Die grosse Liebe auf Ibiza gefunden
Schon während seiner Lehre als Mechaniker zog es den Schaaner René Wachter ins Ausland. Als junger Mann wollte er die grosse,
weite Welt entdecken. Stattdessen entdeckte er auf Ibiza seine grosse Liebe ? und mit ihr schliesslich seine heutige Heimat: Holland.
Zoetermeer/Schaan. - «Ich hatte genug von Liechtenstein, im ganzen Land war nichts los», sagt René Wachter. Anstatt im Land als Mechaniker zu arbeiten, zog es den jungen Mann in die Ferne. Mit ein paar Freunden sollte es in den Sommerferien nach Ibiza gehen ? doch einer nach dem anderen sprang ab und René Wachter beschloss, alleine auf die Ferieninsel zu reisen. Eine gute Entscheidung: Zur gleichen Zeit machten auch vier hübsche Holländerinnen Ferien. «Wir sind ins Gespräch gekommen und haben uns schliesslich für einen Discobesuch verabredet.» Eine dieser vier Holländerinnen stach René Wachter ganz besonders ins Auge: «Sie ist heute noch die schönste Frau der Welt und ich bin mit ihr nun seit 34 Jahren verheiratet», sagt er stolz und glücklich. Es war Liebe auf den ersten Blick: «Wir haben uns bereits vier Tage später am Hotelpool verlobt.»
Das 1000. Paar
Nach vier gemeinsamen Tagen auf Ibiza ging es für René Wachter schon wieder nach Hause. Adèle, seine frisch Verlobte, durfte noch weitere zwei Wochen auf der Ferieninsel geniessen. Genossen habe sie diese Zeit der Trennung aber nicht wirklich, sagt René Wachter. «Wir waren so verliebt und vermissten einander sehr.» Nach drei Monaten war es dann endlich so weit: René Wachter reiste mit dem Nachtzug nach Den Haag, Holland. «Das Wiedersehen war unvergesslich, und auch von ihrer Familie wurde ich auf Anhieb sehr herzlich aufgenommen.» Noch im selben Jahr besuchte Adèle ihre grosse Liebe zu Weihnachten in Schaan. Wieder zu Hause in Holland, folgten etliche Liebesbriefe. Trotz Sprachhindernissen: Sie sprach holländisch und ein bisschen englisch, er nur deutsch. Die Geschwister von beiden konnten dem Liebespaar aber behilflich sein. René Wachter war 20 Jahre alt, hatte gerade seine Lehre abgeschlossen und hatte nur einen Wunsch: Mit Adèle zusammenzuleben. So zog die junge Frau schliesslich von Holland nach Schaan. Am 18. Juli 1980 heirateten die beiden vor dem Zivilstandsamt in Vaduz und waren ein ganz besonderes Paar: Das 1000.
Heimweh
Eineinhalb Jahre lebten die beiden in einer Wohnung in Schaan. Dann bekam Adèle Heimweh. «Wir mussten darüber nachdenken, wo wir unsere gemeinsame Zukunft verbringen wollen», sagt René Wachter. «Und entschieden uns schliesslich, Ende 1981 nach Den Haag zu ziehen.» René Wachter nahm eine Stelle im Offshore-Schiffsbau als Dreher an. Die holländische Sprache habe er durch viel Sprechen und genaues Zuhören gelernt. Um die Sprache perfekt zu beherrschen, besuchte er zusätzlich eine Abendschule.
Hobbyfischer
1989 machte Sohn Melvin das Familienglück perfekt. Zwei Jahre später zog die Familie nach Zoetermeer, eine kleine Stadt, ca. 15 Kilometer von Den Haag entfernt, mit rund 130?000 Einwohnern. Ganz in der Nähe, in Vlaardingen, fand René Wachter Arbeit im internationalen Betrieb «Madern international b. v.». Seit 14 Jahren ist er dort nun in der Gravurabteilung als Produkt-Manager angestellt. In seiner Freizeit dreht der Auswanderer gerne mit dem Fahrrad eine Runde. Naherholungsgebiete gebe es genug ? vor allem die Windmühlen und die Seen beeindrucken ihn noch heute. Auch geht der 54-Jährige gerne auf Fischfang ? «Grachten, Flüsse und Seen gibt es hier überall». Am Wochenende unternimmt René Wachter mit seiner Frau gerne Ausflüge ans Meer. Dabei darf Hund Kelly natürlich nicht fehlen.
Schokolade und Landjäger
«Ich fühle mich sehr wohl in Holland», sagt der Auswanderer. Kulinarisch sei der frische Fisch unübertreffbar, Ausgangsmöglichkeiten gebe es genug, und dann ist da auch noch der Fussballclub Ajax Amsterdam, für welchen er und sein Sohn bereits seit vielen Jahren die Daumen drücken. «Die Holländer sind sehr familiär, hilfsbereit, freundlich und innovativ.» Natürlich gebe es auch Schattenseiten ? «auch die Wirtschaftskrise hat hier ihre Spuren hinterlassen». Es gebe immer mehr Arbeitslose und Menschen, die am oder gar unter ihrem Existenzminimum leben. Auch das Ausländerproblem beschäftige das Land, wie auch die Kriminalität wie beispielsweise der Drogenhandel.
«So hat jedes Land seine Vor- und Nachteile.» Umso mehr bewusst ist ihm die Schönheit seiner Heimat Liechtenstein: «Die Aussicht auf die Berge vermisse ich in dem flachen Holland sehr», sagt er. Auch sei in Liechtenstein nicht alles so dicht aufeinandergebaut, die Menschen hätten noch Luft zum Atmen. Die Schokolade und der Landjäger locken den Auswanderer zweimal im Jahr nach Liechtenstein. Aber natürlich nicht nur sie ? es sind vielmehr seine Eltern und seine Schwester, die er in Holland sehr vermisst. Doch glücklicherweise gibt es ja Telefon und Internet, um sich regelmässig hören oder schreiben zu können.
René Wachter geniesst das Leben in Holland. Sein 25-jähriger Sohn lebt zwar noch zu Hause, wird in naher Zukunft aber mit seiner Freundin Djenna zusammenziehen. So hat René Wachter wieder viel Zeit, das Leben mit seiner Adèle, die für René Wachter noch heute die schönste Frau auf Erden ist, zu geniessen. (bfs)
Schlagwörter
-
Goodbye Liechtenstein