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Schlüssel abgegeben ? Erinnerungen behalten

In ihrem Beruf als Kindergärtnerin erlebte Annemarie Mündle die Anfänge des Jobsharings, die wachsenden Anforderungen sowie Veränderungen der Verhaltensmuster von Kindern. Auch die Zusammenarbeit mit den Eltern ist stark gewachsen. Die Freude am Beruf prägte sie jedoch ein Leben lang ? auch in ihrer Familien- und Freizeitgestaltung.

Den Gedanken, einmal mit Kindern zu arbeiten, trug Annemarie Mündle schon früh in sich. Bereits während der Realschulzeit verbrachte sie ihre Sommerferien am liebsten im Caritaslager in Malbun. Dort erledigte sie jeweils während drei bis sechs Wochen allerlei Arbeiten, die gerade anfielen. Später wurde sie als Lagerleiterin tätig und entdeckte die schönen Seiten der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Schon als Jugendliche genoss Annemarie Mündle ihre freien Tage am liebsten in Liechtenstein und der Umgebung und hatte «kein Verlangen danach, zu verreisen». Diese Verbundenheit mit der Heimat blieb der heute 60-Jährigen stets erhalten. So macht sie seit 28 Jahren mit ihrem Mann und der Familie Ski- und Wellnessferien im Tirol. Sie und ihre Familie sind im heimeligen Örtchen Serfaus längst bekannt und konnten dort langjährige Freundschaften schliessen. «Ich liebe das Tirol – das Essen, die Natur und die Berge», schwärmt Annemarie Mündle von ihrem liebsten Erholungsort. Denn Zeit zum Erholen brauchte die Maurerin in den vergangenen Jahren, da sie sich beruflich stark engagierte. Die zahlreichen Vorbereitungen sowie auf­wendige Bastelarbeiten realisierte Annemarie Mündle oft in den Abendstunden oder an Ferientagen. In der Jobsharing-Zeit wurden dann die Vorbereitungen gemeinsam erledigt.

Drang nach Arbeit mit Kindern

Nach dem Realschulabschluss reiste die junge Annemarie nach Genf, um als Au-Pair in einer Privatklinik zu arbeiten und die französische Sprache zu erlernen. Der Wunsch, als Kindergärtnerin zu arbeiten, war schon damals gross. Sie sehnte sich danach, im Kreis zu sitzen und mit den Vier- bis Fünfjährigen arbeiten zu dürfen. Dies war damals jedoch kein einfaches Unterfangen und sie musste sich erst im Büro einer grossen Firma unter Beweis stellen. Jeden Tag ging Annemarie Mündle jedoch weniger gerne zur Arbeit und es war bereits eine Qual, sobald der Firmenbus sie abholte. Glücklicherweise hatte ihr Grossvater ein offenes Ohr für ihre Ambitionen, Kindergärtnerin zu werden und finanzierte ihr nach Abschluss der Abendhandelsschule auch die dreijährige Ausbildung zur Kindergärtnerin in Innsbruck. Nach der Diplomüber­gabe im Jahr 1970 erhielt die junge Frau die Chance, im neuen Kindergarten in Schaanwald eine Stelle anzutreten. Dies überlegte sie sich jedoch noch einmal, als man sie darauf hinwies, die ersten Jahre besser in einer anderen Gemeinde als der Heimatgemeinde zu absolvieren. So konnte sie – aufgrund der erfreulichen Jobsituation in der damaligen Zeit – nach Schaan wechseln.

Mama und Stellvertreterin

Dort war sie sieben Jahre lang als Kindergärtnerin beschäftigt, bis sie ihre Tochter Diana zur Welt brachte. Dank der Hilfe ihrer Schwiegereltern konnte die zielstrebige Annemarie weiterhin 100 Prozent arbeiten. Dies wurde ihr durch eine Stelle in Mauren erleichtert. Als 1982 ihr Sohn Markus zur Welt kam, nahm sich die Kindergärtnerin eine Auszeit, um für ihren Ehemann Elmar und ihre Kinder da zu sein. Doch statt einer ruhigeren Zeit folgten für Annemarie Mündle abwechslungsreiche und anstrengende Jahre. Während acht Jahren half sie landauf, landab aus und liess bei ihren Stellvertretungen kaum eine Gemeinde – ausser Triesenberg und Ruggell – aus. «Meine Familie hat mich dabei sehr unterstützt», erinnert sich die Kindergärtnerin aus Berufung noch heute an die turbulente Zeit. Dennoch hatte sie ein Jahr Auszeit, um am Ende des Schuljahres mit Kribbeln einer neuen Stelle entgegenblicken zu können.

Neue Herausforderungen

In Balzers konnte sie an einem Projekt teilnehmen und zusammen mit Beatrice Brunhart die erste Jobsharing-Stelle des Landes annehmen. Oft mussten sich die Kindergärtnerinnen rechtfertigen, ihre Erfahrungen regelmässig dokumentieren und klarstellen, dass sie wie eine Person unterrichten und erziehen. Dabei waren ein intensiver Gedankenaustausch und viele Besprechungen nötig. Die zahlreichen Aushilfstätigkeiten im Vorfeld halfen Annemarie Mündle, sich flexibel einarbeiten und auf neue Regeln einlassen zu können. Das Projekt dauerte zwei Jahre, in welchen sich die engagierte Frau auch vom Schulrat und den Inspektoren sehr gestützt fühlte. Da ihre Kollegin jedoch pausierte und einer anderen Beschäftigung nachging und Annemarie Mündle sich nicht noch einmal auf eine neue Partnerin einstellen wollte, ergriff sie die Chance, eine Stelle in Mauren anzunehmen. Die eigentliche Aushilfsstelle wurde dann zu ihrer Arbeitsstelle bis jetzt zur Frühpension.

Lebenslanges Lernen

In diesen Jahren erlebte die Kindergärtnerin einiges. Etwas ganz Spezielles war beispielsweise der Neubau des Kindergartens, weshalb sie ein Jahr lang mit ihren Schützlingen mit einem Bus nach Schaanwald fuhr, um dort den Kindergarten-alltag zu bestreiten. Aber auch gesellschaftliche Herausforderungen hatte die Kindergärtnerin in ihren 32 Dienstjahren und 10 Aushilfsjahren zu bewältigen. Nicht nur, dass es immer mehr Spielsachen und Sitzungen sowie einen neuen Lehrplan gab, auch die Arbeit am Computer beeinflusste mehr und mehr das Leben einer Kindergärtnerin. «Mittlerweile bin ich jedoch stolz auf meine Computerkenntnisse und traue mich mehr, am Computer zu arbeiten», freut sie sich.

Kindergärtnerin erzogen

Noch mehr Stolz und Freude empfindet sie, wenn sie daran denkt, wie sich ihre Arbeit im Kindergarten auch auf ihr Familienleben auswirkte, denn auch ihre Tochter Diana absolvierte auf dem zweiten Bildungsweg die Ausbildung zur Kindergärtnerin und übernahm eine Gruppe in Schaanwald. So konnten Mutter und Tochter miteinander das Kindergärtnerinnenleben leben und sich gegenseitig aufbauen und unterstützen. «Es ist schön, mit jungen Teamkolleginnen zusammenzuarbeiten. Wir haben uns stets ergänzt», berichtet Annemarie Mündle aus dem Berufsalltag. Während ihren Berufsjahren ermöglichte sie auch noch etlichen angehenden Kindergärtnerinnen ein Praktikum, was  mit viel Zeitaufwand verbunden war. Seit dem Jahr 2000 arbeitete sie dann erneut im Jobsharing, zunächst mit Biggi Beck-Blum, später bis zur Frühpensionierung mit Sybille Oehry. Mit beiden Jobsharing-Partnerinnen hatte sie es «super und es war eine tolle Zusammenarbeit», wie Annemarie Mündle berichtet.

Gebührender Abschied

Das Team ist nun durch ihren Entschluss, in Frühpension zu gehen, um eine angesehene Frau geschrumpft. Mit der Schlüsselabgabe und einem letzten Rundgang durch den Kindergarten Wegacker verabschiedete sich Annemarie Mündle mit ihrem Mann Elmar in die gut vorbereitete Frühpension. Dabei freut sie sich nun vor allem auf viel Zeit für ihre Enkelkinder Robin (6) und Laurin (4). Dafür, dass ihr dieser Wechsel in einen neuen Lebensabschnitt einfacher fällt, sorgten auch die liebevollen Mütter der Kindergartengruppe und ihre Jobsharing- Kollegin Sybille Oehry. So überraschten sie die Kindergartenkinder nach einem Ausflug mit selbst gebastelten Geschenken und einer Fahrt nach Hause im traditionsreichen  «Geburtstagsbollerwagen». (mp)

Steckbrief

Name: Annemarie Mündle

Wohnort: Mauren

Alter: 60 Jahre

Beruf: Kindergärtnerin in Frühpension

Zivilstand: Verheiratet

Hobbys: Basteln, Arbeiten im und ums Haus, Enkelkinder beschäftigen

Leibspeise: Kalbsleber mit Rösti und Käsknöpfle

Getränk: Mineralwasser und Kaffee

TV-Vorliebe: Musiksendungen

Musik: Schlager aller Art

Lektüre: Bis anhin Bastel- und Kinderbücher

Stadt/Land? Land

Sommer/Winter? Sommer, aber nicht zu heiss

Ort: Tirol

Stärke: Organisation, Planung und Perfektion

Schwäche: Arbeit am Computer

Motto: «Lass jeden Menschen so leben, wie er ist.»

 

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