LGU als Wachhund, der nicht bellen soll
Herr Broggi, Umweltschutz gab es schon vor grünen Parteien, globalen Klimadebatten und ökologischen Anlagefonds. Welchen Stellenwert nahm Umweltschutz in Liechtenstein 1973, im Jahr der Gründung der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz LGU, ein?
Mario Broggi: Keinen sehr grossen. Umweltschutz wurde vor allem durch die Aussenbedrohung ein Thema. Es kam damals die Idee auf, ein Atomkraftwerk in Rüthi zu bauen. Zudem wollte man in Sennwald zuerst eine Ölraffinerie, später dann eine Öldestillationsanlage errichten. Diese sollte mit der Ölpipeline Genua-Ingolstadt verbunden werden Diese Vorhaben lösten einen Aufruhr im Rheintal aus. Am 11. September 1965 gab es deshalb die erste grosse Umweltdemonstration in Feldkirch unter dem Titel «Rüthi nie». Aus dieser Bewegung heraus, mit dieser Aussenbedrohung, entstand in Liechtenstein eine Umwelt-Sensibilisierung.
Hat sich insgesamt die Arbeit gelohnt – oder hätte man die Politik gegen die Wand fahren lassen sollen?
Ich bin nicht besonders optimistisch. Ich denke, wir fahren bei einem gegenwärtig vierfachen ökologischen Fussabdruck gegen die Wand. Unsere Taten reichen bei Weitem nicht und ein Kurswechsel ist nicht in Sicht. Beispielsweise das Verkehrsdilemma wird sich nur über gleichgerichtete Massnahmen lösen. Wir fördern den privaten und öffentlichen Verkehr gleichzeitig und heben damit positive Auswirkungen bei hoher Kostenfolge ständig auf. Wenn wir im Stau stecken bleiben, sollten wir uns doch überlegen, ob die dritte oder vierte Umfahrung etwas verbessern kann. Wir bekämpfen nur Symptome, anstatt über die Ursachen nachzudenken.
Das ganze Interview mit dem ersten LGU-Geschäftsführer Mario Broggi in der heutigen Print- und Online-Ausgabe des «Liechtensteiner Vaterlands».
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Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz