­
­
­
­

«Ich schmücke mein Zuhause mit Whisky»

Der Polymechaniker Simon Foser sammelt spezielle Whisky-Flaschen. Mittlerweile sind es über 900 verschiedene, die er zu Hause in einem separaten Raum präsentiert und verkauft. Das ist aber nicht sein einziges spezielles Hobby.
Simon Foser spielt auf seinem Tenorhorn im Untergeschoss seines Elternhauses in Balzers. Der Raum ist voll mit Vitrinen, Regalen und Gestellen: Sie präsentieren rund 900 verschiedene Flaschen Whisky. Beim Eingang steht eine Bar mit offenen Flaschen zum Degustieren, in der Mitte des Raumes ein massiver Holztisch. Auf den Bänken liegen Sitzkissen mit dem typisch schottischen Karomuster. Auf echten Whiskyfässern stehen ein schottischer Stein, eine Brennblase und andere passende Dekoartikel. Der 26-Jährige setzt das Tenorhorn ab und sagt: «Andere schmücken ihre Zimmer mit Bildern und Keramikvasen, ich mit speziellen Whiskyflaschen.»
 
Harmonie- und Guggamusik
 
Simon Foser übt für die Harmoniemusik Balzers, bei der er seit etwa sieben Jahren spielt. Er hat zweimal in der Woche Probe und jährlich mehrere Auftritte, zum Beispiel am traditionellen Muttertags- und Herbstkonzerts des Vereins. «Ich habe schon immer gerne Musik gemacht», erzählt Simon Foser. Er begann als Kind, Trompete zu spielen und kam schliesslich durch einen Cousin zur Jungmusik. 
Ungefähr zu der Zeit, als der 26-Jährige der Harmoniemusik Balzers beitrat, schloss er sich der Balzner Guggamusik an. «Die ausgelassene und schrille Guggamusik ergänzt die harmonischen und gesitteten Auftritte mit der Harmoniemusik perfekt», lächelt der Pföhrassler. Dass vor der Fasnacht dadurch zwei weitere Musikproben pro Woche dazukommen, stört ihn nicht. Er schätzt die Geselligkeit und liebt es, mit der Guggamusik Party zu machen.
 
Gelernter Bäcker/Konditor
 
Der 26-Jährige hat noch nicht lange Feierabend, war aber bereits bei seinen Hasen im Stall und gönnt sich jetzt eine Verschnaufpause. «Ich habe mir angewöhnt, nach der Arbeit zuerst nach meinen Hasen zu sehen», erklärt Simon Foser, der Bäcker/Konditor gelernt hat. Er hat jedoch schnell gemerkt, dass dieser Beruf  auf die Dauer nichts für ihn ist. «Ich tat mich schwer mit der Tatsache, dass meine Freunde feierten oder schliefen, während ich arbeitete – und alle arbeiteten, wenn ich Zeit gehabt hätte, etwas zu unternehmen.» Er entschloss sich dennoch, die Lehre abzuschliessen und anschliessend einen anderen Beruf auszuüben. Foser musste nicht lange suchen: Die erste Firma, die er besuchte, die CNC-Mechanik AG in Ruggell, gefiel ihm so gut, dass er sich zum Polymechaniker umschulen liess. Nach sieben Jahren kündigte er letztes Jahr, um in einem neuen Betrieb weitere Erfahrungen zu sammeln. Heute arbeitet der 26-Jährige bei der Nanosol AG in Balzers. Dass er zuerst Bäcker/Konditor gelernt hat, bereut er nicht: «Ich mag das Handwerk und helfe heute noch in meinem alten Lehrbetrieb aus, aber die Arbeit als Polymechaniker passt mir einfach noch besser.»
 
«Miss Schweiz» im Stall
 
Hasen sind Simon Fosers zweite Leidenschaft. Alles begann, als ihm eine Bekannte vor etwa 13 Jahren ein Kaninchen zur Firmung schenkte. «Da mein Grossvater einen Bauernhof hatte, bin ich mit Tieren gross geworden und war immer schon sehr tierlieb», erinnert er sich. Der interessierte Knabe informierte sich über artgerechte Haltung und Pflege von Hasen und begann sich schliesslich für die Zucht zu interessieren. Er studierte die Vererbungslehre und paarte gezielt verschiedene reinrassige Männlein und Weiblein – mit Erfolg, sodass der junge Hasenzüchter begann, an Ausstellungen teilzunehmen. 2007 wurde einer seiner Hase zum schönsten der Schweiz gekürt.
 
Jüngster Hasenjuror der Schweiz
 
Die «Miss Schweiz 2007» ist inzwischen gestorben, in seinen 54 Ställen gibt es aber jede Menge andere Prachtstücke. Aktuell zum Beispiel ein Wurf der neuen Rasse Kleinrex-Blau-Hasen. «Die Kaninchen sind fünf Wochen alt. Diese Zeit ist die schönste und schlimmste zugleich», erzählt Simon Foser, weil man zu dieser Zeit noch nicht weiss, ob die Zucht gelungen ist oder nicht.  Foser nimmt mit seinen Hasen an circa fünf Ausstellungen pro Jahr teil. Diese Saison werden es aber einige mehr sein, weil er neu nicht mehr nur als Züchter, sondern auch als Juror tätig ist. Drei Jahre lang hat die Ausbildung zum Hasenjuror gedauert. An 25 Kurswochenenden lernte er alles über Vererbung, Farben, Fütterung, Dressur und Krankheiten. Er erklärt: «Ein Hase muss 100 Prozent gesund sein. Feines Fell und schöne Farben reichen nicht.» Auch Rhetorik für die Tierbesprechung und das Berichteverfassen für die schriftliche Bewertung waren Teil der Abschlussprüfung. Bedingung war ausserdem, dass er mindestens 26 Jahre  alt ist. Simon Foser darf daher ab Oktober als jüngster Hasenjurors Liechtensteins und der Schweiz Hasen an Ausstellungen in der ganzen Schweiz bewerten.
 
Ansprechendes Flaschendesign
 
Wenn Simon Foser nach getaner Arbeit die Hasen gefüttert und das Tenorhorn gespielt hat, widmet er sich seinem neusten, aber sicherlich grössten Projekt: dem Whisky. Er kam durch die Guggamusik auf den Geschmack. Der Pföhrassler zwinkert: «Wir tragen bei unseren Auftritten immer einen Flachmann mit Whisky bei uns, um uns aufzuwärmen.» Beim Kauf der Flaschen liess er sich von den unterschiedlichsten Designs leiten und entwickelte langsam, aber sicher auch Interesse an den verschiedenen Geschmacksrichtungen. «Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, wie unterschiedlich Whiskys schmecken», erzählt Foser. Er begann, sich immer mehr für die Herstellung, die Destillerien und das Herkunftsland, Schottland, zu interessieren. Vor fünf Jahren reiste er zum ersten Mal nach Schottland, seither fliegt er jährlich hin, besucht Destillerien, ergattert hier und dort eine limitierte Flasche Whisky und lernt dabei die schottische Frohnatur, die ihm sehr zusagt, besser kennen.
 
Mit 25 Whisky-Shop eröffnet
 
Zuerst stellte er die Flaschen in seinem Zimmer auf. Als es immer mehr wurden, begann er, sie in Schachteln zu lagern. Schliesslich machte ihm seine Mutter zum 25. Geburtstag ein besonderes Geschenk: Sie erlaubte ihm, den Abstellraum im Untergeschoss zu seinem eigenen Whisky-Shop umzubauen. Simon Foser liess ihn ins Handelsregister eintragen und verwirklichte sich einen Traum: «Sifowhi» Whiskyhandel und Degustationen. «Mein Ziel ist es, den Menschen den  Whisky und seine Vielfalt näherzubringen und ihnen auch einmal ein Gläschen aus einer Flasche zu ermöglichen, die sie aus finanziellen Gründen nie selbst kaufen würden», sagt der Whisky-Kenner. Seit Neustem verkauft er auch Grappa, Rum, Cognac und Portwein, das Kerngeschäft soll aber Whisky bleiben – wobei Geschäft vielleicht das falsche Wort ist: «Die Degustation und der Handel von Whisky werden mein Hobby bleiben, da ich mein Geld gerne als Polymechaniker verdiene.» (hl)
 
Steckbrief
 
Name: Simon Foser
Wohnort: Balzers
Alter: 26
Beruf: Bäcker/Konditor, Polymechaniker
Projekt: Sifowhi Whisky-Degustation und Verkauf
Hobbys: Harmoniemusik Balzers, Guggamusik Pföhrassler, Hasen züchten
Leibspeise: Älplermagronen
Getränk: Portwein, Kaffee Lutz
TV-Vorliebe: Krimis
Musik: «Rääs»
Lektüre: Fachliteratur über Whisky, Hasen, etc.
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Winter
Ort: Schottland und Balzers
Stärke: Durchsetzungsvermögen
Schwäche: Ungeduld
Motto: «Lieber von anderen belächelt und beneidet werden als bemitleidet.»
Wunsch: Den Menschen in der Region die Vielfalt von Whisky näherbringen
Kontakt: info@sifowhi.li
 

Schlagwörter

Lädt

Schlagwort zu Meine Themen

Zum Hinzufügen bitte einloggen:

Anmelden

Schlagwort zu Meine Themen

Hinzufügen

Sie haben bereits 15 Themen gewählt

Bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits

Entfernen

Um «Meine Themen» nutzen zu können, stimmen Sie der Datenspeicherung hierfür zu.

Ähnliche Artikel

Gaby Knecht Morf im Liewo-Porträt
Seit zehn Jahren präsidiert sie den Familientreff Buchs. Als Mutter und Lehrerin kennt Gaby Knecht Morf die Stärken und Schwächen des Schulsystems.
07.07.2024
Abo
Seit 60 Jahren setzt sich die Narrenzunft für den Langsamverkehr ein – ein gefundenes Fressen. Eine Sensation: Vier Närrinnen sind dabei.
12.11.2024
AboNarrenzunft feiert 60-Jahr-Jubiläum
Seit 60 Jahren setzt sich die Narrenzunft Schaan für den Langsamverkehr ein und hat damit auch gleich ein Motto gefunden. Eine weitere Sensation: Vier Närrinnen werden aufgenommen.
11.11.2024
Wettbewerb
3x2 Tickets zum «Benefizkonzert zu Gunsten von SOLie!» zu gewinnen
Christ Andrews
Umfrage der Woche
Was sagen Sie zur geplanten «Revitalisierung» des Rheins zwischen Schaan und Eschen?
­
­