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«Yoga hilft, das Ego loszulassen»

Früher sah man den Schauspieler Ralf Bauer als surfenden Sonnyboy im Fernsehen. Heute ist er begeisterter Yogi. Er hat gelernt, im grössten Stress anzuhalten und die Dinge gründlich zu hinterfragen. Ein Gespräch über Yoga, Tibet und Verzicht.

Herr Bauer, Sie üben sich im Yoga, weil Sie das alleine und überall auf der Welt tun können und weil die Philosophie Ihnen zusagt. Was genau gefällt Ihnen daran?

Ralf Bauer: Viele Sachen. Für uns «Westler» vielleicht das Wichtigste: Yoga hilft, das Ego loszulassen und zu einem «Mit» zu kommen: Man lernt mitzudenken, mitzufühlen usw. 

Braucht man als Schauspieler nicht ein grosses Ego?

Doch, manchmal schon. Aber ich habe festgestellt: Schauspielerei geht auch ohne Ego. Es ist zwar schwer, aber es geht. 

Sie haben Yoga-Übungen gemacht und dann war das Ego weg? So einfach geht das wohl nicht?

Das hat viel mit einem guten Lehrer zu tun. Er muss die Dinge auch leben, die er sagt. Und es gibt Bücher und Filme, die Gedankengänge «losstossen» und über die man dann philosophieren kann. Da ist auf der einen Seite die  Theorie und auf der anderen Seite muss man sehen, dass man das in einer brenzligen Situation auch umsetzen kann.

Was wäre eine solche brenzlige Situation?

Nehmen wir das Autofahren: Ich fahre gerne schnell, aber wenn ich bei 200 km/h auf der Autobahn geschnitten werde – dann ruhig zu bleiben, das ist eine Herausforderung.

Sie setzen sich seit Jahren für Tibet ein. Was verbinden Sie mit Tibet?

Ich habe mich häufig mit tibetischen Mönchen und auch mit katholischen Mönchen getroffen. Wenn ich die beiden Gruppen miteinander vergleiche, leben die tibetischen Mönche mehr nach den Werten, nach denen die katholischen eigentlich auch leben sollten. Natürlich kann man nicht pauschalisieren, aber das ist mir bei vielen aufgefallen. Ich habe in Tibet mehr Leute gesehen, die wirklich das leben, was sie sagen. Das ist etwas sehr Rares. Da werden Traditionen gelebt, die über Jahrtausende überliefert werden und die einen wirklichen  Einfluss auf die Menschen und ihr Leben haben. 

Haben Sie Veränderungen an sich festgestellt, seit Sie Lu Jong praktizieren?

Über sich selbst zu sprechen, ist manchmal recht schwierig. Meine tibetische Freundin sagt, dass ich nicht mehr so gestresst aussehe. Vielleicht kann es auch mit dem Alter zu tun haben, dass man einfach ruhiger wird. 

Woher kommt Ihr Engagement für Tibet?

Die tibetische Kultur ist in meinen Augen sehr unterstützungswürdig. Allein wenn man sich die Gebete anschaut: Millionenmal im Leben sagen die Tibeter «om mani padme hum», was übersetzt etwa heisst: «Mögen alle Lebewesen vom Leid befreit sein.» Das ist eine grosse Aussage über die Menschen an sich, weil das so altruistisch ist, im Gegensatz zu dem, was im Westen immer praktiziert wird. Deswegen ist diese Kultur so unterstützungswürdig. Und zwar so lange die Tibeter noch existieren und ihre Kultur leben können.

Zurzeit fasten Sie. Kein Fleisch, kein Fisch, kein Kaffee. Wieso?

Um den Willen zu stärken und um den Körper zu reinigen. Mit Yoga bekommt man das Gefühl zurück, was eigentlich gut für den eigenen Körper ist. Beim Fasten geht es mir auch darum, mich in Verzicht zu üben; auch geistig. In unserer westlichen Welt gibt es immer diesen Kampf mit den Statussymbolen. Das Auto muss grösser sein als das des Nachbarn, das Haus schöner, der Fernseher noch besser … 

Unsere Wirtschaft ist darauf ausgelegt, dass die Menschen konsumieren.

Ja, und da kommen wir wieder zum Punkt: Wie kann ich verzichten? Ich mag Ghandi sehr gerne. Weil er das gelebt hat, was er von den Menschen gefordert hat. Deswegen hinterfrage ich mich oft selber, wie weit ich auf was verzichten kann. 

Wie sieht das dann aus?

Manchmal pendle ich zwischen einem Fünf-Sterne-Hotel und einer einfachen Pension. Es kann mir passieren, dass ich an beiden Orten nicht gut schlafe. Wichtig ist doch, dass man diese Flexibilität behält. Dafür sind wieder diese Philosophien wichtig. Dafür sind Menschen wichtig, die diese Philosophien leben. Yoga kann hierbei helfen, dass man sich diese Gedanken überhaupt erst macht. 

Schlussendlich geht es Ihnen darum, dass man seinen eigenen Geist schult. 

Ja, dass man innehält und nach innen blickt, um herauszufinden, was die eigene Basis ist. (ir)

 

Persönlich

Ralf Bauer ist vielen Zuschauern aus der Serie «Gegen den Wind» oder als Moderator aus dem «Disney Club» bekannt. Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler hat er sich in der Yogaszene einen Namen gemacht, unter anderem mit Büchern und DVDs zum Thema. So drehte Ralf Bauer im letzten Sommer gemeinsam mit Inge Büchel und Toni Wiest eine DVD, in dem die 23 Übungen des tibetischen Heilyoga Lu Jong unterrichtet werden.  Am vergangenen Wochenende war Bauer in Liechtenstein zu Besuch und leitete im Yoga-, Lu Jong- und Ayurveda-Center Ananda zwei Lektionen. Der Erlös dieser Aktion geht vollumfänglich an Ralf Bauers Hilfsprojekt für tibetische Flüchtlinge in Miao und Tezu im Indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh.

Lu Jong

Über Jahrtausende hinweg überlieferten tibetische Mönche das Heil­yoga Lu Jong. Erst vor wenigen Jahren wurde es auch der westlichen Welt zugänglich gemacht. Die Übungen zielen darauf ab, den menschlichen Körper im Gleichgewicht und damit in Gesundheit zu halten. In Liechtenstein kann man Lu Jong-Stunden bei Ananda in Triesen besuchen. 

Nähere Informationen unter www.anandayoga.li

 
 
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