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«Motorsport ist ein Lebensgefühl»

Pascal Posch aus Buchs ist 27 Jahre alt, Plattenleger im Geschäft seines Vaters und begeisterter Kartfahrer. Nach einer fünfjährigen Pause hat er im letzten Jahr die Schweizer Meisterschaft gewonnen und strebt nun die Titelverteidigung an.

Pascal Posch bewies letztes Jahr an der Rotax-Max-Challenge auf Schweizer Ebene, dass es auch ohne grossen finanziellen Aufwand und ohne enormes Zeitbudget möglich ist, die Spitze zu erreichen. Der 27-Jährige aus Buchs fuhr bei allen sechs Veranstaltungen der Schweizer Meisterschaft aufs Podest. Seine herausragenden Leistungen auf der Rennstrecke wurden mit dem Gewinn des Meistertitels belohnt. Dieser ermöglichte ihm im November letzten Jahres die Teilnahme an der Rotax-Max-Challenge-Weltmeisterschaft in Abu Dhabi. «Diese WM ist sozusagen die Olympiade im Kartfahren», erläutert Pascal Posch. Für ihn war die Weltmeisterschaft das Highlight seiner bisherigen Kart-Karriere, obwohl er es nicht ins Finale schaffte: Er hatte ein schlechtes Qualifying und wurde zwei Mal «abgeschossen». Der 27-Jährige lacht: «Ich war mir gar nicht gewohnt, dass man ohne Rücksicht auf Verluste gezielt Mitstreiter attackiert.» In den Schweizer Meisterschaften gehe man vorsichtiger mit den Karts um, weil die Teilnehmer oft weniger Geld zur Verfügung hätten und unnötige Kosten scheuten.

Eine Kostenfrage

Pascal Posch fährt seit einem Jahr für den Kartshop Rümlang im Kanton Zürich. Seine Eltern haben ihm letztes Jahr einen Trainingstag geschenkt, an dem er brillierte. Der Kartshop bot ihm daher an, die ersten drei Rennen der Schweizer Meisterschaft für ihn zu bestreiten und stellte ihm einen Kart zur Verfügung. Für die übrigen Rennen sowie die restlichen Kosten wie zum Beispiel Benzin oder Arbeiten des Mechanikers kommt er mithilfe von Sponsoren auf. «Es ist vieles eine Kostenfrage», gesteht der 27-jährige Plattenleger. Während der amtierende Weltmeister zur Vorbereitung des Rennens 180 Tage Kart gefahren ist, verbrachte Posch mit seinen finanziellen Mitteln gerade mal 22 Tage auf der Rennstrecke. Mittlerweile ist der Schweizer Meister Pascal Posch das Aushängeschild vom Kartshop Rümlang.

Regelmässiges Fitnesstraining

Dafür besucht Pascal Posch beinahe täglich das Fitnesscenter «Fitin» in Buchs, um sich körperlich sowie mental fit zu halten. Seit Posch regelmässig seine Ausdauer und Kraft trainiert, wird er an den Rennen viel weniger schnell müde: «Viele unterschätzen die Kraft, die benötigt wird, ein Kart bei einer Kurvengeschwindigkeit von bis zu 100 Kilometern pro Stunde zu lenken.» Der Schweizer Meister erzählt, dass bei verschiedenen Kurven Kräfte von bis zu 3G auf die Fahrer einwirken und dabei die Arm-, Rücken- und Halsmuskulatur sehr beansprucht wird. Ausserdem könne man die Rennkarts nicht mit den Fahrzeugen in Indoor-Kartbahnen für jedermann vergleichen: «Der Reifen eines Rennkarts ist nach einem Tag abgenutzt, die eines Mietkarts in einem Monat. Der Mietkart-Motor erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von circa  50 km/h, der Rennkart bis zu 100 km/h. Ausserdem werden vor jedem Rennen Sitz, Pedale und Lenkrad perfekt auf mich eingestellt.» Der junge Mann muss daher immer schmunzeln, wenn ihm seine Gesprächspartner erzählen, dass sie «auch» Kart fahren.

Kartrennen in Triesen besucht

Pascal Posch ist in Buchs geboren und aufgewachsen. Sein Vater hat ein eigenes Plattenlegergeschäft, in dem er nach der Grundschule die Lehre absolviert hat, seine Mutter sowie seine Schwestern sind gelernte Coiffeusen. «Mich hat niemand zum Rennfahren gedrängt, aber meine Familie hat mich immer unterstützt», erzählt er. Sein Vater Rolf Posch sei früher einmal Autoslalom gefahren und habe ihn aus reinem Interesse am Motosport mit 7 Jahren zu einem Kartrennen in Triesen mitgenommen. «Ich war so fasziniert davon, dass ich es selbst ausprobieren wollte», erinnert sich Posch nach 20 Jahren. Sein Vater hat daraufhin regelmässig einen Kart beim Kartclub Liechtenstein gemietet und ihn fahren lassen. Rolf Posch ist heute noch eine wichtige Bezugsperson für Pascal – nicht nur, weil beide miteinander arbeiten, sondern weil Posch senior regelmässig mit seinem Junior ins Fitnesscenter geht und ihn an jedes Rennen begleitet. «Mein Vater ist mein stiller Coach», lächelt Pascal Posch und verrät, dass er am liebsten mit der Kartnummer 53 – dem Jahrgang seines Vaters – an den Start gehe.

Ein Jahr Autorennen gefahren

Mit acht Jahren fuhr Pascal Posch zum ersten Mal die Junioren Schweizer Meisterschaft. «Die kleinen Karts und Junioren-Rennen kamen damals gerade erst auf», erzählt er. Bis er 17 war, fuhr er in der Schweizer Meisterschaft verschiedene Kategorien, wurde dabei zweimal Vizemeister, einmal Dritter und gewann zweimal den KIA Cup. Dann kam er in den Genuss des Förderungsplans der Formel Lista. Er wurde von der Formelklasse mit 14 weiteren Kartfahrern aus der Schweiz zu einer Talentsichtigung eingeladen. Der Gewinner hatte die Chance, ein Jahr Autorennen zu fahren. Der Jugendliche liess sich diese Gelegenheit nicht nehmen und fuhr das Testrennen – schaffte es jedoch nur auf den zweiten Platz. «Für mich war das Autorennen somit wieder abgehakt», so der Kartfahrer. Das Schicksal wollte es jedoch anders: der 37-jährige Tessiner, der das Testrennen gewann, brach sich beide Beine und so bekam trotzdem Pascal Posch die Gelegenheit, die Saison in der Formel Lista zu bestreiten. «Ich freute mich riesig, kam beim ersten Renntag in Dijon aufs Podest und gewann das zweite Rennen in Varano», erzählt er. Dann wird seine Stimme leiser: «Leider freute ich mich zu früh.» Nach seinen zwei Erfolgen gab es Meinungsverschiedenheiten mit dem Team, wodurch er materialtechnisch benachteiligt wurde und bald aus dem Rennen war.

Fünf Jahre Auszeit

Der damals 17-Jährige liess sich jedoch nicht unterkriegen und fuhr weiter Kartrennen. Mit 21 legte er schliesslich eine Pause ein. Pascal Posch sammelte unter anderem ein Jahr Erfahrung als Plattenleger in Bern und reiste nach Australien, um Englisch zu lernen. «Ich bin ein offener Mensch, der gerne kommuniziert und ärgerte mich in den Ferien immer, wenn ich mich nicht richtig verständigen konnte», erklärt Pascal Posch seinen Auslandaufenthalt.  Letztes Jahr feierte er bei der Rotax-Max-Challenge sein Comeback und holte sich den Schweizer Meistertitel.

Titelverteidigung als Ziel

«Motorsport ist ein Lebensgefühl», erzählt der 27-Jährige mit strahlenden Augen. Er liebt die Geschwindigkeit, das späte Bremsen und das Überholen. «Selbstverständlich nur auf der Rennstrecke – nicht auf der Strasse», fügt er hinzu. Besonders auf Regen fährt er wortwörtlich ab: «Wenn es an einem Rennen regnet, fahre ich allen davon», lacht er. Pascal Posch fühlt sich trotz seines für einen Kartfahrer fortgeschrittenen Alters sichtlich wohl im Kart-Business. «Ich würde aber nicht nein sagen, wenn ich noch einmal die Chance hätte, Auorennen zu fahren», so Posch. Jetzt steht  jedoch die Vorbereitung auf die Schweizer Meisterschaft im Zentrum. «Ich möchte den Titel verteidigen und anschliessend an der Weltmeisterschaft ins Finale kommen», formuliert er seine Ziele und strotzt dabei vor Ehrgeiz. (hl)

 

Steckbrief

Name: Pascal Posch

Wohnort: Buchs

Alter: 27

Zivilstand: In einer Beziehung

Beruf: Plattenleger, Kartfahrer Coach

Hobbys: Motorsport und Fitness

Leibspeise: Pizza und Spaghetti

Getränk: Mineral

TV-Vorliebe: «How I met your mother», «Good Year»

Musik: Mumfords and sons, Kings of Leon

Lektüre: «The Secret», «Motor Sport Aktuell»

Stadt/Land? Land

Sommer/Winter? Sommer

Ort? San Francisco und Stockholm

Stärke: Ehrgeiz

Schwäche: Ungeduld

Kontakt: pascal.posch@hotmail.com

 

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