff in die Behandlungsfreiheit dar. Das ureigenste Interesse eines Krankenkassenverbands ist es, dass die Kosten möglichst niedrig sind. Die Kassen bestreiten dies zwar, ihr tägliches Verhalten spricht aber eine klare Sprache. Es ist nur logisch, dass der LKV dann zu allererst die Statistik anschaut und bei jedem, der im oberen Bereich «auffällt», den Rotstift ansetzt. Laut Vernehmlassungsbericht braucht der LKV nicht einmal mehr eine Begründung für seine Entscheidungen anzugeben.
Es ist aber nicht verwunderlich, dass die Regierung die Gesundheitskosten reduzieren will. Schliesslich haben sich diese in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt auf derzeit knapp 200 Millionen Franken.
Es sind aber nicht die ambulanten Behandlungen, welche den Mammutteil daran getragen haben. Die Kostenexplosion wird durch stationäre Behandlungen, durch Hightechmedizin verursacht ? und diese Kosten lassen sich nicht aufhalten. Jeder will im Falle einer schweren Erkrankung die modernste und beste Therapie mit den optimalsten Überlebenschancen. Wenn man hier sparen will, spart man an Lebenszeit und an Lebensqualität.
Der Vernehmlassungsbericht widmet sich also zu stark den irrelevanten Kosten?
Jedenfalls sind sie nicht für eine relevante Steigerung der Prämien verantwortlich. Schauen Sie in andere Länder: Nirgends konnte man das Problem bislang lösen. Je mehr das System «verplant» wird, umso stärker steigen die Kosten. Ich prognostiziere eine übermässige Kostensteigerung im Falle der Umsetzung der ministerialen Vorschläge. (Interview: rba)
Das ganze Interview mit Ruth Kranz-Candrian in der Print- und ePaper-Ausgabe des «Liechtensteiner Vaterlands» von Donnerstag.
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