«Der Weg ist ein europäischer»
VON JANINE KÖPFLI
Vaduz. – Europa ist wie ein leckeres Mixgetränk. Das zumindest deutet das Bild auf der Einladungskarte zum diesjährigen Europatag an: ein Glas mit bunten Buchstaben, die das Wort Europa bilden, darüber ein pinkes Herz und darunter der Text «Mein Lieblingsmix – Menschen, Orte, Kulturen».
Jedes Jahr erinnert der 9. Mai daran, dass 1950 der damalige französische Aussenminister Robert Schuman in Paris eine historische Rede hielt. Diese Rede gilt als Grundstein für die heutige Europäische Union und wird «Schuman-Erklärung» genannt.
Im Liechtensteinischen Gymnasium feierten gestern EU-Botschafter Michael Reiterer, Regierungschef Klaus Tschüter, Botschafter, Politiker, Lehrer und vor allem Schüler diese Erklärung und ein Europa, das es mit «schöpferischen Anstrengungen», wie es vor 60 Jahren schon Schuman sagte, zu bewahren gilt.
Der Rektor des Liechtensteinischen Gymnasiums, Eugen Nägele, freute sich, dass die offizielle Feier zum Europatag an seiner Schule stattfindet. «Das ist eine grosse Ehre für uns.» EU-Botschafter Michael Reiterer wählte dieses Jahr ganz bewusst eine Schule aus. Er suchte den Kontakt zu Jugendlichen, denn sie sind es, welche die Zukunft mitbestimmen und somit auch die Geschichte Europas vorantreiben werden.
Vieles, was Schuman vor 60 Jahren in seiner Rede erwähnte, erscheine vielen heute als selbstverständlich, wie Michael Reiterer sagte. «Es ist wichtig, dass wir uns die Grundidee immer wieder vergegenwärtigen.» Denn selbstverständlich sei gar nichts, auch nicht die Offenheit der Grenzen. Liechtenstein sei ein gutes Beispiel, wenn es darum gehe, Offenheit zu zeigen. Man müsse sich aber immer wieder daran erinnern und vor allem den Geist offen halten.
«Geht hinaus nach Europa»
Dies gab auch Regierungschef Klaus Tschütscher den Jugendlichen mit auf den Weg: «Geht hinaus nach Europa. Öffnet euren Horizont für Neues und eure Herzen für Ungewohntes und ihr werdet das Althergebrachte und Gewohnte anders, vielleicht sogar besser schätzen.»
Er sagte dies, nicht um die Schülerinnen und Schüler zu belehren, sondern um ihnen zu erklären, dass «der Zusammenhalt und die Solidarität in unserer Gesellschaft die Grundlage für den Frieden in Europa und der Welt sind». Diesen Frieden zu pflegen brauche immer wieder «schöpferische Anstrengungen», wie sie Robert Schuman forderte, um ein Europa der offenen Grenzen, des Wohlstandes und vor allem des Friedens zu erhalten. Es lohne sich, denn eins stehe fest: «Der Weg ist ein europäischer», sagte Klaus Tschütscher abschliessend.
Humorvoll und sarkastisch
Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums kosteten gestern den Europatag bis ins Letzte aus. Am Morgen hatten sie die Möglichkeit, mit EU-Botschafter Michael Reiterer über die aktuelle Situation und die zukünftige Entwicklung Europas zu diskutieren. Am Abend wirkten sie mit Programmpunkten an der Feier mit. Besonders die zwei Jungschauspielerinnen und Maturandinnen Alexandra Lanter und Sabine Risch brachten das Publikum mit ihrer szenischen Einlage rund um Europa zum Lachen. Kritisch, humorvoll und sarkastisch nahmen sie auf die Schippe, was Blau ist und 27 Mitglieder hat.
Für gute Stimmung sorgten auch der Schüler- und Lehrerchor mit mazedonischen, italienischen und liechtensteinischen Liedern. Die beiden Chöre sangen erstmals gemeinsam vor Publikum. Mit Erfolg, wie der Applaus zeigte. Die Schülerin Vanessa Foser blickte zum Schluss auf die wichtigsten historischen Entwicklungen der EU und des EWRs. Als junger Mensch freue sie sich auf die Chancen, die ihr ein Europa ohne Grenzen in Zukunft bieten werden.
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