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Für den Ernstfall gerüstet

Seit dem Ausbruch der «Schweinegrippe» ist das Wort Pandemie in aller Munde. Doch auch andere Viren können sich jederzeit weltweit ausbreiten. Für einen solchen Fall will sich Liechtenstein jetzt rüsten. Dazu wurde in Schellenberg ein Pilotprojekt durchgeführt.

VON DESIRÉE VOGT

«Planung ist eine Vereinbarung mit dem Risiko – keine Planung ist ein Vertrag mit dem Chaos». Ganz nach dem Motto dieses Zitats aus dem Führungsbehelf des Landesführungsstabes macht sich Liechtenstein jetzt Gedanken, wie im Falle einer Pandemie gross angelegte Impfzentren in den elf Gemeinden des Landes betrieben werden könnten. Nun wurde in der Gemeinde Schellenberg ein Pilotprojekt durchgeführt, das konkrete Schritte aufzeigt, wie eine solche Pandemieimpfung durchgeführt werden könnte. Dieses wurde gestern im Rahmen einer Vorsteherkonferenz präsentiert.

Eine Sache der Organisation


Man stelle sich vor, in einer in der Schweiz benachbarten Gemeinde würde ein Todesfall aufgrund eines gefährlichen Grippe-Virus gemeldet und das Schweizerische Bundesamt für Gesundheit empfiehlt, dass die Bevölkerung gegen den entsprechenden Virus geimpft werden sollte. Vermutlich würde Panik ausbrechen. Der Ruf nach einer Impfung und der entsprechende Ansturm auf die Arztpraxen wäre riesig. Sollte ein solches Szenario tatsächlich eines Tages eintreten, könnten künftig sogenannte Impfzentren in den Gemeinden eingerichtet werden, wo pro Impfstrasse stündlich rund 40 Menschen «durchgeschleust» werden.


Das Konzept wurde gestern durch Schellenbergs Vorsteher Norman Wohlwend vorgestellt. Ziel der Impfzentren sei es, Impfwillige zur richtigen Zeit in der richtigen Menge zu rekrutieren, wobei die Organisation durch die Gemeinden und ihre Zivilschutzgruppen übernommen wird. Der erste Vorschlag sieht vor, dass per Serienbrief an alle Einwohner ab 18 Jahren ein Schreiben mit einem persönlichen Anmeldetalon verschickt wird, auf dem auch zugehörige Kinder eingetragen werden können.
Die eingehenden Anmeldungen und Daten werden dann aufbereitet und die Impfwilligen auf die jeweiligen Impfstrassen eingeteilt. Der Impftermin soll dann wieder per Brief bekannt gegeben werden. Als wichtiges Instrument erweist sich bei der ganzen Aktion das sogenannte Impfblatt, das von jedem ausgefüllt werden muss und auch Fragen zu Allergien, Medikamenten oder medizinischen Problemen enthält.
Im Impfzentrum angekommen, werden die Personen erneut erfasst. Gleich beim Eingang steht ein Arzt zur Verfügung, der mögliche gesundheitliche Probleme abcheckt und Fragen beantwortet. Dann werden die Impfwilligen zur Station geführt, wo sie ihre Impfung erhalten.

Zwei Wochen Vorlaufzeit


«Das Konzept besteht bis jetzt nur auf Papier, ob es auch in der Praxis funktioniert, wird sich – wenn nötig – weisen», so Norman Wohlwend, der auch um eine Analyse der Schwachpunkte und Verbesserungsvorschläge bat. Er gab zu bedenken, dass ein solches Vorgehen rund zwei Wochen Vorlaufzeit in Anspruch nehme und auch nur dann wirklich zum Einsatz gelange, wenn der Ansturm auf eine Impfung die Arztpraxen überfordere. Dies dürfte auch noch eine der Schwachstellen des Konzeptes sein, denn eine Panik meldet sich selten im Voraus an und kann gerade in Bezug auf die Ausbreitung von Viren völlig unvorhergesehen ausbrechen. Je nach Gefährlichkeit eines Virus und der Ausbreitungsgeschwindigkeit werden die Gemeinden dann entsprechend rasch reagieren müssen.

Drei Pandemien im 20. Jahrhundert


Im 20. Jahrhundert kam es drei Mal zu weltweiten Epidemien, nämlich in den Jahren 1918 (spanische Grippe), 1957 (asiatische Grippe) und 1968 (Hongkong-Grippe). Nach Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation WHO liegen im Schnitt jeweils knapp 30 Jahre dazwischen. Schon seit Jahren warnen Experten vor einer neuen Grippe-Pandemie und haben mit dem Ausbruch der Schweinegrippe bzw. des «H1N1»-Virus in Mexiko neue Nahrung erhalten.
Nicht explizit aus Angst vor dem «H1N1»-Virus, sondern vielmehr, um sich generell Gedanken darüber zu machen, was bei einer neuerlichen Pandemie zu tun ist, hat sich das Amt für Gesundheit mit dem Wunsch an die Gemeinden gewandt, ein solches Pilotprojekt durchzuführen. Was nun geschehen ist – und mit der Hoffnung begleitet wird, dass solche Impfzentren nie betrieben werden müssen.

 

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