Höhere Franchise spart Kosten
VON HERIBERT BECK
97 Prozent der in Liechtenstein Krankenversicherten haben gemäss Gesundheitsbericht der Regierung eine Franchise von 200 Franken gewählt. Hinzu kommt ein Selbstbehalt von zehn Prozent pro Konsultation bis zu einem Maximalbetrag von 600 Franken. Das heisst, dass diese Versicherten für Gesundheitsleistungen neben ihrer monatlichen Prämie pro Jahr zwischen null und 800 Franken zu bezahlen haben – je nachdem, ob und wie oft sie zum Arzt gehen.
Viel Potenzial, wenig Risiko
Wenig bekannt ist in Liechtenstein – im Gegensatz zur benachbarten Schweiz –, dass es auch andere Möglichkeiten gäbe. Die Concordia als Liechtensteins grösster Krankenversicherer bietet fünf verschiedene Franchisen bis zu einem Betrag von 1500 Franken und somit einer maximalen Kostenbeteiligung von 2100 Franken an – mit erstaunlichem Sparpotenzial bei verhältnismässig geringem Risiko.
Ein erwachsener, nicht erwerbstätiger Versicherter beispielsweise kann bei der Wahl der höchsten Franchise knapp 870 Franken pro Jahr einsparen (siehe Infobox). Dies liegt daran, dass die monatliche Prämie für die obligatorische Krankenpflegeversicherung in diesem Fall über 70 Franken niedriger ist als bei einer Franchise von 200 Franken. Bezieht der Versicherte mit einer maximalen Franchise hingegen hohe Gesundheitsleistungen, so trägt er im für ihn ungünstigsten Fall Mehrkosten von rund 430 Franken.
Mehr Kostenbewusstsein schaffen
Gemäss dem Gesundheitsbericht der Regierung hat deutlich mehr als die Hälfte der Versicherten im Jahr 2008 Leistungen in Höhe von weniger als 1500 Franken bezogen. Alle diese Versicherten wären mit der Maximalfranchise günstiger gefahren als mit einer solchen von lediglich 200 Franken. Alle anderen hätten mit der höchstmöglichen Franchise selbst bei Bezügen von mehreren Tausend bis mehreren Zehntausend Franken oder darüber lediglich Mehrkosten in Höhe der genannten rund 430 Franken getragen.
Im Gesundheitsbericht wird daher die Frage aufgeworfen, was eine Franchise von 1500 Franken für alle Versicherten für Auswirkungen auf die Kosten im Gesundheitswesen hätte. Kein Zweifel bestehe darin, dass eine solche höhere Kostenbeteiligung die Menge der bezogenen Leistungen wie beispielsweise Arztkonsultationen oder Medikamentenbezüge reduzieren würde. Da er die ersten 1500 Franken pro Jahr zur Gänze selber trage, werde sich der Versicherte in jedem einzelnen Fall genauer fragen, ob ein Arztbesuch überhaupt nötig ist.
Zwar sei nicht voraussagbar, in welcher Höhe eine solche Reduktion ausfallen würde. Auf der Basis des Jahres 2008 wären aber bereits bei fünf Prozent Reduktion Einsparungen von 6,5 Millionen Franken möglich.
Das letzte Wort hat der Landtag
Die Franchise für alle zu erhöhen, sei ein einfacher und wirksamer Ansatz, um ein höheres Kostenbewusstsein zu schaffen und die Kosten zu dämpfen, lautet das Fazit im Gesundheitsbericht. Über diese Empfehlung der Verfasser des Berichts muss am Ende der Landtag entscheiden. Das Rechenbeispiel zeigt aber, dass bereits das heutige Versicherungssystem wirksame Möglichkeiten kennt, um das Kostenbewusstsein im Gesundheitswesen zu stärken.
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