Statt fauler Zauber ? die richtige Mischung
Sowohl privat als auch geschäftlich erlebte Aegidius Hoch, genannt Gidi, Höhen und Tiefen. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches. Doch Gidi Hoch schaffte es, auch aus Rückschlägen die für ihn günstigsten Lehren zu ziehen. «Erfahrungen sind dazu da, daraus zu lernen, denn die beste Lebensschule ist das Leben selbst», sagt der gebürtige Triesner.
Als Junger ein Draufgänger
In seiner Jugend faszinierten ihn Motoren, Pferdestärken und die Geschwindigkeit. Er wollte dieses Adrenalin selbst in seinen Adern spüren, und so konnte er mit der tatkräftigen Unterstützung seiner Eltern bald eine eigene Motocross-Maschine erwerben. Talent hatte Aegidius Hoch, und auch der notwendige Ehrgeiz fehlte nicht. Er bewegte sich auf ansehnlichem Niveau in der Motocross-Szene, bis ihn immer wieder Verletzungen zurückwarfen. So zum Beispiel im Jahr 1990, als er sich an der Schulter verletzte und länger pausieren musste. «1992 bin ich dann Strassenrennen gefahren im Honda-Cup», erklärt Hoch. An sein erstes Strassenrennen in Monza erinnert er sich noch gut: «Einige Leute aus Liechtenstein kamen mit zur Premiere und ich konnte mich gleich auf den 10. Platz vorkämpfen – mein Vorteil dabei war, dass es regnete und ich bei Regen als Motocrosser meine Fähigkeiten voll ausschöpfen konnte.» Der Konkurrenzkampf und die Ellbogen, die man im Motorradsport benötigt, waren für ihn eine Lebensschule. Deshalb betreibt er sein Hobby Motorradfahren noch heute mit Leidenschaft, auch wenn er keine Rennen mehr fährt.
Unbewusst auf Grossvaters Pfaden
Mit der Zeit setzte er seine Prioritäten im Berufsleben, das ihn vor neue Herausforderungen stellte. Sein Talent auf dem Bau entdeckte Gidi Hoch ebenfalls bereits in seiner Jugend: «Als ich nach der Schule als Handlanger auf dem Bau begann, spürte ich schnell, dass mir der Gipserberuf Spass macht. Deshalb entschied ich mich, diesen Beruf zu erlernen», erklärt der heute 39-jährige Triesner. Wie sich nach der Unterzeichnung des Lehrvertrags herausstellte, war bereits Hochs Grossvater Gipser in New York und Paris. Dieser riet bereits seinem Sohn, also dem Vater von Gidi, vom beschwerlichen Gipserberuf ab, als dieser seine Berufung suchte. «Auch als mir mein Vater von der Meinung meines Grossvaters erzählte, blieb ich fest entschlossen, Gipser zu werden und mich selbstständig zu machen.» Gidi Hoch liess sich von seinem Vorhaben nicht abbringen. In einem sollte Gidis Grossvater jedoch recht behalten: einfach wurde es nicht.
Viel Lehrgeld bezahlt
Seine Lehrzeit hat Aegidius Hoch noch in guter Erinnerung. In seinem Lehrbetrieb wurde er handwerklich vom Lehrmeister und allen Mitarbeitern mit Freude und Spass unterstützt und gefördert. Der Weg vom Lehrling in die Selbstständigkeit sollte sich dann jedoch als harter Brocken herausstellen. «Nach meiner Lehre befand sich das Gewerbe in einer leichten Rezession und mir fehlte der kaufmännische Background, um selbst einen Betrieb zu eröffnen.» Deshalb entschied er sich, die Meisterschule in Zürich zu absolvieren.
In dieser Zeit galt es für Hoch, über zwei Jahre jeweils in den Monaten Mai bis Oktober genügend Geld zu verdienen, um über den Winter zu kommen. «Denn in diesen zwei Jahren war ich von Anfang Oktober bis Ende April ganztags an der Meisterschule, die ich – neben meinem Lebensunterhalt – selbst finanzieren musste.» Logischerweise fehlte aufgrund dieser Umstände auch das Kapital, um sich selbständig zu machen. Die einzige Möglichkeit war es nun, praktisch als freischaffender Gipser anzuheuern und so über die Runden zu kommen, bis er die Meisterprüfung im Sack hatte und durchstarten konnte.
Vom Nullpunkt zum Unternehmer
Als er beim ersten Anlauf die Meisterschule aufgrund widriger Umstände nicht schaffte, gelangte Hoch an einen Nullpunkt. «Ich dachte: Gidi, jetzt heisst es ‹Game over›, das packst du nicht», erinnert sich der Gipser an die wohl schwierigste Zeit seines Lebens. Dennoch verliess ihn der Mut nicht und er erkannte, dass er vorerst raus musste, um Abstand zu gewinnen, bis er die Schule im zweiten Anlauf dann doch erfolgreich abschliessen konnte.
«In der Zwischenzeit kamen mir meine Kontakte an der Meisterschule zugute», erklärt Hoch, der zunächst bei einem Schulkollegen im Wallis und später bei einem anderen in Bern angestellt wurde. Hier machte er eine Erfahrung, die ihn ermutigte, sein Ziel weiter zu verfolgen: Er war auf Grossbaustellen wie der Renovation des Hotels Bellevue – neben dem Bundeshaus – und auf der Baustelle der Deutschen Telekom engagiert. «Da der Vorarbeiter dem Druck nicht standhielt, hatte ich damals mit 28 Jahren plötzlich 25 Leute unter mir. Das war wirklich eine tolle Erfahrung, für die ich meinem Kollegen aus Bern noch heute dankbar bin», erinnert sich der 39-Jährige.
Auch nach seiner Rückkehr nach Liechtenstein wurde ihm nichts geschenkt, denn der Wettbewerb war hart. Nach wie vor tun sich jene leichter, die bereits über ein langjähriges Beziehungsnetz verfügen und praktisch in jeder Familie schon Referenzwerte schaffen durften. «Es besteht natürlich die Tendenz, dass jemand, der bei einer Famulie Aufträge gut ausgeführt hat, auch beim nächsten Bau von Verwandten dieser Familie zum Zug kommt», erklärt Gidi Hoch. Deshalb wusste der damals, dass er nur eine Möglichkeit hatte: «Mit guter Arbeit und hoher Qualität zu vernünftigen Preisen musste ich den Mitbewerbern und den Kunden die Antworten auf ihre Fragen direkt auf der Baustelle liefern.» Und das ist Gidi Hoch gelungen, wenn man bedenkt, dass mittlerweile acht Mitarbeiter in Gamprin-Bendern und der Filiale in Buchs beschäftigt sind.
Mit Genuss zum Ausgleich
In seinem Leben erlebte Hoch zahlreiche Rückschläge. Winston Churchill sagte einst: «Die Kunst ist es, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird.» Das hat Gidi Hoch getan, und alles getreu seiner Unternehmensphilosophie «Statt fauler Zauber …». Der Motorradsport zeigte ihm, dass man manchmal Ellbogeneinsatz braucht, um sich als Unternehmer zu behaupten. Mit seiner Lebenspartnerin Alexa und ihrem 15-jährigen Sohn Samuel hat er ausserdem zwei wichtige Menschen gefunden, sowohl im Berufs- als auch im Privatleben. Um körperlich fit zu bleiben, sieht man ihn seit einem Jahr auch des Öfteren auf seinem Rennvelo, dem zweiten Zweirad in seinem Leben neben seiner Yamaha R1.
Aegidius geniesst die Zeit im Kreise seiner Familie und Freunde, die er ab und zu auch gerne bekocht. «Ein Lehrer an der Berufsschule sagte uns einmal, dass ein guter Gipser auch ein guter Koch sein müsse, weil alle Zutaten zusammenpassen müssen, damit das Endprodukt stimmt», schmunzelt Hoch. Nun hat Gidi nicht nur in der Küche und auf der Baustelle mit den nötigen Erfahrungen die richtige Mischung für sein Leben gefunden.
Steckbrief
Name: Aegidius «Gidi» Hoch
Wohnort: Gamprin-Bendern
Alter: 39
Beruf: Eidg. dipl. Gipsermeister
Hobbys: Motorrad, Rennvelo und Kochen
Leibspeise: «Alles, was Mama und Alexa kochen.»
Getränk: Bier
TV-Vorliebe: Dokumentationen
Musik: Alles, je nach Stimmung
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Sommer
Ort: Sardinien
Stärke: Direkte Offenheit
Schwäche: Direkte Offenheit
Kontakt: www.gidi-gipsermaler.li
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«Liewo-Porträt»