In Australien kommt das Beuteltier
In Australien sind Hasen und Kaninchen nicht wirklich beliebt. Denn als sie 1788 aus Europa mitgebracht wurden, vermehrten sie sich rasant. Zunächst wurden sie zwar noch in Käfigen und Ställen gehalten. Doch 1859 liess ein aus England stammender Farmer in Victoria einige Hasen frei, weil er hoffte, sich durch das Jagen dieser Tierchen heimischer zu fühlen. Er dachte, so wenige Tiere könnten keinen Schaden anrichten – und lag dabei völlig falsch. Mangels natürlicher Feinde besiedelten die Hasen den Kontinent fast gänzlich, und zwar äusserst rasch und mit verheerenden Folgen für das einheimische Ökosystem: Die schätzungsweise 300 Millionen Kaninchen und Hasen sind mittlerweile nicht nur Nahrungsmittelkonkurrenten für einheimische Tiere, vielmehr zerstören sie durch ihre Fressgier auch die Flora weiter Landstriche und damit den natürlichen Lebensraum einheimischer Tiere, wie zum Beispiel des graupelzigen Bilbys.
Easter Bilby statt Osterbunny
Kein Wunder, haben Australier mit Hasen nichts am Hut, auch nicht mit Osterhasen. Denn, so fragten sie sich zu Recht: Wieso sollte man Ostern mit Schokofiguren feiern, die aussehen wie die grösste Landplage des Kontinents? Kurzerhand richteten die Australier Frank Manthey und Peter McRae im Currawinya-Nationalpark einen Schutzraum für die vor dem Aussterben bedrohten Bil-bys ein. Zudem propagierte der australische Schokoladenhersteller Darrell Lea, statt Osterhasen australische Oster-Bilbys zu verschenken. Er begann, diese aus feinster Schokolade zu produzieren und zweigt seit den späten 90er-Jahren einen Teil des Erlöses für die Unterstützung des Projektes im Currawinya-Nationalpark ab.
Ostereier werden trotzdem verteilt
Weshalb ausgerechnet dem Bilby und nicht einem anderen australisches Tier, das vom Aussterben bedroht ist, eine solche Ehre zuteil wird, erklärt man sich folgendermassen: Das Ganze geht auf die Geschichte «Billy The Aussie Easter Bilby» – zu deutsch Billy der australische Oster-Bilby – zurück, die 1968 von der neunjährigen Rose-Marie Dusting geschrieben wurde. Diese Idee wurde aufgegriffen – nicht nur von Tierschützern und einem Schokoladenhersteller, sondern auch von anderen Schriftstellern. Im kürzlich erschienenen Kinderbuch «The Smallest Bilby and the Easter Tale» kann man unter anderem nachlesen, wie eine fröhliche Schar von Bilbys in der Nacht vor Ostern allen Tieren in Australien Ostereier bringt und eine wundervolle Zeit mit vielen Abenteuern erlebt. (pd/hl)
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