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Fürst Hans-Adam II.: Kein Verständnis für Datenkauf

«Der automatische Informationsaustausch schafft den gläsernen Bürger, wie ihn der Schriftsteller George Orwell in seinen Romanen mit Schreckensvisionen totalitärer Systeme dargelegt hat», erklärt Fürst Hans-Adam II. in der heutigen «Weltwoche».


VON GÜNTHER FRITZ

Zu dem von Deutschland angekündigten Kauf gestohlener Schweizer Bankdaten möglicher Steuerhinterzieher erklärt Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein im Gespräch mit Philipp Gut und Carmen Gasser vom schweizerischen Wochenmagazin «Weltwoche» (Print- und Onlineausgabe <%LINK auto="true" href="http://www.weltwoche.ch" class="more" text="www.weltwoche.ch"%>): «Dafür habe ich kein Verständnis, selbst wenn vielleicht eine Mehrheit der Deutschen anders denkt.» Als verantwortungsvoller Politiker habe man die Verpflichtung, Grundprinzipien des Rechtsstaates auch dann zu verteidigen, wenn dies unpopulär ist. Dazu der Landesfürst weiter: «Ist man dazu nicht mehr bereit, ist die Gefahr gross, dass unpopuläre Minderheiten den Schutz des Rechtsstaates verlieren und verfolgt werden.» Der aktuelle Fall zeigt nach Ansicht des Monarchen, dass führende Politiker in den sogenannten demokratischen Rechtsstaaten bereit sind, Grundprinzipien des Rechtsstaates über Bord zu werfen. «Sie treiben von ihren Steuerzahlern zusätzliche Millionenbeträge ein, in der Hoffnung, die Milliardendefizite zu finanzieren, die sie durch ihre Politik verursacht haben.»

Abgeltungssteuer chancenlos

Auf die «Weltwoche»-Frage, was Liechtenstein besser mache als die Schweiz, sagt Fürst Hans-Adam II., dass man sich in Liechtenstein in den entscheidenden Instanzen relativ schnell auf eine alternative Strategie einigen konnte: «Uns war klar, dass wir wohl oder übel die Steuerrichtlinien der OECD übernehmen müssen und dass Alternativmodelle wie zum Beispiel eine Abgeltungssteuer chancenlos sind.»

Langzeitbewusstsein im Fürstenhaus

Im «Weltwoche»-Interview spricht der Landesfürst auch über sein bisher nur in englischer Sprache erhältliches Buch «Der Staat im dritten Jahrtausend», das am 24. Februar nun auch in deutscher Sprache erscheint. Das Werk soll auch eine Art Kochbuch mit politischen Rezepten sein, welche die Fürstenfamilie über Jahrhunderte gesammelt hat. Auf die Frage, welches der wichtigste Grundsatz dieses uralten Familien- und Herrschaftswissens sei, führt der Fürst im «Weltwoche»-Interview aus: «Wenn ich mir so die Familiengeschichte betrachte, haben meine Vorfahren immer in Generationen gedacht. Sie haben analysiert, welches die langfristigen Probleme sind, und versucht, dafür Lösungen zu finden. Dieses über Jahrhunderte entwickelte Langzeitbewusstsein prägt bis heute unsere Entscheidungen und unsere Politik.»

Was die Beurteilung des angekündigten Ankaufs gestohlener Schweizer Bankdaten durch Deutschland betrifft, so zieht nicht nur Fürst Hans-Adam II. die Rechtmässigkeit in Zweifel, sondern, wie eine entsprechende «Vaterland»-Umfrage ergab, auch die Mehrheit der Bevölkerung. In einer nicht repräsentativen Internet-Umfrage finden dies 76 Prozent von 685 Teilnehmenden nicht in Ordnung. Dasselbe Bild ergibt auch eine «Vaterland»-Strassenumfrage.

Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein: Der Staat im dritten Jahrtausend. van Eck Verlag (Liechtenstein); Stämpfli Verlag (Schweiz und Deutschland); Österreichische Verlagsgesellschaft (Österreich). 240 S. Das Buch erscheint am 24. Februar.

 

 

 

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