«Partys organisieren ist eine Sucht»
René Tischhauser ? in jungen Jahren bekannt als Tom Cruise aus Sevelen ? organisiert gerade das erste Werdenberger Herbstfest. In seinen Zeiten als Doppelgänger und Showmixer hat er nicht nur für das Feiern erfolgreicher Partys viel gelernt, sondern auch fürs Leben.
Wenn ich am 40. Geburtstag noch nicht verheiratet bin, mache ich ein grosses Geburtstagfest.» Das hat René Tischhauser aus Eschen versprochen ? und auch gehalten: Vor drei Jahren organisierte er unter dem Motto «Hollywood made in Switzerland» eine grosse Geburtstagsparty mit 176 geladenen Gästen. «Ich rollte einen roten Teppich für die Besucher aus, die in eleganter Abendgarderobe kamen, und verlieh Oscars an treue Freunde, Lieblingsverwandte und beste Vereine, während eine Liveband für die passende Tanzmusik sorgte», lacht der Junggeselle. Eine grosse Hilfe dabei war ihm Patrik Solinger, der im Getränkeservice arbeitet. René Tischhauser erzählt: «Ich bin in Sevelen aufgewachsen und habe mit Patrik die Schulbank gedrückt. Als ich nach Arosa zog, verloren wir uns allerdings aus den Augen.» Das Geburtstagsfest hat die beiden Bekannten nicht nur wieder zusammengeführt, sondern zu sehr guten Freunden gemacht. Sie erhielten zahlreiche begeisterte Rückmeldungen und entschlossen sich, in regelmässigen Abständen weitere Feste gemeinsam zu organisieren.
Zwei Festbrüder mischen Sevelen auf
Als Mitglieder des Fussballclubs Sevelen veranstalteten René Tischhauser und Patrik Solinger im Jahr darauf einen Galabend. Im letzten Jahr organisierten die Senioren des Fussballclubs dann in Zusammenarbeit mit dem Tennisclub Sevelen, wo René Tischhauser ebenfalls Mitglied ist, ein Oktoberfest. Im Frühling schaffte es das Duo sogar, dass das Dorffest in Sevelen nach sieben Jahre wieder auflebte. Der unternehmenslustige 43-Jährige berichtet: «Wir haben Investoren gefunden, die uns unterstützen und uns offiziell zum Ziel gesetzt, jährlich zwei bis drei Feiern in der Region zu organisieren.» Ihm macht es grossen Spass, Mitmenschen eine Gelegenheit zu bieten, ausgelassen zu feiern und den Alltag zu vergessen. Wenn sich die Leute freuen, dass in der Region wieder mehr läuft, nimmt er die Arbeit und den Stress gerne in Kauf, die mit jeder Organisation verbunden sind. «Partys organisieren ist zu einer Sucht geworden ? und je grösser die Herausforderung und das Risiko dabei ist, desto interessanter», gesteht René Tischhauser.
Werdenberger Herbstfest
Eigentlich wäre geplant gewesen, dass Réne Tischhauser und Patrik Solinger drei bis vier Jahre regelmässig Veranstaltungen organisieren und dann etwas Grösseres planen. «Aber warum warten, wenn man sofort etwas Grossartiges auf die Beine stellen kann?», sagten sich die beiden bereits nach kurzer Zeit und riefen das Werdenberger Herbstfest ins Leben ? «eine Mischung aus Oktober- und Schlagerfest, an dem Jung und Alt in Dirndl und Lederhose, aber auch in gewöhnlichen Kleidern gemeinsam feiern können», wie der OK-Chef erläutert.
Das Werdenberger Herbstfest steigt am Samstag, 7. September, beim Fussballplatz in Sevelen mit internationalen Musikgrössen wie Francine Jordi oder den Stimmungskanonen von den Isartaler Hexen. Tischhauser und Solinger dürfen unter anderem wieder auf die Unterstützung des Fussball- und Tennisclubs Sevelen zählen. «Werden unsere Erwartungen erfüllt, spielen wir mit dem Gedanken, das Fest jährlich in einer anderen Werdenberger Gemeinde zu veranstalten», verrät René Tischhauser.
Showmixer in Arosa
Ein Blick in die Jugend von René Tischhauser verrät, dass sich das Leben des 43-Jährigen nicht immer um Partys gedreht hat: Er ging zur Schule, absolvierte eine Lehre als Automechaniker, besuchte die Rekrutenschule und arbeitete schliesslich als Betriebsmechaniker. Wie viele Jungs spielte er nebenbei Fussball. Der Ausgang hatte lange Zeit keine grosse Bedeutung für ihn. «Kurz zusammengefasst, führte ich ein stinknormales Leben ? bis ich nach Arosa zog: Da fing das Leben erst richtig an», lacht der gelernte Automechaniker. Er besuchte im Winter oft Freunde und Bekannte, die als Saisonarbeiter in Arosa tätig waren. Ihn faszinierte der Ferienort als Arbeitsumfeld. «In Arosa gab es weder einen Montag noch einen Freitag. Die Kunden waren immer gut aufgelegt und freundlich», erinnert sich René Tischhauser.
Als er mit 22 Jahren plötzlich den Drang verspürte, einmal etwas anderes zu erleben, bewarb er sich in Arosa als Barkeeper. Damals arbeitete er am Wochenende bereits hinter einer Bar in Sargans. «Barkeepen war mein Hobby», lächelt Tischhauser. Obwohl er die Bewerbung zu spät einreichte und die Jobs bereits vergeben waren, machte man bei René Tischhauser eine Ausnahme: Man nahm ihn als zusätzlichen Barkeeper in Arosa auf und offerierte ihm eine Ausbildung zum Showmixer. Der Grund: sein Aussehen. Der 22-Jährige glich Tom Cruise aufs Haar ? und eignete sich perfekt für eine Showeinlage à la «Cocktail», der Filmkomödie mit Tom Cruise.
Der Tom Cruise aus Sevelen
«Schon in der Lehre hat man mich vermehrt auf meine Ähnlichkeit mit Tom Cruise angesprochen», erzählt René Tischhauser. Zuerst habe er sich aber nicht viel dabei gedacht, bis er als Barkeeper in Arosa von seinem Aussehen profitierte: Er begann, sein Äusseres Tom Cruise anzupassen, schnitt seine Haare so wie er und kleidete sich dementsprechend. «Ich habe mich jedoch niemals offiziell als Cruise ausgegeben ? ich kann ja bis heute kein Englisch», lacht 43-Jährige beim Gedanken an einen Skiausflug nach Ischgl. Obwohl er einer Gruppe von Skifahrern sagte, dass er nicht Tom Cruise sei, wollten diese nichts davon wissen. «Dann habe ich ihnen die Autogramme eben gegeben.»
Schliesslich meldete sich René Tischhauser bei einer Doppelgängeragentur in Zürich. Nun zeigte er sein Können nicht mehr nur in Arosa, sondern in der ganzen Deutschschweiz. Man konnte ihn für Events buchen, an denen er mehrheitlich Show mixte. 1998 wurde sogar die «Glückspost» auf den Seveler aufmerksam und integrierte ihn in eine Story über Schweizer Star-Doubles.
Das Leben in vollen Zügen geniessen
«Das war eine Zeit! Ich lebte sozusagen von meinem Aussehen und dem Cocktailmixen», scherzt der 43-Jährige heute. Er erinnert sich gerne an die Zeit zurück, bereut es aber nicht, dass er nach sieben Jahren in Arosa wieder nach Sevelen zurückkehrte und seinen Job als Barkeeper und Tom-Cruise-Double an den Nagel hängte. «Bei einer solchen Arbeit verliert man auf die Dauer einfach den Bezug zur Realität. Ich entschied mich, in meine Heimat zurückzukehren und wieder einer geregelten Arbeit nachzugehen.»
Seit 1999 arbeit er bei der Hoval in Vaduz und treibt in seiner Freizeit wieder vermehrt Sport. Er entdeckte das Motorradfahren für sich und nahm es auch privat wieder ruhiger ? bis 2009 seine geliebte Mutter an Krebs starb. «Das war der Tiefpunkt meines Lebens. Kurz zuvor hiess es noch, sie habe den Krebs besiegt.» Dieses einschneidende Ereignis rief René Tischhauser wieder in Erinnerung, dass man nur einmal lebt und das Leben in vollen Zügen geniessen muss. Deshalb organisierte er bereits an seinem nächsten Geburtstag ? seinem vierzigsten ? das grösste private Fest seines Lebens. (hl)
Steckbrief
Name: René Tischhauser
Wohnort: Eschen, aufgewachsen in Sevelen
Alter: 43
Zivilstand: in einer Beziehung
Beruf: Gelernter Automechaniker, Showmixer, Sachbearbeiter Service und Nachschub bei der Hoval AG in Vaduz
Hobbys: Motorradfahren, Fussball und Tennis
Projekt: Werdenberger Herbstfest und Chaletvermietung
Leibspeise: Raclette
Getränk: Bier und Wasser
TV-Vorliebe: Eine schrecklich nette Familie, Die Unbestechlichen
Musik: AC/DC
Lektüre: Zeitung
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Sommer
Ort: Velden am Wörthersee
Stärke: Spontanität
Schwäche: Labilität
Traum: «Mein Traum wäre, einmal eine Strandbar zu eröffnen.»
Lebensmotto: Das Leben in vollen Zügen geniessen
Kontakt: www.werdenberger-herbstfest.ch
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