Mit gutem Gewissen an die neue Aufgabe
Corina Boltizar eröffnete Anfang des Monats das neue Blumengeschäft «Flora Schaan». Nachdem der Betrieb ihrer Mutter, Gärtnerei und Blumen Ospelt, Konkurs anmelden musste, entschied sie sich, mit der Vergangenheit abzuschliessen und einen Neuanfang zu wagen.
Von Beginn an stand für Corina Boltizar ausser Frage, dass sie Floristin werden will. Sie half schon als Kind in den Ferien und der Freizeit gerne ihren Grosseltern in der Gärtnerei Ospelt und ihrer Mutter im Laden von Blumen Ospelt. «Ich kann nicht genau sagen, woher die Faszination für Pflanzen kommt, doch ich denke, es hat mit meiner glücklichen Kindheit zu tun», erklärt sich Boltizar ihr Faible für die Botanik. «Denn obwohl sich meine Eltern scheiden liessen, hatte ich nie das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Der Kontakt mit meinem Vater und meiner Mutter war immer intakt und ich kann mich glücklich schätzen, dass dem so war.» Sie wisse, dass es diesbezüglich andere Scheidungskinder schwieriger hätten.
Sie liebte es, an der frischen Luft zu sein und sich auch mal die Hände schmutzig zu machen. «Diese Arbeit macht mich glücklich und deshalb entschied ich mich nach der Schule, eine Floristenlehre bei Blumen Diener in St. Gallen in Angriff zu nehmen», erinnert sie sich. «Für mich war es wichtig, auch einen anderen Betrieb von innen zu sehen als den Familienbetrieb. Diese Zeit hat mir sehr viel gebracht.» Nach ihrem Lehrabschluss 2005 begann sie dann, im Betrieb ihrer Mutter mitzuarbeiten. Bis dieser acht Jahre später Konkurs anmelden musste.
Schliessung hatte sich nicht abgezeichnet
Am 31. Juli schloss das 81-jährige Familienunternehmen Gärtnerei und Blumen Ospelt in Schaan endgültig seine Pforten. Am selben Ort eröffnete Corina Boltizar zwei Monate später den neuen, kleineren Blumenladen Flora Schaan. Eine grosse Herausforderung für die 27-Jährige. «Denn man erfährt von Leuten, dass hintenrum schlecht geredet wird: Dass ich womöglich etwas mit dem Konkurs des Familienunternehmens zu tun hatte und nun frisch und frei dort weitermache, wo das Unternehmen aufgehört hat, während andere noch immer auf Geld warten», erzählt Boltizar. Diesem Vorwurf will sie entgegentreten. Denn alleine die Tatsache, dass sie als Tochter der Geschäftsinhaberin eine Angestellte in diesem Betrieb war, heisse ja nicht automatisch, dass sie über die Finanzlage des Unternehmens Bescheid wusste.
Rahmenbedingungen waren nicht optimal
«Im Gegenteil: Ich hatte keinen Einblick in die Finanzen und wurde von der Nachricht, dass wir zumachen müssen, genauso überrascht wie alle anderen Angestellten», erinnert sich die 27-Jährige. Dass die langen Wintermonate die Einkaufspreise in die Höhe trieben und der Handel von der Wirtschaftskrise in Mitleidenschaft gezogen wurde, war ihr bewusst. Dass es aber so schlecht um das Unternehmen stand, konnte sie nicht ahnen.
«Ich gehe davon aus, dass meine Mutter mich damit nicht belasten wollte und lange dachte, dass man es doch noch irgendwie aus der Krise schafft», erklärt sich Corina Boltizar die Situation. Ihrer Mutter macht sie deshalb keine Vorwürfe. «In der ersten Zeit macht man sich logischerweise Gedanken, was man besser oder anders hätte machen können. Doch damit kommt man nicht weiter. Das Leben geht weiter», erklärt die 27-Jährige, die nach der Schliessung Ende Juli ? genauso wie ihre Mutter ? ohne Arbeit dastand.
Der mutige Schritt in die Selbstständigkeit
Nun war Corina Boltizar gezwungen, sich Gedanken zu machen, wie es beruflich weitergeht. Nach langem Grübeln entschied sie sich für den Schritt in die Selbstständigkeit. Dass es aufgrund der Vorgeschichte kritische Stimmen geben würde, war ihr bewusst. «Ich beantworte auch gerne Fragen von kritischen Kunden oder Interessierten, soweit ich sie überhaupt beantworten kann. Das ist mir allemal lieber, als wenn man hinter meinem Rücken Unwahrheiten verbreitet», geht sie offen mit der Geschichte um, die aufgrund der Neueröffnung ihres Blumenladens in den letzten Wochen allerdings in den Hintergrund gerückt ist.
Kleiner und feiner
Sie krempelte die Ärmel hoch und begann, etwas Neues zu erschaffen. Die Lehrlinge von Blumen Ospelt konnte sie übernehmen. Als ihr eigener Chef richtete sie den neuen Laden ein, den sie Anfang September eröffnet hat. «Das war eine sehr intensive Zeit und jetzt bin ich froh, dass der Start geglückt ist», erklärt Boltizar erleichtert. Mit der Gemeinde einigte sie sich darauf, dass das ursprüngliche Ladenlokal verkleinert wird. Mit frischen Farben an den Wänden sorgte sie für ein einladendes Ambiente.
«Ich wurde von vielen Kollegen aus der IG Schaan moralisch unterstützt und viele Stammkunden von Blumen Ospelt haben den Weg in den neuen Laden gefunden. Sie freuen sich, dass es im Schaaner Zentrum wieder einen Blumenladen gibt», so die neue Ladenbesitzerin. Aber eines sei für sie klar: Ohne ihren Mann Sascha und dessen tatkräftige Unterstützung hätte sie das alles nicht geschafft.
Kroatisch gelernt
Ihn hatte sie während ihrer Floristenlehre kennengelernt. Mit 18 Jahren pendelte sie zwischen St. Gallen, wo sie die Lehre bei Blumen Diener absolvierte, und Schaan hin und her. «Irgendwann lernten wir uns im Ausgang kennen und sahen uns dann zwei Wochen lang am Stück jeden Tag», erinnert sie sich. «Und dann waren wir irgendwann zusammen», schmunzelt sie.
Sie freut sich immer wieder auf die gemeinsamen Reisen. «Da Sascha Schweizer mit kroatischen Wurzeln ist, fahren wir öfter nach Kroatien. In den neun Jahren habe ich auch schon Kroatisch gelernt», schmunzelt Boltizar und relativiert: «Ich verstehe Kroatisch sehr gut, traue mich aber nicht immer, die Sprache zu sprechen.» Sie habe generell grosses Interesse an Sprachen und nimmt auch gleich die slawischen Sprachen in Schutz: «Für uns klingt es manchmal recht hart, wenn wir Kroaten reden hören. Doch es gibt auf Kroatisch sehr viele schöne Ausdrücke, die man auf Deutsch nicht kennt. So hat jede Sprache ihren ganz besonderen Reiz.» So sage man zum Beispiel einem geliebten Menschen «Meine Seele», was für die Kroaten ein Zeichen tiefster Zuneigung sei und viel weiter gehe als alle gängigen deutschen Bezeichnungen für die Liebste oder den Liebsten.
Familienplanung auf Eis
Apropos Liebe: Im vergangenen Juni haben sich Corina und Sascha das Jawort gegeben. «Wir haben standesamtlich geheiratet. Die kirchliche Hochzeit folgt dann nächstes Jahr.» Mit den jüngsten Ereignissen hat die junge Ehe eine harte Probe bestanden. Die beiden hoffen nun, dass diese sehr turbulente Phase voller Ungewissheit vorbei ist und sich eine ruhigere Zeit einstellen wird. Denn mit der Neueröffnung des Geschäfts wurde vorerst auch die Familienplanung auf Eis gelegt. «Ich bin ja noch relativ jung ? ein paar Jahre habe ich ja noch Zeit», schmunzelt die 27-Jährige. (mw)
Steckbrief
Name: Corina Boltizar
Wohnort: Schaan
Alter: 27
Beruf: Floristin
Hobbys: Lesen, Kochen, Reisen, Familie, Sprachen
Leibspeise: Zwetschgenknödel
Getränk: Cola
TV-Vorliebe: Krimi-Serien
Musik: Alles
Lektüre: «Hauptsache, es ist spannend geschrieben»
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Sommer und Herbst
Ort: zu Hause
Stärke: Zuverlässigkeit
Schwäche: «Ich will es allen recht machen.»
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«Liewo-Porträt»