«Jedes Verbandsmusikfest ist etwas Besonderes»
Offen, sympathisch, interessiert, engagiert und bodenständig: Wer Isidor Sele beschreiben möchte, wird um diese Worte nicht herumkommen. Seles Einsatz für die Harmoniemusik, den Fussballklub und die Arbeit beim Forstwerkhof in Triesenberg ist bekannt und wird in der Dorfgemeinschaft sehr geschätzt. Gerade in den vergangenen Monaten ist er als Vizepräsident der Harmoniemusik mit seinen Vereinskollegen im Dauereinsatz, damit das Verbandsmusikfest am nächsten Wochenende reibungslos über die Bühne gehen kann. Mittlerweile ist es schon das dritte Verbandsmusikfest, welches er als Musiker feiern kann, denn alle zehn Jahre findet das Fest in Triesenberg statt, und seit Ende der 80er-Jahre ist er beim Verein dabei. «Es ist mein zweites Verbandsmusikfest als Vorstandsmitglied. Es ist jedes Mal etwas Besonderes – Routine kann nicht gross aufkommen, doch die Erfahrung hilft dabei, das Fest auszurichten», weiss Sele.
Im Jahr 1992 fand das Fest in Malbun statt, 2002 waren die Musiker auf dem Triesenberger Sportplatz und ab kommenden Freitag wird das Dorfzentrum von den Musikern und ihren Freunden in Beschlag genommen. «Morgen beginnen wir nach zweieinhalbjähriger Vorarbeit im Organisationskomitee mit den Aufbauarbeiten. Daher ist die Schlossstrasse eine ganze Woche lang gesperrt», weist Sele auf den grossen organisatorischen Aufwand hin, der geleistet wird, um ein gelungenes Fest feiern zu können.
«Äns de scho»
Von Freitag bis Sonntag wird das ganze Dorf auf den Beinen sein und den «Talbewohnern» zeigen, wie man Feste feiert. Dies ist auch der Anspruch von Isidor Sele, der sich im neunköpfigen OK um das Festzelt und die Verpflegung kümmert. «Die Gäste wird jeden Tag etwas Spezielles erwarten, was vom traditionellen Festzeltessen wie Würste und ‹Schnipo› abweicht. Die Gäste sollen am Ende sagen können: ‹Gegessen haben wir gut am Bärg!›»
Bei grösseren Festen in Triesenberg hat es sich eingespielt, dass die übrigen Dorfvereine mithelfen, dass ein möglichst buntes Programm entstehen kann. So werden sie zum Beispiel am Samstagnachmittag ein «Spiel ohne Grenzen» organisieren, bei dem jeder Verein einen Parcoursposten betreut. «Dadurch erweitern wir das Angebot und holen natürlich auch die anderen mit ins Boot, um danach mit uns zu feiern – getreu dem Festmotto ‹Äns de scho!›.» Besonders die Hüttengaudi am Freitag legt er allen ans Herz. «Der Abend wurde von unseren Jungmusikanten mitgestaltet und bietet mit ‹Lisilis Blechsalat› und ‹Allgäu Power› eine Party vom Feinsten.»
Wien – Vaduz – Triesenberg
Die Triesenberger Musikanten sind nicht nur bei der Organisation des Verbandsmusikfestes seit Wochen im Dauereinsatz. Letztes Wochenende waren die Musiker in Wien am Blasmusikfestival eingeladen, wo sie sehr gut aufgenommen wurden. Dieses Wochenende waren sie in Vaduz am Oberlandfest mit dabei und nächstes Wochenende folgt der Höhepunkt, an dem sie als Lokalmatadoren noch einmal voll gefordert sein werden. Diese Herausforderung und Intensität scheut Isidor Sele nicht. «Dennoch sind wir froh, wenn alles gut gelaufen ist und es wieder ruhiger wird.»
Ein Vereinsmensch durch und durch
Neben dem jedes Jahr ohnehin schon dicht gedrängten Musikantenkalender sind die genannten Grossereignisse im Jahr 2012 eine besondere Herausforderung. Mit der Fasnachtsunterhaltung ist der erste grosse Brocken bereits erledigt. Hier spielt Isidor Sele gerne als Schauspieler mit. «Auch bei den Unterhaltungen des Fussballklubs mag ich das Theaterspielen besonders.»
Isidor Sele ist ein Vereinsmensch, wie er im Buche steht. Als aktiver Fussballer war er bereits für die 1. Mannschaft des FC Triesenberg aktiv und engagiert sich noch ab und zu bei den Senioren. Etwas kürzer tritt Isidor Sele jedoch, seit er sich 2008 mit Anita verheiratet hat. «Einen Abend in der Woche sollte man dann schon zu Hause sein», schmunzelt er.
Naturverbundener Waldmensch
Wer seine Hobbys derart leidenschaftlich betreibt, der ist auch im Berufsleben besonders engagiert. Das ist auch bei Isidor Sele nicht anders. Man spürt seine Liebe zum Beruf dann, wenn man mit ihm über die Natur und besonders über den Wald spricht. Nach seiner Lehre als Forstwart bei der Gemeinde arbeitete er fünf Jahre lang in der Firma von Engelbert Bühler, wo er unter anderem Erfahrung im Gartenbau sammelte. «Das kam mir bei meinem Hausbau vor zwei Jahren zugute», erklärt der Triesenberger stolz. Denn den Aussenbereich des Hauses konnte er praktisch alleine erstellen.Vor zehn Jahren führte ihn dann der Weg zurück zur Gemeinde als Forstwart. «Als die Stelle ausgeschrieben war, bewarb ich mich sofort.»
Selbst bei Spaziergängen mit seiner Frau am Wochenende fällt es auf: «Meine Frau erinnert mich dann immer daran, dass ich nicht immer an den Bäumen entlang hochschauen soll, denn auch in der Freizeit beschäftige ich mich gerne mit den Bäumen und dem Wald», erklärt Sele.
Arbeitserleichterung durch Weiterbildung
Im Verlauf der zwanzig Jahre, in denen sich Sele nun mit der Forstarbeit beschäftigt, haben vor allem technische Neuerungen die Arbeit erleichtert. «Bei uns hat 2006 der Forsttraktor mit Rückkran viel gebracht, was die Produktivität angeht. Ich kann mich noch gut erinnern, wie anstrengend die Arbeit ohne Kran war», erinnert sich der leidenschaftliche Forstarbeiter. Als der Traktor angeschafft wurde, startete Isidor Sele seine Ausbildung zum Forstmaschinenführer. Später folgte die Ausbildung zum Forstwart-Vorarbeiter. «Ich gehe auch gerne an Messen und lese Fachzeitschriften oder recherchiere im Internet, um über die Neuerungen auf dem Laufenden zu bleiben.»
Besonders gefällt ihm an seinem Beruf, dass er die Landschaft prägen kann. «Ich bestimme praktisch mit meiner Arbeit, wie der Wald in 100 Jahren aussieht und kann in den ersten Jahren die Entwicklung mitverfolgen.» Und Holz ist für Sele der Rohstoff der Zukunft. «Als erneuerbarer Rohstoff wird sein Wert bald wieder steigen. Hackschnitzelheizungen zeigen zum Beispiel, dass sich hier ein grosser Markt öffnet, wenn uns das Öl ausgeht.» Daher könne man den Wert des Rohstoffs Holz nicht hoch genug einschätzen.
Waldarbeiter mit Waldhorn
Doch zunächst gilt es für Isidor Sele, beim Aufbau zum Verbandsmusikfest anzupacken, mit seinen musikalischen Begleitern das gute Image der Harmoniemusik weiterhin hochzuhalten und auch beim Spielen viel Freude zu haben. Dabei ist es nicht schwer, das Instrument des 36-Jährigen zu erraten. «Wir waren drei Freunde, die damals anfangen wollten, Trompete zu spielen. Da es aber zu wenige gab, drückte man uns ein Waldhorn in die Hand und wir übten nicht weniger euphorisch.» Und das hat sich bis heute nicht geändert. (mw)
Steckbrief
Name: Isidor Sele
Wohnort: Triesenberg
Alter: 36
Beruf: Forstwart
Hobbys: Musik, Fussball, Theater, Braunviehzucht
Leibspeise: Ein gutes Stück Fleisch
Getränk: Cola
Musik: Alles
Lektüre: Forst- und Landwirtschafts-Zeitschriften
Ort: Triesenberg
Stärke: Durchhaltevermögen
Schwäche: Oft zu hohe Massstäbe
Motto: «Geid nid gits nid!»
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«Liewo-Porträt»