«Sentinator macht dich zum Terminator»

Beim dritten Anlauf hat es geklappt: Nach zwei Vize-Weltmeistertiteln 2009 und 2010 holte sich Roman Senti vergangenen November in St. Susanna (E) endlich den Weltmeistertitel im Classic Bodybuilding. «Ich habe immer an mich geglaubt und wusste, dass ich es früher oder später schaffen werde», so der Weltmeister überglücklich. Bereits bei der Anreise zum Wettkampfort hatte er ein gutes Gefühl. «Zum ersten Mal stimmte alles – der Flug, das Hotel, die Vorbereitungen – alles verlief nach Plan.» Trotzdem war er bei der Rangverkündigung überrascht. «Erst dachte ich, dass der Deutsche neben mir gewonnen hat. Doch dann merkte ich, dass er sich einfach nur über seinen zweiten Platz freut», lacht Senti. Die Emotionen hätten ihn in diesem Moment überwältigt. «Die ganze Anspannung fiel von mir ab – mir kamen sogar die Tränen», gibt er zu. Dann ging alles sehr schnell. Von Konkurrenten und Gönnern nahm er Glückwünsche entgegen und hielt Pokal und Medaille in den Händen. Die Schweizer Landeshymne wurde gespielt, er konnte für einige Minuten das Geschehene sacken lassen und seinen Triumph geniessen.

«Wo bleibt mein Burger?»

Und danach? «Rein in die Klamotten und ab zu McDonald’s», lacht er. Mittlerweile ein festes Ritual von Roman Senti. Kein Wunder, ist die Lust auf Fast Food nach zehn Wochen strikter Diät gross. Ein Blick in seinen Tagesablauf verrät, wie sehr sich der Bodybuilder in der Diätphase sowohl ernährungs- wie auch trainingstechnisch drillt: 4.45 Uhr aufstehen, 5 Uhr eine Stunde Walken, im Anschluss 100 Ausfallschritte, 6 Uhr 1. Mahlzeit (400 g Eiweiss gekocht), 6.15 Uhr Ruhephase, 8 Uhr 2. Mahlzeit (500 g Fisch, 100 g Reis), 8.30 Uhr Training, 30 g Kernelnüsse, 11.30 Uhr 3. Mahlzeit (300 g Huhn, 100 g Reis), 12 Uhr Ruhephase, 14.30 Uhr 4. Mahlzeit (500 g Fisch, 1 Apfel), 18 Uhr 5. Mahlzeit (300 g Rinderfilet, 100 g Reis, 19.30 Uhr Training, 21.30 Uhr 6. Mahlzeit  (300 g Huhn, 100 g Reis), 23 Uhr schlafen. 

Spass macht Roman Senti diese extreme Diätphase nicht. Doch seine Willensstärke lässt ihn diese 70 Tage irgendwie überstehen. «Irgendwann hängt mir der Fisch und das Hühnchen so zum Hals heraus – da wird der Burger in meinem Kopf immer grösser», lacht er. Senti macht bewusst, dass die Ernährung der Bodybuilder das ganze Jahr über sehr eiweissbetont und kohlenhydratarm ist. «Die richtige Wettkampfdiät ist natürlich nicht für den Durchschnittsmenschen geeignet und ich empfehle ihn nur Leuten mit Wettkampfambitionen.» 

Von den USA nach Liechtenstein

Nach mittlerweile über 20-jähriger Erfahrung im Trainings- und Ernährungsbereich, speziell für Muskelaufbau und Fettreduktion, hat Roman Senti vor rund eineinhalb Jahren seinen Shop Sentinator.li in Schaan eröffnet. Unter dem Motto «Sentinator macht dich zum Terminator» verkauft er Supplemente, das heisst verschiedene Nahrungsergänzungs- und auch -ersatzmittel je nachdem zum Muskelaufbau oder zur Gewichtsreduktion. «Die Produkte sind für jeden gedacht. Sie verhelfen Sportlern und Nichtsportlern zur Ernährungsoptimierung.» Auch wer nicht zum Terminator mutieren möchte, ist bei Roman Senti gut aufgehoben.  

Das Geschäft läuft gut. «Jung und Alt, Sportler und Nichtsportler kommen zu mir», freut er sich. Viele Leute kennen Roman Senti noch aus seiner Zeit als Fitnesstrainer im Fitnesshaus Schaan. Dort war er über neun Jahre tätig. Die Idee, einen Sportnahrungsmittel-Shop zu eröffnen, stammt von seinen Reisen in die USA. «Dort gibt es diese Shops in Massen.» Hierzulande ist Senti mit seinem Shop konkurrenzlos. Der Name «Sentinator» hat ihm übrigens einer seiner Trainingspartner verpasst. «Seitdem werde ich ihn nicht mehr los», lacht der Bodybuilder. Grund genug, ihn als Firmenname zu verwenden. «Er fällt auf und passt zu mir.» 

«Mich kann man buchen»

Der erste Gedanke ist hier sicherlich der falsche, denn als Callboy gibt es Roman Senti nicht zu buchen. Schliesslich ist er seit zwei Jahren glücklich mit Freundin Christine liiert. Bei besagtem Angebot handelt es sich um persönliche Ernährungs- und Trainingsberatungen. «Anders wie in einem Fitnesscenter, wo ständig Leute vorbeilaufen, habe ich gemerkt, dass die Atmosphäre im Shop für den Kunden persönlicher und angenehmer ist.» 

Wer möchte, kann sich auch in seinem eigenen Zuhause beraten lassen. Dabei nimmt Roman Senti den Kühlschrank seines Kunden unter die Lupe und checkt die vorhandenen Trainingsgeräte. «Für dieses Angebot sind die Kunden bisher noch nicht offen. Wer weiss, vielleicht ändert sich das noch», ist der Muskelmann zuversichtlich.  

Eiweiss als Fettkiller

Nach seiner langjährigen Erfahrung mit der richtigen Ernährung weiss Roman Senti, woran es bei den meisten Leuten scheitert. «Die grössten Sünden der Ernährung sind Kohlenhydrate, Zucker und Fett.» Na, was bleibt da noch übrig? «Eiweiss. Es kurbelt den Stoffwechsel viel stärker an als eine kohlenhydrat- oder fetthaltige Kost. Ebenfalls stabilisiert es den Blutzuckerspiegel», erklärt der Experte. Werde zu jeder Mahlzeit Eiweiss kombiniert, schiesse der Blutzuckerspiegel nicht so schnell in die Höhe. Dadurch werde Heisshunger gedämpft. «Eiweiss ist dabei hauptsächlich auch ein Baumaterial, denn die Muskeln bestehen grossteils aus Eiweiss. Wenn man zu wenig davon isst, baut der Körper die Muskulatur ab. 

Für viele sei es nicht einfach, sich von Kohlenhydraten fernzuhalten. Doch wer längerfristig abnehmen wolle, der müsse sich zwangsweise hauptsächlich von eiweissreicher Kost ernähren. Eine Zauberformel gebe es nicht. Was keineswegs helfe, seien Diäten. «Eine Ernährungsumstellung, verbunden mit regelmässigem Sport, ist das einzig Wahre.» 

Zu gross und zu dünn

Nicht immer hat sich Roman Senti so intensiv mit Ernährung und Sport auseinandergesetzt. Aufgewachsen in der Schweiz (Salez, Igis, Landquart, Untervaz), absolviert er die Ausbildung zum Forstwart und arbeitet über 15 Jahre auf diesem Beruf. Als Ringer trainiert er seinen Körper regelmässig. Doch irgendwann wird ihm der Aufwand zu gross und er hält sich fortan mit Fitness fit. «Ich war immer schon sehr gross und dünn – keine idealen Masse für den Ringsport.» Schnell merkt er, dass durch die steigenden Trainingseinheiten der Aufwand im Fitness bald grösser ist als damals zu seinen Ringerzeiten. «Ich habe mit Kollegen trainiert, war immer öfter im Fitnesscenter», erinnert er sich. Bis einer die Idee hat, Roman wettkampftauglich zu machen. Er lässt sich zum Fitnessinstruktor ausbilden und bekommt den Job im Fitnesshaus. Sozusagen an der Quelle, trainiert er mehr und mehr. «Das alles kam sehr schleichend. Ich habe mir zuvor nie Gedanken darüber gemacht, irgendwann an Wettkämpfen teilzunehmen.» 

Titelverteidigung fraglich

1996 nimmt er erstmals an einem Contest, den Newcomer Schweizer Meisterschaften, teil und gewinnt. Ein Jahr später folgt der dritte Platz bei den Weltmeisterschaften. Er trainiert immer härter. Neben dem Mr. Think Fit Titel 1999 und dem Mr. Millennium 2000 reiht sich ein Vize-Weltmeistertitel nach dem anderen. «Wäre ich ständig auf Platz 4 oder 5 gelandet, hätte ich längst aufgehört.» Doch mit Platz 2 schrammt er immer knapp am Titel vorbei. Auf der einen Seite frustrierend, auf der anderen Seite pusht es ihn zu noch besseren Leistungen, die sich schlussendlich mit dem Weltmeistertitel 2011 auszahlen. 

Das nächste Ziel wäre die Titelverteidigung im November dieses Jahres. «Ich weiss noch nicht, ob ich nochmals antrete, denn im Alter wird es immer mühsamer, seinen Körper perfekt zu formen», so der Bodybuilder skeptisch. Doch wer Roman Senti kennt, weiss, dass er es wahrscheinlich nicht lassen kann, da seine Leidenschaft fürs Fitness zu gross ist. Verlieren kann er zudem nichts, denn seinen Traum hat er sich bereits erfüllt. (jul)

Steckbrief

Name: Roman Senti

Wohnort: Schaan

Alter: 43

Beruf: Gelernter Forstwart, Inhaber des Sportnahrungsmittelshops Sentinator, Personaltrainer

Hobbys: Bodybuilding, Sport allg.

Leibspeise: McDonald’s

Getränk: Pepsi Max

TV-Vorliebe: DMAX

Musik: Querbeet

Lektüre: Flex, Muscle Report, Sportrevue

Stadt/Land? Beides

Sommer/Winter? Sommer

Ort: In der Natur

Stärke: Grosse Willensstärke

Schwäche: Ungeduld

Traum: «Meinen Shop weiterhin so erfolgreich zu führen.»

Kontakt: www.sentinator.li