Verliebt ins Kochen ? verzaubert von Gerichten
Wer den Film «Chocolat» gesehen hat, weiss, mit welcher Leidenschaft und Begeisterung Schauspielerin Juliette Binoche in ihrer kleinen Chocolaterie in einem kleinen französischen Provinzstädtchen Süssigkeiten und Pralinen aller Art herstellt. Zwar ist Sabine Blass nicht in der Patisserie tätig, doch mit derselben Begeisterung schwingt sie den Kochlöffel, wenn sie für ihre Gäste ein Menü kreiert. Ob Salate, Suppen, Gemüsevariationen, verschiedene Fleischgerichte, Fisch, Teigwaren und auch Desserts – die 46-jährige Störköchin liebt es, zu kochen, und speziell mag sie es, Menschen am Resultat teilhaben zu lassen. «Es ist ein tolles Gefühl, wenn die Teller leer und die Gäste satt und zufrieden sind», erklärt sie.
Einmal stören, bitte
Die meisten mögen sich jetzt fragen: «Was ist eine Störköchin?» Das kann wohl niemand besser erklären als Sabine Blass selbst: «Wie einst die Handwerker auf dem Land von Hof zu Hof zogen, so gehe ich auf Stör und störe meine Kunden auf angenehme Weise.» Wer Sabine Blass zu sich nach Hause holt, der kann sich entspannt zurücklehnen und sie (für sich und seine Gäste) in der Küche werkeln lassen. «So hat man die Möglichkeit, seine ungeteilte Aufmerksamkeit den Gästen zu widmen.»
Im Voraus trifft sie sich mit dem Gastgeber und bespricht den geplanten Abend, das Essen, den Ablauf etc. «Ich bringe immer Rezepte mit, die ich selbst gerne mag. Manchmal sind jedoch bereits Wünsche vorhanden, die ich natürlich gerne erfülle.» Dann gehts los. Sie kauft ein, schnippelt, rührt, verfeinert, bereitet zu. «Bei den Vorbereitungen stelle ich mir immer die Menschen vor, für die ich koche. Ich überlege, was ihnen schmecken könnte, wie ich sie mit meinen Gerichten begeistern kann – das ist sehr spannend», erzählt sie voller Begeisterung und mit funkelnden Augen. Die meisten Vorbereitungen treffe sie in ihrer eigenen Küche und bringe dann alles Nötige mit an ihren Arbeitsplatz. Auch der Einkauf der Zutaten und das Aufräumen der Küche gehört nach getaner Arbeit für die Küchenfee zu ihrem Job.
Privatsphäre wahren
Wer die Störköchin engagiert, ist bereit, einer «fremden» Person Einblick ins Privatleben zu gestatten. «Ich bin mir bewusst, dass ich den Leuten somit sehr nahekomme, denn sie vertrauen mir schliesslich ihre Küche an. Deshalb gehe ich immer mit grossem Respekt an meinen Arbeitsplatz.» Ganz fremd ist Sabine Blass jedoch nicht. Das Gespräch im Voraus verschafft bereits einen ersten Eindruck. Und wer die leidenschaftliche Köchin kennenlernt, darf sich auf eine liebenswürdige, witzige, engagierte und unkomplizierte Person freuen, die nichts lieber macht als anderen eine Freude zu bereiten.
Am liebsten kocht Sabine Blass für vier bis acht Leute. «Vier sind super, sechs sind gut und acht liegen gerade noch drin, ohne gänzlich im Stress zu versinken», erklärt sie. Der Aufwand sei nicht ohne und für mehr als acht Leute seien meist Platz und Utensilien zu klein.
Essen zum Mitnehmen
Auch ihre Familie weiss um ihre Kochkünste. Das grösste Geschenk, das Sabine Blass ihrer Familie bei Geburtstagen und anderen Festen bereiten kann, ist für die hungrige Meute zu kochen. «Ich mache das sehr gerne und bin natürlich auch stolz darauf, dass meiner Familie mein Essen schmeckt.» Im weitesten Sinne ist so auch die Idee zur Störköchin entstanden. «Ich habe immer schon gerne gekocht und bereits unzählige private Essen organisiert.» Wie auch an Silvester 2009. Eingeladen bei Freunden, sorgte Sabine Blass für das Silvester-Dinner. «Ich dachte mir, wieso nicht zu Hause kochen und das Essen mitbringen?» So war die Arbeit praktisch im Voraus erledigt und es blieb genug Zeit, um in geselliger Runde ins neue Jahr hineinzufeiern.
Dieser Abend gab den Anstoss, dies in Zukunft beruflich zu machen. Bei Leuten, die für Geschäftsessen oder Besprechungen den diskreten, persönlichen Rahmen bevorzugen, Leute, die vielleicht gar nicht kochen können oder solche, die gerne mal ohne grossen Aufwand eine Party unter Freunden feiern wollen. «Ich sorge beispielsweise für die Beilagen und die Männer können sich auf den Grill konzentrieren.»
Monsieur war begeistert
Die 46-jährige Ehefrau ist gelernte Betriebssekretärin. Gelernt hat sie bei den SBB in Bad Ragaz und Chur. Zuvor, im Alter von 16 Jahren, war sie für ein Jahr als Au-pair im Waadtland, in Pully bei Lausanne. Dort feierte sie bereits ihre ersten Kocherfolge. «Meine Gastmutter liess mich nie kochen. Ich durfte nur immer putzen.» Als Madame für ein paar Tage verreiste, packte das Mädchen die Gelegenheit am Schopf und zauberte Monsieur ein feines Essen. «Als Madame nach Hause kam, schimpfte sie mit ihrem Mann, da er zugenommen hatte», erinnert sie sich. Von da an durfte sie des Öfteren für die Familie kochen.
Bereits als kleines Mädchen hat sie das Kochen von ihrer Mutter gelernt. «Anfangs durfte ich nur zuschauen, doch irgendwann liess sie mich mitkochen, bis ich alleine den Kochlöffel schwang.» Woher ihre Leidenschaft kommt, kann sie nur erahnen. «Ich esse selber sehr gerne. Zudem fasziniert mich die Kunst, aus verschiedensten Zutaten wunderbare Gerichte zu zaubern.»
Ein neuer Weg führt zu neuem Glück
Vor rund drei Jahren ist Sabine Blass aus beruflichen Gründen mit ihrem Mann Andy von Horgen nach Balzers gezogen. Bis dato arbeitete sie in verschiedensten Büros als Sekretärin/Sachbearbeiterin – das Kochen war ihr Hobby. «Plötzlich hatte ich genug von den Bürojobs», erklärt sie. «Ich musste mich neu orientieren, wollte eine neue Aufgabe, etwas, das mir Spass macht», erklärt sie.
Der Weg war jedoch nicht so einfach, wie es sich liest. Die Ausbildung zur Grafologin 2001–2007, Handschriftendeutung, bedeutete für Sabine Blass auch eine Art Persönlichkeitsentwicklung. Plötzlich merkte sie, dass sie aus ihrem bisherigen Alltagstrott aussteigen will. Wie genau, war ihr damals noch nicht klar. Eines Tages wurde sie von einem Kollegen, der sich gerade in der Ausbildung zum Mediator befand, als Versuchskaninchen angefragt. Sie willigte ein und arbeitete mit ihm zusammen an ihrer zukünftigen beruflichen Ausrichtung. «Irgendwann kristallisierte sich heraus, in welche Richtung es mich zieht» – weg vom Schreibtisch, raus ins Leben. «Ich suchte die Abwechslung, wollte öfters mit Menschen in Kontakt treten», erklärt sie. Obwohl ihr ursprünglicher Traum ein Bed&Breakfast für Businessleute war und sie dafür 2010 auch die Wirteprüfung ablegte, fand sie schlussendlich als Störköchin ihre Berufung.
Immer auf Inspirationssuche
Die Leidenschaft zum Reisen verbindet die Werdenbergerin stets auch mit der Inspiration für neue Gerichte. «Wenn ich im Ausland etwas Vorzügliches esse, versuche ich herauszuschmecken, welche Zutaten und Gewürze benutzt wurden.» Zu Hause angekommen, versuche sie sich dann an den Geschmack zu erinnern und koche die Speisen nach. «Wenn es gut schmeckt, kommt es öfters auf den Tisch», so Sabine Blass. Ihre Reisen führten sie bereits nach Amerika, Asien und Afrika. «Afrika fasziniert mich wegen der vielen Tiere, denen man überall begegnet. Bezüglich des Essens ist es nicht der Hit», gibt sie zu. Doch das macht weiter nichts, denn zu Hause, bei ihr, schmeckt es immer noch am besten. (jg)
Steckbrief
Name: Sabine Blass-Schwizer
Wohnort: Balzers
Alter: 46
Zivilstand: verheiratet
Beruf: Störköchin, kaufm. Backoffice
Hobbys: Kochen, Tennis, Wandern, Grafologie
Leibspeise: Grilladen
Getränk: Wasser, Rotwein
TV-Vorliebe: «Tatort»
Musik: Bruce Springsteen
Lektüre: Querbeet, lockere Kost
Stadt/Land? Land, «mit einem Fuss in der Stadt»
Sommer/Winter? Sommer
Stärke: Vielseitigkeit
Schwäche: «Ich kann dem Essen nicht widerstehen.»
Motto: «Man investiert nirgends besser als in sich selbst.»
Kontakt: www.pretamanger.li
Schlagwörter
-
«Liewo-Porträt»