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«Wer weiterkommen will, muss wissen, wohin»

Rita Sutter-Käslin berät und therapiert bereits seit 20 Jahren Menschen, die mit ihrer Leistung in Sport, Beruf oder Schule nicht zufrieden sind oder diese optimieren möchten. Einer ihrer prominentesten Schützlinge ist der Schweizer NHL-Crack Nino Niederreiter von den New York Islanders.

Das Prinzip klingt einfach. Wer erfolgreich und zufrieden sein möchte, der muss zwei Fragen beantworten können: 1. Wer bin ich? Und 2. Wo will ich hin? «Erst dann kann man dranbleiben und gezielt an seiner Zukunft arbeiten.» Und dieses Prinzip verfolgt sie auch konsequent bei sich selbst. «Ich möchte einmal als Mentalcoach in der NHL angestellt werden», erklärt sie. Und weit davon weg ist sie nicht. Denn sie ist bereits Mentalcoach einer der besten Schweizer Eishockey-Exporte: Nino Niederreiter (20), der aktuell bei den New York Islanders als linker Flügel in der NHL stürmt. Ende des vergangenen Jahres hat Rita Sutter- Käslin ein weiteres Etappenziel auf ihrem Weg erreicht. Mit der Neustrukturierung und Neuausrichtung ihrer «Werkstatt» konnte sie Akzente setzen und auf jene Bereiche ihrer Tätigkeit ausrichten, die ihrem Talent am besten entsprechen.

Arbeit geht vor

Ihre Begabung, Menschen mit Problemen zu helfen, entdeckte sie relativ spät. Rita Sutter-Käslin wuchs in einer Bauernfamilie im nidwäldischen Ennetbürgen auf: «Es waren immer alle Familienmitglieder zu Hause eingespannt. Die Schule spielte nur eine untergeordnete Rolle und jeder musste mit anpacken», erinnert sich die 47-Jährige an ihre Jugend. Nach der Schule sei dann auch wichtig gewesen, arbeiten zu gehen. Eine Lehre stand für sie nie zur Diskussion. «Also begann ich in einer Sennerei zu arbeiten.»
Dieser Job führte sie dann 1988 nach Savognin zu einer Käserei eines dort ansässigen Ennetbürgeners. Dort lernte sie auch ihren Mann kennen. Wenig später brachte sie ein Jobwechsel in eine Computerfirma in Kriens. «Das war nicht mein Ding und ich wurde nicht glücklich. Daher führte mich mein Weg ein Jahr später zurück nach Savognin, wo ich dann 1990 zum ersten Mal Mutter wurde.» Und diese Mutterschaft sollte ihr Leben und ihre Laufbahn einschneidend verändern.

Berufung durch Migräne

Nach der Geburt wurde Rita Sutter-Käslin von schweren Migräneanfällen geplagt, und so führte sie ihr Weg erstmals zu einer Kinesiologin. «Ich hatte keine Ahnung, was Kinesiologie bedeutet. Doch gegen die Migräne half mir die Behandlung und die Kinesiologin, die mich in Zug betreute, attestierte mir auch ein Talent in diesem Berufszweig», erklärt sie ihr Schlüsselerlebnis, das sie am Ende dorthin führen sollte, wo sie heute ist. So ging sie nach Visp ins Wallis und lernte beim «Kinesiologie-Papst» Odilo Roten die Kunst des Fachs. «Besonders befriedigend war es für mich, dass ich bereits von Anfang an damit Erfolg hatte. Das motivierte mich, dranzubleiben und mit dem Lernen nicht aufzuhören.»
1993 durfte die Innerschweizerin ihre ersten Erfahrungen im Sport machen. Im Zuge der Swiss Bike Masters 1994 konnte sie einige Biker betreuen und merkte, dass die Arbeit im Bezug auf Leistungsmotivation genau ihr Ding ist. In den 90er-Jahren lernte sie auch Arno del Curto, die lebende Trainerlegende des HC Davos, kennen, der ihr auch den einen oder anderen Spieler in einer motivationalen Krisensituation vorbeischickte. So konnte Rita Sutter-Käslin auch im Eishockeysport Fuss fassen.

«Wir sind noch immer ein tolles Team»

1997 zog die Familie Sutter-Käslin, mittlerweile zu viert, nach Fläsch. Mit dem Hauskauf erfüllte sich Rita Sutter-Käslins Ehemann einen Herzenswunsch. «Wir erhielten die Gelegenheit, ein 400 Jahre altes Haus zu sanieren. Das war schon traumhaft. Dennoch spürte ich mit der Zeit, dass mir etwas fehlt.» Es war, wie sich herausstellte, der Freiraum und die Aussicht. «Als Kind wuchs ich auf einem Bauernhof auf und hatte Ausblick auf den Vierwaldstättersee. Hier sah ich aus dem Fenster und hatte das Haus der Nachbarn vor der Nase. Ich fühlte mich eingeengt.»
Später kam die Trennung von ihrem Mann dazu. Die Voraussetzung war, dass die Kinder nicht darunter leiden müssen. «Wir sind immer noch eine intakte Familie», erzählt Rita Sutter-Käslin. Regelmässige Treffen mit ihrem Exmann und den Kindern stehen auf der Tagesordnung. Die Mutter ist froh darüber, sehe man doch andernorts, dass solche Konstellationen schwer funktionieren. «Wir haben hier etwas Wunderbares geschaffen.»

Auszeit in Neuseeland

Einige Jahre später kam mit einem anderen Partner das dritte Kind. Drei Monate nach der Geburt wurde Rita Sutter-Käslin vom Vater des Kindes verlassen. «Das war eine schwere Zeit für mich, in der mir meine Familie sehr viel Halt gab», erklärt die 47-Jährige. Sie entschied sich, Abstand zu gewinnen. Sie meldete – nach deren Zustimmung – ihre Kinder von der Schule ab und zog für sieben Monate nach Neuseeland. «Mein Exmann unterstützte mich, stimmte zu und sagte: ‹Wenn das jemand gut macht, dann du.›» Auch ihre Kinder waren bereit für dieses wichtige Time-out ihrer Mutter. «Für diese Unterstützung bin ich bis heute dankbar.»
Auf der anderen Seite der Welt tankte Sutter-Käslin die Kraft, die sie brauchte, um wieder durchzustarten. «Kollegen von mir führten derweil meine Praxis weiter, und als ich wieder zurückkam, war ich wieder motiviert, etwas zu bewegen.» Derweil lebte sie ihre Abenteuerlust aus und genoss die Zeit mit den Kindern, die Natur und die Schönheiten des Landes.

Begleitung auf dem Weg nach oben

Für ihren Beruf ist ihre Menschenkenntnis entscheidend. «Ich erkenne schnell, ob jemand das persönliche Potenzial besitzt, um professionellen Sport auf höchstem Niveau zu betreiben oder ob der Sport einfach zur Lebensschule gehört», sagt Rita Sutter-Käslin selbstbewusst. Dabei gibt ihr ihr Palmarès recht, denn auf ihrem Weg durfte sie bereits viele Topathleten auf dem Weg an die Spitze begleiten.
«Dabei ist es nicht entscheidend, ob ich technisch eine Ahnung vom jeweiligen Sport habe. Ich spüre es, wenn sich Menschen in ihrer Haut nicht wohlfühlen oder sich in einem Teamsport aus irgendwelchen Gründen nicht in die Mannschaft integrieren können.» Ein prominentes Beispiel war ein Akteur des HC Davos, der aufgrund eines tragischen Zwischenfalls auf dem Eis eine lange Torsperre verbüsste und nach dem Coaching von Rita Sutter-Käslin wieder zur alten Form fand. In solchen Fällen sei es entscheidend, die richtigen Fragen zu stellen und die Kunden zu den richtigen Fragen zu führen. «Denn die technischen Fähigkeiten besitzen Sportler auf diesem Niveau schon. Es ist entscheidend, welche internen und externen Bedingungen erfüllt sein müssen, um die optimale Leistung abzurufen.

Beratung in verschiedenen Lebensbereichen

Doch nicht nur für Sportler ist Rita Sutter-Käslin Ansprechpartnerin, wenn es um Leistungsoptimierung geht. Sie bietet ausserdem Kurse an, die das Berufsleben, die Schule, die Berufswahl, das Studium, die Kommunikation und das Eltern-Kind-Verhältnis angehen. «Die Prinzipien bleiben sich nämlich gleich.» Genauso bietet sie ihre Dienste für Arbeitgeber und Sportvereine als Freelancerin vor Ort an. «Hier können einfache Übungen in der Praxis eine grosse Wirkung entfalten.»
Besonders freut sie sich nun auf die kommende Event-Jubiläums-woche vom 4. bis 9. Februar. Jeden Tag werden hier Workshops aus den verschiedenen Bereichen angeboten. «Es gibt für spontan Entschlossene immer noch Restplätze», lädt Rita Sutter-Käslin auch interessierte «Liewo»-Leser dazu ein. Die verschiedenen Kurse sind auf ihrer neuen Homepage ersichtlich, die sie im Dezember 2012 vollkommen neu gestaltet hat – ganz im Zeichen ihrer beruflichen Neuerfindung. (mw)

Steckbrief
Name: Rita Sutter-Käslin
Wohnort: Maienfeld
Alter: 47
Beruf: Zielcoach/Mentaltrainerin
Zivilstand: Geschieden, Mutter von drei Kindern
Hobbys: Natur, Bergtouren, Schreiben
Leibspeise: Kartoffelstock
Getränk: Rotwein, Wasser
TV-Vorliebe: Kein Fernseher
Musik: Techno und Guggamusik
Lektüre: Fachbücher
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Frühling und Herbst
Ort: Ochsenberg
Stärke: Ehrlichkeit
Schwäche: «Ich glaube immer nur an das Gute im Menschen.»
Kontakt: www.therapie-werkstatt.ch

 

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