«Ich bin niemals risikofreudig»
Drei Flugstunden von Altenrhein entfernt liegt das russische Sotschi. Hier werden in knapp zwei Jahren die Olympischen Winterspiele stattfinden. Damit in den Skiregionen alles mit dem Transport der Sportler und deren Equipment klappt, dafür sorgen die Seilbahnen der Firma Doppelmayr aus Wolfurt. «Sotschi ist von der Landschaft her vergleichbar mit den Mittelmeerküsten Südfrankreichs – mich erstaunt es, dass man hierzulande nicht so viel über diese Stadt weiss», wundert sich Hanno Ulmer.
Längste Dreiseilbahn der Welt
Vor der Vergabe der Spiele im Jahr 2001 waren lediglich sechs relativ alte Seilbahnanlagen in Betrieb. «Da war vorher praktisch nichts und wir sind nun daran, die Skigebiete zu erschliessen. Während unser Mitbewerber sechs Anlagen baut, haben wir den Zuschlag für 35 Anlagen bekommen. Das freut und ehrt uns sehr.» Kein Zufall, denn seit dem Jahr 1952 war Doppelmayr bei allen Olympischen Spielen in den Personentransport involviert. Das schafft grosse Erfahrung und grosses Vertrauen bei den Entscheidungsträgern. Das Wirken in der russischen Ostseemetropole ist daher ein weiterer Beweis dafür, dass die Arbeit von Doppelmayr rund um den Globus geschätzt wird.
Die Doppelmayr Gruppe hat unter anderem den Zuschlag für den Bau von zwei sogenannten Dreiseilbahnen (3S) im russischen Olympiaort Sotschi (Krasnaya Polyana) erhalten. «Eine Dreiseilbahn geht taleinwärts gesehen links hinauf ins Skigebiet Laura und die andere etwas weiter talweinwärts rechts hinauf ins Skigebiet Roza Khotor.» Beide Bahnen sind etwas ganz Besonderes: Jene ins Skigebiet Laura (nordische Bewerbe 2014) ist die längste Umlaufbahn der Welt sowie die 100. Seilbahn der Doppelmayr Gruppe für die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, während die Bahn ins Skigebiet Roza Khutor (alpine Bewerbe 2014) sowohl Personen als auch Fahrzeuge transportieren kann und Hauptzubringer ins Olympische Dorf ist. Die Inbetriebnahme soll 2013 erfolgen.
Vom Buchhalter zum Geschäftsführer
Dann ist Hanno Ulmer bereits 37 Jahre im Betrieb tätig. 1976 wurde er – damals noch unter dem Senior-Chef Artur Doppelmayr, der das Unternehmen zum Weltmarktführer machte – als Buchhalter eingestellt. «Danach kamen immer weitere Kompetenzen dazu.» 1994 trat er in den Vorstand des Unternehmens im Bereich Finanzen/Controlling ein. Seit dem Zusammenschluss mit der Garaventa Group aus der Schweiz im Jahr 2002 ist Ulmer dort Verwaltungsrat. 2009 wurde er Geschäftsführer des Konzerns, der in Österreich, der Schweiz, den USA, in Kanada, Russland und China über 2000 Mitarbeiter beschäftigt und Jahresumsätze um 620 Mio. Euro generiert.
Eine solch steile Karriere ist seiner Meinung nach nur in einem Familienbetrieb möglich. «Ich wurde vom Unternehmen gefordert und gefördert», zeigt sich Ulmer dankbar für diese Chance. Nun heisse es jedoch, die Nachfolgeplanung in Angriff zu nehmen. «Ich bin 55 Jahre alt. Deshalb sollten nun die Weichen gestellt werden, dass es nach meiner Zeit gut weitergeht.»
«Zeitmanagement ist das A und O»
Im Unternehmen sei es wie bei seinem liebsten Hobby, dem Bergsteigen. «Man hat das Ziel im Auge und plant den Aufstieg sorgfältig», weiss der zweifache Familienvater. «Dabei bin ich aber – weder im Beruf noch im Hobby – risikofreudig und plane immer auf der sicheren Seite. Restrisiken kann man dabei aber nie ausschliessen.» Dass die verantwortungsvolle Position nicht nur Vorteile bringt, ist er sich durchaus bewusst. Besonders die Freizeitplanung sei für einen Geschäftsführer anspruchsvoll. «Private Termine muss ich mir eintragen wie Geschäftstermine. Zeitmanagement ist das A und O, um einen Ausgleich schaffen zu können. «Ich versuche, täglich nach der Arbeit auf den Karren (Hausberg von Dornbirn, Anm.) zu gehen, um etwas Distanz zum Tagesgeschäft zu schaffen.»
In jeder relevanten Währungsregion vertreten
Das internationale Unternehmen wirtschaftet stabil. Dadurch, dass man in jeder relevanten Währungsregion seine Vertretungen besitzt, können Währungsschwankungen relativ gut ausgeglichen werden. «Während wir durch den tiefen Euro relativ günstige Exportbedingungen haben, leiden die Kollegen in der Schweiz, wo die Kabinen gefertigt werden, unter dem starken Franken», erklärt der Geschäftsführer.
Ob Personenseilbahnen, Materialtransportsysteme, Lawinensprengbahnen, seilgezogene Nahverkehrssysteme, automatische Bahnsysteme oder Saisonübergreifende Gesamtnutzungssysteme: Der Doppelmayr-Garaventa-Konzern mit Stammwerken in Wolfurt und Goldau ist weltweit tätig und liefert für jeden Kontinent die Lösungen, die in Sachen Transport gefragt sind. «Dabei sind Sicherheit und Komfort die wichtigsten Aspekt für unsere Kunden», erklärt Ulmer. Diese beiden Ansprüche gehören zum Selbstverständnis des Unternehmens.
Referat in Schaan
Hanno Ulmer ist am 20. September zu Gast in Liechtenstein. Am 3. Export-Marktplatz im Schaaner SAL, wo sich international agierende Unternehmen treffen und relevante Export-Themen besprechen, referiert er zum Thema: «Olympische Winterspiele in Sotschi – eine logistische und exporttechnische Herausforderung». Ulmer freut sich auf die Veranstaltung, um den Interessierten diese Herausforderungen näherzubringen und Liechtenstein einen Besuch abzustatten. «Einen direkten Bezug zu Liechtenstein hatte ich bisher nicht – also ich bin auch sicher nicht auf einer Bankdaten-CD drauf», scherzt der sympathische Mittfünfziger. «Was aber nicht heisst, dass ich nicht gerne nach Liechtenstein komme.» Nicht zuletzt, weil auch hierzulande Skilifte aus seinem Hause stehen: Ausser den beiden Schleppliften in der Schneeflucht stammen die Anlagen nämlich entweder von Garaventa oder Doppelmayr. (mw)
Steckbrief
Name: Hanno Ulmer
Wohnort: Schwarzach
Alter: 55
Beruf: Geschäftsführer
Hobbys: Bergsteigen, Lesen
Leibspeise: Käsknöpfle
Getränk: Weisswein
TV-Vorliebe: Kein Fernseher
Musik: Klassisch
Lektüre: Krimis aller Art
Stadt/Land? eher Land
Sommer/Winter? «Ich geniesse alle Jahreszeiten»
Ort: Vorarlberg
Stärke: Durchhaltewillen
Schwäche: «Was ist das?»
Motto: «Nit lugg loo!»
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«Liewo-Porträt»