«Solche Engel brauchen wir, ?»
Frau Risch, am kommenden Mittwoch, 19. Oktober, stellen Sie in geschlossener Gesellschaft Ihr Buch vor. Sind Sie schon nervös?
Manuela Risch: Ja, ich bin sehr nervös. Ich erwarte über 100 geladene Gäste. Menschen, die während der letzten drei Jahre in irgendeiner Form mit mir durch die Krankheit gegangen sind. Meine Familie, Freunde, Ärzte, die Krebshilfe Liechtenstein – auch Erbprinzessin Sophie von und zu Liechtenstein wird anwesend sein.
Wie kommt es zu diesem hoheitlichen Besuch?
Erbprinzessin Sophie ist Schirmherrin des Buches. Ich durfte sie bereits auf Schloss Vaduz kennenlernen – eine sehr liebenswürdige und einfühlsame Person. Wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden. Daher freue ich mich sehr, dass Sie die Schirmherrschaft übernimmt.
Wie ist die Idee entstanden, ein solch persönliches Buch zu schreiben?
Seit bei mir 2009 Brustkrebs diagnostiziert wurde, habe ich mir immer wieder Notizen gemacht – mir sozusagen alles von der Seele geschrieben. Von Zeit zu Zeit wuchs der Gedanke, daraus ein Buch zu machen.
War es nicht schwer, darüber zu schreiben?
Während der ersten Zeit lief das Schreiben wie ein Mechanismus ab. Ich wollte mich nicht mit dem Krebs identifizieren, ich habe mich stets von ihm distanziert und mir war, als würde ich die Geschichte einer anderen Person niederschreiben. Je mehr ich mich jedoch damit beschäftigt habe, desto mehr habe ich gemerkt, über wen ich in Wirklichkeit schreibe. Das war anfangs sehr schwer, doch gleichzeitig habe ich gelernt, den Krebs als ein Teil von mir zu akzeptieren.
Wer hat Ihnen bei der Realisierung des Buches geholfen?
Natürlich habe ich einige Sponsoren, ohne die es mir finanziell nicht möglich gewesen wäre, dieses Buch herauszubringen. Direkt am Buch mitgearbeitet hat eine gute Freundin von mir, Melanie Bienz. Als ich meine Notizen zusammen hatte, haben wir uns jeden Montagabend bei mir zum Znacht getroffen, eine Flasche Amarone geöffnet und versucht, das ganze in eine Form zu bringen. Ich denke, es ist uns gelungen.
Was erwartet die Leser?
«Diagnose Krebs» ist ein Buch, das zum einen meine Geschichte erzählt, Fakten unverblühmt auf den Tisch legt und von vielen Gedanken und Emotionen begleitet wird. Auch mein Mann hat ein Kapitel geschrieben, in dem er beschreibt, wie er die Krankheit erlebt hat. Dazwischen sind immer wieder spannende Zitate zu lesen. Das Buch soll ein Mutbuch sein – ein Buch, das Menschen, die in irgendeiner Form mit dieser Diagnose oder dieser Krankheit in Berührung stehen, Mut und Kraft geben soll.
Vor etwa zwei Jahren hat die «Liewo» Ihre Geschichte erzählt. Damals schien es, als wären Sie auf bestem Wege, wieder gesund zu werden. Wie sieht es momentan aus?
Leider nicht so gut. Eine Woche nachdem ich mein Buch zu Ende geschrieben hatte, im Mai dieses Jahres, erhielt ich erneut eine erschreckende Diagnose – ich habe einen Rückfall.
Wie gehen Sie damit um?
Ich weiss nicht genau. Am Anfang ging es mir schlecht, sehr schlecht. Alles von vorne – Bestrahlung, Chemo – das ganze Programm. Ich war wirklich am Boden zerstört. Mein erster Gedanke war: ‹O.k., dann lasst mich sterben, ich kann nicht mehr.› Doch meine Familie, Freunde – auch mein Arzt – tragen und stützen mich. Ohne sie alle wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.
Wo sind Sie jetzt? Geht es Ihnen besser?
Es schwankt. Besser kann man nicht sagen. Der Krebs ist stark. Doch ich hoffe, ich bin stärker. Ich kämpfe. Dabei muss ich sagen, ich kämpfe nicht gegen den Krebs, sondern für mein Leben. Das Wort «Kampf» trägt einen negativen Beigeschmack mit sich – diesen Kampf meine ich nicht. Ich bin ein positiver Mensch.
Das merkt man. Sie lächeln oft.
Ja, absolut. Natürlich kann ich nicht immer so lachen, aber jeder, der mich ein wenig kennt, weiss, dass ich mich stets auf das Positive im Leben konzentriere. Ich glaube einfach, dass der Mensch ein grosses Stück weit fähig ist, sich selbst zu heilen.
Denken Sie manchmal auch über den Tod nach?
Natürlich denkt man darüber nach und natürlich tut man das nicht gerne. Aber auch damit muss man sich auseinandersetzen. Ich möchte nicht zu viel darüber nachdenken – das Gefühl, je mehr ich über ihn nachdenke, desto schneller ist er da, beunruhigt mich. Das ist so, als wolle man es nicht verschreien.
Haben Sie Angst davor?
Angst davor, zu sterben, habe ich nicht. Ich habe nur Angst, meine Familie zurücklassen zu müssen. Dieser Gedanke ist alles andere als schön.
Wie geht Ihre Familie damit um?
Es ist natürlich für alle nicht leicht, aber wir sind ein Team. Wir halten zusammen, egal was kommt. Meine drei Kinder sind für mich Gold wert, denn wenn es mir nicht so gut geht und meine Gedanken kreisen, dann holen sie mich wieder zurück auf den Boden – schneller, als ich schauen kann. Dann weiss ich auch wieder, wofür es sich zu kämpfen lohnt. (jg)
Persönlich
Manuela Risch, Jahrgang 1966, wohnt in Balzers und ist Ehefrau und Mutter dreier Kinder. Mit dem Buch «Diagnose Krebs» hat sie ein Mutbuch geschaffen, das Menschen, die in irgendeiner Form mit Krebs in Berührung stehen, Mut machen und Kraft geben soll.
Am 10. November, 17–20 Uhr, wird Manuela Risch in der Buchhandlung Omni in Eschen eine öffentl. Vorlesung mit anschliessender Signierstunde geben.
Wer ihr Buch gerne kaufen möchte, kann dies ab 20. Oktober per Mail an manuela.risch@markt.li. Ein Teil des Erlöses kommt der Krebshilfe Liechtenstein zugute.
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I.K.H. Erbprinzessin Sophie
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Schloss Vaduz