Life: «Offen für neue Einflüsse»
Herr Risch, wie ist es bei Ihnen angekommen, dass die Gemeinde Schaan Sie bis 2015 im gleichen Umfang unterstützen wird wie dieses Jahr?
Marc Risch: Das OK des Liechtenstein Festivals ist tatsächlich sehr glücklich über diese grosse Geste des Gemeinderates Schaan. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass Schaan als Standortgemeinde das Festival so massgeblich mitfinanziert, aber auch ideell und mit zahlreichen Helferinnen und Helfern aus der Gemeinde selbst unterstützt. So gesehen freut uns dieser Rückhalt besonders und ich möchte mich im Namen des OK und des Patronatkomitees herzlich bei der Gemeinde Schaan bedanken.
60 000 Franken sind viel Geld, das die Schaaner Bürger in die Hand nehmen, um das Life zu unterstützen.
In den vergangenen Jahren und in zahlreichen Gesprächen mit der Gemeinde haben wir darlegen können, dass wir die angesuchten Mittel mit grösstmöglichem Augenmass für das Life einsetzen und dies auch künftig tun werden. Diesem massgeblichen Betrag stehen im letzten Jahr 6000 Besucher gegenüber, die sich im kostenfreien Aussenbereich sowie an den kostenpflichtigen Konzerten im SAL vergnügt und Kunst auf höchstem Niveau genossen haben. Wenn man zusätzlich noch die unzähligen freiwillig geleisteten Arbeitsstunden des OK, des Patronatskomitees und der vielen Helfer sowie das Engagement der Dienstleistungssponsoren und Sponsoren der Kulturstiftung Liechtenstein und vielen mehr vor und während dem Life addieren würde, dann wäre die Zahl noch etwas höher.
Ein teures Wochenende, finden Sie nicht?
Klar ist, dass dieser Betrag hoch ist. Ebenso klar ist aber auch, dass das Life ein ordentliches Budget braucht, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Dazu gehört im Wesentlichen – wie bereits erwähnt – der freie und grosszügig gestaltete Aussenbereich mit kostenfreiem kulturellem Angebot und vieles andere mehr. Man darf auch von einem teilweisen Rückfluss der eingesetzten Gelder für die lokale Wirtschaft ausgehen. Ferner kommt Liechtenstein und Schaan durch das Life auf die internationale Kulturlandkarte, was ebenfalls einen schwierig bemessbaren Wert darstellt.
Im Gemeinderat wurde angesprochen, dass es dem Life nicht so gehen soll wie dem Little Big One (LBO) in Vaduz. Ist das Gespenst des Little Big One auch bei den Organisatoren präsent?
Das Little Big One war ein ausserordentlich gutes Konzept und die Umsetzung war auf qualitativ höchstem Niveau – die Organisatoren haben wie wir mit viel Herzblut gearbeitet und sich voll für ihre Idee eingesetzt. Jedoch ist LBO für uns nicht die Messlatte und insofern auch kein Gespenst. Life verfolgt einige wesentlich andere Aspekte.
Wie garantiert das OK, dass dem Life nicht dasselbe Schicksal widerfährt wie dem LBO?
Gerne nenne ich ein paar Beispiele, die uns veranlassen, positiv in die Zukunft zu blicken. So ist das Life durch die baulichen Möglichkeiten des SAL weitgehend nicht vom Wetter abhängig. Jeder ist eingeladen, ob mit oder ohne Ticket, da wir – wie bereits erwähnt – am frei zugänglichen Aussenbereich zwingend festhalten wollen. Unser Konzept ist dahingehend ausgelegt, lokales und internationales Kunstschaffen auf eine Bühne zu bringen. So gesehen ist eben gerade nicht nur der grosse Künstlername wichtig, sondern eine breite Mischung aus lokaler und internationaler Kunst, Comedy und künftig hoffentlich auch Tanz. Wir haben uns selbst betreffend dem Budget klare Grenzen gesetzt, was unter anderem auch dazu führt, dass für gewisse Weltstars auch unser «Kässile» zu klein ist – und das ist auch gut so! Zudem sind wir unseren Geldgebern jährlich verpflichtet, Rechenschaft über unsere Arbeit abzugeben. Ein eigenes Kontrollsystem innerhalb des OK und des Patronatskomitees soll gewährleisten, dass wir möglichst keine groben «Progammschnitzer» produzieren. Das ist uns bisher sehr gut gelungen.
Alle Vereine merken, dass sich die Sponsorensuche immer harziger gestaltet. Wie begegnet man dieser Situation beim Life-OK?
Ich denke, auch nicht wesentlich anders wie andere Vereine. Natürlich sind wir durch OK und Patronatskomitee und die offenbar gute Arbeit der letzten drei Jahre zwischenzeitlich gut vernetzt und haben uns einen Namen schaffen können. Auch scheint unsere Gegenleistung für Sponsoren zunehmend durchaus attraktiv zu sein. Trotz branchenbezogener Schwierigkeiten merken wir, dass sich viele regionale Firmen sehr gerne lokal und kulturell einsetzen – sofern das Konzept stimmt.
Worauf achtet man beim Life bei der Sponsorensuche besonders?
Ich denke, dass der wichtigste Punkt das direkte Gespräch, der direkte Kontakt und das Einhalten der Grundformen des Anstandes ist. Wir sind uns im OK und auch im Patronat nicht zu schade, «höflich» zu fragen, Absagen zu akzeptieren und keine Unterstützung als selbstverständlich zu nehmen. Zuweilen sind wir aber auch hartnäckig und haben langen Atem – wir leisten nach wie vor gerne 150 Prozent Überzeugungsarbeit für das Life.
Rückblickend auf die vergangenen drei Jahre: Was haben Sie bei der Organisation des Life gelernt? Welche Fehler gilt es zu vermeiden?
Das ist eine schwierige Frage, weil ich durch das Life enorm viel gelernt, vor allem aber auch sehr viele neue Leute kennengelernt und Freunde gewonnen habe. Ich musste lernen, in grösseren Dimension zu denken, als ich mir das aus meinen früheren Vereinstätigkeiten gewohnt war. Die wichtigste Erkenntnis aber war und ist, dass es in Liechtenstein und der Region viele Kulturinteressierte gibt, die sich einfach so für eine Sache wie das Life zur Verfügung stellen und mit höchstem Engagement ihren freiwilligen Einsatz leisten – das macht riesigen Spass. Diese Erkenntnis leitet auch gleich über zu der Frage, welche Fehler es zu vermeiden gilt: Das Life soll sich wandeln können, soll offen sein für neue Einflüsse und vor allem offen sein für neue Inputs. So gesehen ist das Life nicht «mein» oder «unser» Verein, sondern eine offene Plattform, bei der jeder herzlich willkommen ist, sich einzubringen.
Wie weit ist die Organisation des Life 2013? Können Sie schon erste Daten verraten?
Wir sind dieser Tage gerade dabei, die vergangenen drei Jahre formal korrekt abzuschliessen. Selbstverständlich ist das OK seit August dieses Jahres dabei, die Weichen für die nächsten drei bis fünf Jahre zu stellen. Hier war der Entscheid der Gemeinde ganz wesentlich, um mit diesem Rückhalt nun die Sponsoren und «Friends of Life» neu motivieren zu können, weiter beim Life dabeizusein. An der Länge des Festivals wird sich nichts ändern – auch nicht am Zeitpunkt kurz vor den Sommerferien. (mw)
Persönlich
Marc Risch, Jahrgang 1975, hat in Zürich und Innsbruck Medizin studiert und sich anschliessend zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie weitergebildet. Der Schaaner ist verheiratet und Vater von Zwillingen. Seit 2011 ist er als Oberarzt des Forensischen Dienstes der Psychiatrie-Dienste Süd und seit 2012 in eigener Praxis in Schaan tätig. Seit Beginn ist er an der Organisation des Liechtenstein Festivals beteiligt – zuerst als Helfer, dann als Programmchef und heute als Präsident.
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