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«Meine Lieder sollen zum Denken anregen»

Am kommenden Samstag präsentiert die Sängerin Helen Vogt im Schlösslekeller in Vaduz ihr erstes Album. Die gebürtige Balznerin, die an der Musikschule Prättigau als Gesangs- und Gitarrenlehrerin tätig ist, liess sich dafür bewusst genug Zeit.

Musik ist nicht immer gleich Musik: So gibt es oberflächliche Werke, die das Gefühlsleben streifen und andere, die tiefer gehen. Meist sind die Themen in Rock- und Popsongs aus dem Leben gegriffen und handeln von Ängsten, der Liebe und anderen Emotionen. Die Kunst dabei besteht darin, nicht einfach zu wiederholen, was man bereits gehört hat. «Die Gefühle sind bei jedem im Prinzip die gleichen, doch es kommt darauf an, wie sie in einem Text und in der Musik rübergebracht werden», erklärt Helen Vogt. Ihr Anspruch sei es, die Tiefe der Gefühle zu erfassen «und vor allem keine Floskeln zu produzieren.»
Am kommenden Samstag präsentiert die Balznerin im Schlösslekeller ihr erstes Album «Dies ist mein Kreuzzug». Ihr ist bewusst, dass das Wort Kreuzzug ein starkes Wort ist, das eine politisch und historisch heikle Epoche verkörpert. «Damit möchte ich aber nicht Politik und Geschichte aufgreifen. Ich möchte vielmehr daran erinnern, dass man im Leben manchmal in Situationen gerät, in denen die Hindernisse, die einem im Weg stehen, überwunden werden müssen.» Das habe nichts mit alten Religionskonflikten zu tun, sondern mit Schlachten, die man oft mit sich selbst schlagen muss. «Und manchmal sind es hier Kämpfe, die es zu bestehen gilt.»

Ein Präsentationsabend der besonderen Art

Am kommenden Samstag wird Helen Vogt sämtliche Songs ihres neuen Albums präsentieren. Unterstützt wird sie dabei von ihren Lehrerkollegen von der Musikschule Prättigau. Das ist insofern speziell, als sie die CD selbst in den USA produzierte. «Arrangiert wurden die Lieder von meinem besten Freund in den USA und auch die Musiker, die zum Gelingen der CD beigetragen haben, leben alle in Los Angeles.» Für die Produktion flog sie zweimal im Sommer nach L. A., wo sie von 2003 bis 2007
Rock-, Pop- und Jazzgesang und Songwriting am Musicians Institute  studierte. Da ihre Musikerfreunde nicht dabei sein können, möchte sie ihnen auf andere Weise ihren Dank zeigen. «Wir werden an diesem Abend mit einer Bilderstrecke die Entstehungsgeschichte der CD zeigen.»
Den Schritt nach Amerika unternahm sie, weil die Schule in Zürich, an der sie ihr Studium begann, ihre Türen schloss. «Anfangs war das nicht ganz leicht, denn ich hatte sehr starkes Heimweh», erklärt die Balznerin. Sie hat im Lauf der Zeit am Musicians Institute gute Freunde gefunden, die ihr das Leben in der Ferne leichter gemacht haben. «Ich bin mit ihnen immer noch in Kontakt und versuche, möglichst einmal jährlich nach L.A. zu fliegen, um sie zu besuchen und über ihre Karrieren auf dem Laufenden zu bleiben.» Ein Leben in L.A. könne sie sich dennoch nicht vorstellen. «Das Tempo in Los Angeles ist für mich zu hoch – vor allem, weil ich ja in Balzers aufgewachsen bin», lacht die 36-Jährige.    

Das Schreiben in den USA entdeckt

Schon als Helen Vogt noch mitten in ihrer Gymnasialzeit war, wurde ihr klar, dass ihr künftiger Beruf etwas mit Musik zu tun haben muss. Sie begann früh, sich für den Gesang und die Gitarre zu interessieren und erfuhr dabei grosse Unterstützung von ihrem Gitarrenlehrer Markus Biedermann an der Musikschule Liechtenstein.
«Bis ich nach L. A. ging, sang ich eigentlich immer auf Englisch», erklärt Vogt. Ihre eigenen Liedtexte schrieb sie anfangs auch alle in Englisch. Es wurde ihr jedoch immer klarer, dass sie sich in ihrer Muttersprache Deutsch am besten ausdrücken kann. «Die einen können das besser auf Englisch, die anderen singen gar im Dialekt. Bei mir ist es eben das Schriftdeutsche, das mir liegt.» Nicht umsonst fällt ihr bei der Beschreibung ihrer Musik zuerst Herbert Grönemeyer ein. «Mich beeindruckt seine Art, die Texte zu formulieren. Er regt zum Denken an und schafft es, dass jeder die Texte für sich selbst interpretieren kann.»
 
Viele Helfer dabei

Die Musik und die Texte für die neue CD stammen alle aus ihrer eigenen Feder. «Ausserdem halfen mir meine zwei Schwestern Monika und Margrit beim Ausarbeiten der Texte und beim Feinschliff. Sie brachten auch frische Ideen ein, wenn ich mich mit den Texten verzettelte.» Für das Cover und das Layout der CD war Georg Jäger zuständig. «Er hat es meiner Meinung nach sehr gut geschafft, zu zeigen, welche Botschaften ich in meinen Texten überbringen möchte.» Die Gipfel der Liechtensteiner  Berge im Hintergrund des Covers stehen für die Ziele, die erreicht werden sollen. Die Felsen auf den Innenseiten des Booklets sind die steinigen Wege, die das Leben oft hervorbringt.
Helen Vogts Texte gehen in die Tiefe. So können die Songs die Zuhörer dazu bewegen, ähnliche Erlebnisse zu verarbeiten und auf sich selbst zu beziehen. «Meine Lieder sollen zum Denken anregen und eignen sich nicht, um sie beiläufig anzuhören.» Mit ihrer eigenen Musik kann sich Helen Vogt als Sängerin und Musikerin weiterentwickeln. «Als Musiklehrerin kann es schnell passieren, dass man sich sehr auf seine Schüler konzentriert und fast keine Zeit mehr hat, an sich selber zu arbeiten. So aber bleibe ich nicht stehen und mache Fortschritte.»

Das Standbein als Sängerin festigen

Mit der CD möchte sie auch ihr Standbein als Sängerin ausbauen und hier einen Anfang machen, um  ihre Lieder einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Und wie jede Musikerin liebt sie Auftritte, die mit der CD bald häufiger werden sollen. Doch das ist nicht alles, was sich das sympathische Gesangstalent vorstellen kann. «In Zukunft würde es mich reizen,  meine eigenen Lieder in Filmen oder Serien einzubringen. Nun habe ich eine Referenz, die ich an Verantwortliche senden kann.» Die Produktion von Fernsehmusik ist ein Steckenpferd ihrer ehemaligen Lehrerin in Los Angeles. Sie hatte damals die Musik für die Serie  «Baywatch – Die Rettungsschwimmer von Malibu» komponiert und Helen Vogt dazu ermuntert, sich in Zukunft zusätzlich zu ihrer eigenen Musikproduktion in der musikalischen Filmuntermalung zu versuchen. So darf man gespannt sein, wohin Helen Vogt ihr persönlicher «Kreuzzug» hinführen wird. Langweilig wird es der Wahl-Triesenbergerin aber in naher Zukunft sicher nicht werden, denn Ideen für neue Projekte sind genügend vorhanden. (mw)

Die CD «Dies ist mein Kreuzzug» kann unter www.helenvogt.com bestellt oder kommenden Samstag bei der CD-Taufe direkt gekauft werden.

Steckbrief

Name: Helen Vogt
Wohnort: Triesenberg
Jahrgang: 1976
Beruf: Musiklehrerin, Musikerin
Hobbys: Wandern, Radfahren
Leibspeise: «Ghackets met Hörnle»
Getränk: Eistee
TV-Vorliebe: kein Fernseher
Musik: Herbert Grönemeyer
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Sommer
Ort: In der Natur
Stärke: Geduld
Schwäche: «Ich verschiebe gerne, was man heute schon erledigen könnte.»
Homepage: www.helenvogt.com

 

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