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«Singen unter der Dusche wäscht alle Sorgen weg»

Es wäre eine Schande, würde Chantal Nitzlnader nur unter der Dusche singen. Doch die 25-Jährige hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und versucht nun als Musicaldarstellerin und Gesangslehrerin Fuss zu fassen.

Wenn man sich so richtig mit der Musik gehen lässt, fühlt man sich frei. Der Kopf schaltet ab, der Brustkorb öffnet sich – Körper und Seele sind im Einklang und alle Sorgen des Alltags vergessen. «Ich weiss, das sagt wohl jeder, der Musik macht, aber es ist wirklich so», bestätigt Chantal Nitzlnader. «Ich bin übrigens die Person, die unter der Dusche singt», wirft sie lachend ein. «Ich habe das Gefühl, dass das Wasser zusätzlich all meine Sorgen von mir wäscht.» Ein schöner Gedanke. 

Musik im Bauch

Noch nicht einmal das Licht der Welt erblickt, kam Chantal intensiv mit Musik in Berührung. Ihre Mutter, Sängerin Anouschka Nitzlnader, sang der Kleinen in der Schwangerschaft Lieder von Ella Fitzgerald, Billie Holiday und anderen Legenden vor. Und es scheint so, als hätte dies einen positiven Einfluss auf die musikalische Karriere ihrer Tochter gehabt. Der Gesang war auch während ihrer ganzen Kindheit ein ständiger Begleiter – besonders während der Familienurlaube. «Meine Mutter hat in den gemeinsamen Ferien immer mehrere Lieder auswendig gelernt. Bis zur Heimfahrt konnten wir die Lieder dann alle auswendig», erinnert sich die heute 25-jährige Sängerin. Davon sei einiges hängengeblieben. Auch heute noch mag sie die Klassiker von früher, mit denen sie aufgewachsen und vertraut ist.  

Das Glas ist  halb voll

Nicht nur die Musik wurde Chantal von ihrer Mutter in die Wiege gelegt, auch die positive Haltung hat sie sich früh abgeschaut. «Meine Mutter ist eine sehr starke Person, die mir immer vorgelebt hat, das Glas halb voll, nicht halb leer zu sehen», erklärt sie. Die beiden sind seit jeher ein eingeschweisstes Team – für Chantal nichts Aussergewöhnliches, denn für sie ist klar: «Mit meiner Mutter kann man es gar nicht schlecht haben. Sie ist einfach toll.» 

Lieber spät als nie

Lange war für Chantal gar nicht klar, dass sie die Musik zu ihrem Beruf machen möchte. Plötzlich, im Alter von 15 Jahren, war sie sich sicher: «Ich will Musicaldarstellerin und Gesangslehrerin werden.» Gesagt, getan. Mit 18 Jahren machte sich die Liechtensteinerin mit österreichischem Vater und holländischer Mutter auf nach Holland. Dort angekommen, wurde sie an der Hoogeschool Inholland in Alkmaar während einem einjährigen Vorkurs auf das Studium vorbereitet. «Da habe ich gemerkt, Holländisch hören und sprechen hat nichts mit Schreiben zu tun», lacht sie. Doch der Vorteil der bilingualen Erziehung ihrer?Mutter war ihr sicher. «Nach etwa zwei Monaten habe ich mich in der Sprache wohlgefühlt.»

Ganze fünf Jahre hat Chantal Nitzlnader Musical und Gesangspädagogik studiert – mit Höhen und Tiefen. «Das Studium war sehr hart.» Neben Gesangs-, Schauspiel- und Tanzunterricht wurde sie unter anderem auch in Musik- und Tanzgeschichte unterrichtet. «Ich war rund um die Uhr beschäftigt.» Es sei nicht einfach gewesen, alles unter einen Hut zu bekommen. «Einige meiner Mitstudenten haben im Lauf der Zeit das Handtuch geworfen.» Doch für sie kam das nie infrage, denn wenn die 25-Jährige etwas anfängt, wird es auch zu Ende geführt. Speziell dann, wenn es ihr Herzenswunsch ist.

«Hallo Nachbar»

Seit Sommer 2011 ist Chantal wieder in ihrem geliebten Ländle. Am Anfang ihres Studiums wollte sie viel länger in Holland bleiben, doch ab dem dritten Jahr war für sie klar, dass sie wieder in ihre Heimat zurückkehren will. «Es ist zwar schön, in einer Stadt zu leben und anonym zu sein, doch ehrlich gesagt mag ich es lieber, den Nachbarn zu kennen und ab und an mit ihm zu plaudern.» Doch nicht nur das Gefühl von Nähe zog sie wieder zurück – die Liebe war wohl ebenso daran beteiligt, denn als sie zu Ostern 2011 ihren Urlaub in Liechtenstein verbrachte, lernte sie ihren Freund Mathias kennen und lieben.

Die Liebe zu Familie, Freund, Land und Musik wird die Musikerin wohl für längere Zeit hierbehalten. «Ich möchte mir hier eine Basis aufbauen und dann von hier aus arbeiten», ist sie sich sicher. Für grössere Rollen würde sie natürlich eine Zeit lang ihren Wohnort wechseln, doch auf längere Sicht möchte sie hier verweilen, wo ihre Wurzeln sind.

Projekte mit Herz

Die Jobsuche, die sich anfangs noch als holprig erwies, ist mittlerweile kein Thema mehr. Seit Längerem gibt Chantal Privat-Gesangsunterricht sowie Gruppenunterricht in Form von Workshops in den Bereichen Pop, Rock und Musical.?Doch das ist noch nicht alles. Auch als Sängerin, ob solo oder im Duett mit ihrer Mutter, läuft es rund, und als Musicaldarstellerin ist sie ebenfalls beschäftigt. Im September wird man die Liechtensteinerin im Musical «Novecento» von Kuno Bont auf Schloss Werdenberg sehen und hören. Ein weiteres Projekt ist das Musical «Happy Feet». Mit Jugendlichen der Musikschule Werdenberg wird dieses ebenfalls im September zu sehen sein. 

Ein Projekt, das Chantal ins Leben gerufen hat und ihr sehr am Herzen liegt, ist «Young Stars», die Musicalschule im Unterland. «Young Stars» ist ein Verein für Kinder und Jugendliche von ca. 4–16 Jahren. «Ziel ist es, dass Kinder den Mut bekommen, sich zu öffnen, Blödsinn zu machen und sich auszudrücken.» In Holland sei dieses lockere Verhalten bei Kindern ganz normal, da dort ein sehr grosses Angebot an Musicalschulen bestehe. «Mit dem Verein hoffe ich, in Sachen Musicalnachwuchs hierzulande etwas bewirken zu können.»  

Wenn die Zeit reif ist

Natürlich ist der Traum einer jeden Musicaldarstellerin, irgendwann den Durchbruch zu schaffen und auf grossen Bühnen vor grossem Publikum zu spielen. Doch das Business, das sich Chantal ausgesucht hat, ist nicht das leichteste. «Es ist sehr schwierig, überhaupt zu einem Casting eingeladen zu werden, um zu zeigen, was man kann.» Doch die 25-Jährige vertraut darauf, dass ihre Zeit kommen wird. Momentan konzentriert sie sich auf ihre Arbeit und freut sich über jeden Auftritt in der Region – ob als Sängerin oder Musicaldarstellerin. 

Ab auf die Bühne – alleine

In näherer Zukunft plant Chantal Grosses im kleinen Rahmen. Sie möchte sozusagen eine «Ein-Frau-Show» auf die Beine stellen. «Es soll meine Geschichte werden – das Mädchen auf dem Weg ins harte Musicalbusiness.» Eine grosse Herausforderung, auf die sie sich bereits freut. Mit musikalischer Unterstützung eines Pianisten möchte sie das Projekt dann dem heimischen Publikum zeigen und ist gespannt auf dessen Rückmeldung. 

Chantal ist sich bewusst, dass einem in ihrem Business nichts geschenkt wird. Sie weiss, dass sie sich erst im kleinen Rahmen beweisen muss, bevor sie die Bühnen der Welt erobern kann. (jg)

 

Steckbrief

Name: Chantal Nitzlnader

Wohnort: Mauren

Alter: 25

Beruf: Musicaldarstellerin und Gesangspädagogin

Hobbys: Musik, Tanzen, Backen

Leibspeise: Käsknöpfle mit Apfelmus

Getränk: Rivella blau

Musik: Von Klassik über Pop, R’n’B und Gospel bis hin zu Rock

Lektüre: «Monk» auf Englisch

Stadt/Land? Land, mit gelegentlicher Flucht in die Stadt

Sommer/Winter? Frühling

Stärke: «Ich sehe das Glas immer halb voll.»

Schwäche: «Ich habe Mühe, mich emotional abzugrenzen.»

Traum: Hauptdarstellerin in einem grossen Musical

Kontakt: www.chantal.li

 

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