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Hilfe, die sich bewährt

Mehr Beziehungskonflikte, mehr Auseinandersetzungen in der Familie sowie mehr Vermittlungen gemeinnütziger Leistung ? die Bewährungshilfe hatte vergangenes Jahr in Liechtenstein alle Hände voll zu tun.

Von Bettina Frick

Sie bringen Jugendliche wieder auf die rechte Bahn, regeln Beziehungskonflikte und begleiten Erwachsene in schwierigen Lebensphasen: Bewährungshelfer. Vor sieben Jahren wurde die Bewährungshilfe in Liechtenstein eingeführt – und sie hat sich bewährt. Die Prävention steht dabei im Vordergrund, um erneute Straffälligkeiten zu vermindern. Die liechtensteinische Bewährungshilfe ist sehr erfolgreich: Die meisten Klienten lernen mit ihren Problemen umzugehen und diese in den Griff zu bekommen, um so ein straffreies Leben zu führen. Zu dem kleineren Teil, der eher rückfällig zu werden droht, gehören Klienten, die ein erhöhtes Sucht- oder Gewaltpotenzial haben. 
 
Mehr Zuweisungen
 
Blickt Josef Köck auf das vergangene Jahr zurück, kann der Bewährungshelfer über jede Menge Arbeit berichten: In den drei grössten Leistungsbereichen – der Bewährungshilfe, dem Aussergerichtlichen Tatausgleich und der Vermittlung gemeinnütziger Arbeit – kam es im 2009 zu mehr Zuweisungen durch die Staatsanwaltschaft und dem Landgericht. Während im 2008 noch 165 Klienten beraten und betreut wurden, waren es im vergangenen Jahr 183 Personen. Dieser Anstieg hängt laut Josef Köck mit mehr Konfliktbeteiligungen und mehr Eigentumsdelikten zusammen. Unter anderem mit der jugendlichen Bande, die vergangenes Jahr in Liechtenstein immer wieder auf Einbruchstour ging. Auch Mitläufer dieser Clique mussten sich vor Gericht verantworten, einige konnten allerdings von der Möglichkeit der Diversion profitieren und ihre Delikte mit guten Taten tilgen. Insgesamt waren es 28 (24 männliche 4 weibliche) junge Menschen, die vergangenes Jahr gemeinnützige Leistungen verrichteten. Gemeinsam haben sie 726 Stunden ihre Strafen abgearbeitet. Sie machten sich beispielsweise in der LAK-Küche, beim Tiefbauamt, im Haus Gutenberg, im Landesspital, in der Stein Egerta, im APH Schlossgarten oder in der Jugendherberge an den Wochenenden oder während ihren Ferien nützlich. «Die Jugendlichen haben diese Chance durchwegs sehr gerne angenommen und konnten davon profitieren», sagt Josef Köck. Dies zeigen auch die positiven Rückmeldungen der verschiedenen Institutionen: «Die Arbeitgeber waren durchs Band sogar erstaunt, mit welchem Engagement die Jugendlichen bei der Arbeit waren», freut sich der Bewährungshelfer. 
 
Mehr Familienkonflikte
 
Der aussergerichtliche Tatausgleich wurde vergangenes Jahr für 109 Personen angeboten: 44 davon waren Täter, 45 Opfer und in 20 Fälle war der Täter gleichzeitig das Opfer. Im Allgemeinen handelt es sich bei jeweils der Hälfte der Fälle um Beziehungskonflikte sowie um situative Konflikte, das heisst um Auseinandersetzungen im sozialen Nahbereich, in der Schule oder am Arbeitsplatz. «Auffallend war im vergangenen Jahr, dass sich die Bewährungshilfe mit weniger Partnerschaftskonflikten zu befassen hatte», sagt Josef Köck. Jedoch die Zahl der Familienkonflikte hätte massiv zugenommen. «Bei diesen Beziehungskonflikten ist die Vorgehensweise besonders schwierig», sagt der Bewährungshelfer. «Hinter jedem dieser Konflikte steckt eine tiefgründige Geschichte.» Dennoch gibt es bei rund 75 Prozent ein Happy End, wie Josef Köck sagt. Dank intensiven Gesprächen und einem soliden Vertrauensverhältnis gelingt es den insgesamt drei Bewährungshelfern immer wieder, die Konflikte vor allem auch nachhaltig zu beseitigen. 
 
Belastende Wirtschaftskrise
 
In der Bewährungshilfebetreuung werden Menschen behandelt, die gravierende Auffälligkeiten haben: Sie tragen meist eine schwierige Entwicklungsgeschichte mit sich herum, sind oft schlecht gebildet und neigen dazu, Normen zu übertreten. Im vergangenen Jahr waren es 38 junge Erwachsene, die von der Bewährungshilfe regelmässig und intensiv betreut wurden. 
Erschwerend für diesen Personenkreis war die Wirtschaftskrise: Sie finden keine Arbeit, verbringen ihre Freizeit vor dem Computer oder auf der Strasse und sind frustriert. «Dies wiederum erhöht die Gefahr zur Straffälligkeit», sagt Bewährungshelfer Josef Köck. Wer die Bewährungshilfe aber annimmt, ist bei den drei Fachleuten bestens aufgehoben. Sie setzen alles daran, um einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.   
 

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