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Happy Birthday, Schlösslekeller

Am Donnerstag, 17. Oktober, feiert der Schlösslekeller in Vaduz seinen zehnten Geburtstag. Im Gespräch mit der «Liewo» erzählt Mathias Ospelt, einer der Väter der Kleinkunstbühne, über die Geburt, Kindheit und Pubertät seines Schützlings.

Am Donnerstag wird der Schlösslekeller auf den Tag genau zehn Jahre alt. In diesem Sinne: Happy Birthday! Obwohl, man sollte nicht im Voraus gratulieren, das bringt ja bekanntlich Unglück.

Mathias Ospelt: Danke für die Glückwünsche und keine Angst, die «Liewo» ist nicht die erste, die dem Schlösslekeller vorzeitig zum Geburtstag gratuliert hat. Bereits Mitte September durften wir an unserer Jubiläumsgala und am «Tag des offenen Kellers» zahlreiche Glückwünsche entgegennehmen und bis jetzt ist uns noch kein Unglück widerfahren.

Hat der Schlösslekeller für seinen 10. Geburtstag etwas Besonderes geplant? Zum Beispiel eine Party?

Ja. Zum 10. Geburtstag lädt der Schlösslekeller zu einer typischen liechtensteinischen Geburtstags-party. Neben Tischbomben, Kuchen und Partyspielen gibt es tolle Musik von DJ Hannes Jochum. Wer Geschenke mitbringen möchte, kann dies übrigens gerne tun (lacht).

Geschenke? Was wünscht sich der Schlösslekeller denn zum Geburtstag?

Er wünscht sich neugierige, offene und interessierte Menschen. Vor allem aber auch Menschen, die dem Erzähltheater eine Chance geben. Während die sogenannten «Liechtensteiner Spezialitäten» und die Kabarettstücke nämlich sehr gut ankommen, fehlt dem Erzähltheater oft das Publikum. Das kann ich mir kaum erklären, denn die Künstler sind meist gestandene Schauspieler und vermögen allein mit ihrer Bühnenpräsenz zu faszinieren.

Wer sind eigentlich die Eltern dieser ersten Kleinkunstbühne in Liechtenstein?

Das sind Silvia Tiefenthaler, Ingo Ospelt, Marco Schädler, Markus Schädler und ich. Aber mittlerweile ist die Schlösslekeller-Familie stark gewachsen. Wir haben elf Personen im Kernteam und nochmals 40 Helfer. Alle arbeiten freiwillig, dass heisst, ohne finanzielle Entschädigung ? so wie das bei den meisten Familien nun mal der Fall ist.

War der Schlösslekeller denn eher ein Wunschkind oder ein «Unfall»?

Irgendwie beides ? also ebenfalls wie bei den meisten Familien (grinst). Angefangen hat alles mit dem Liechtensteiner Gabarett (Das LiGa) ? also mit Ingo, Marco und mir. Wir suchten damals gerade nach einem Aufführungsraum für eine unserer Produktionen, als wir den Tipp bekamen, dass im Erdgeschoss des Restaurants Schlössle zurzeit ein Raum leer stehen würde. Wir sprachen also mit der Restaurantbesitzerin, doch anstatt uns einfach den leer stehenden Raum für diese eine Produktion zu vermieten, führte sie uns in den Keller, zeigte uns eine ausrangierte Kegelbahn und machte uns das Angebot, hier eine Kleinstkunstbühne zu errichten. Mit diesem Vorschlag rannte sie bei uns offene Türen ein: Wir sprachen zuvor oft darüber, wie toll es wäre, eine Kleinkunstbühne ins Leben zu rufen ? damals herrschte unserer Meinung nach in puncto Kleinkunst ein riesiges Vakuum in Liechtenstein. Das eine ergab das andere, Silvia und Markus kamen mit ins Boot und gemeinsam arbeiteten wir an der Realisierung. So wurde aus einer einmaligen Aufführung des LiGas ? durch Zufall, Glück und viel Arbeit ? der Schlösslekeller, wie wir ihn heute kennen.

Wie hast du eigentlich das Heranwachsen des Schlösslekellers miterlebt?

Eigentlich sehr sorgenfrei. Es hat alles von Anfang an sehr gut funktioniert. Ich weiss, das hört sich sehr langweilig an, aber so ist es.

Also gab es keine Schwierigkeiten in den Anfangszeiten?

Es waren vielmehr Herausforderungen als Schwierigkeiten. Es war beispielsweise eine grosse Herausforderung sich einen Namen zu machen und sich zu etablieren ? sowohl gegenüber von Partnern als auch gegenüber vom Publikum. Wir mussten zeigen, dass wir mehr können als uns über den Fürst lustig zu machen und ich denke, das ist uns ziemlich gut gelungen, wobei die Ausnahmen die Regel bestätigen.

Ausnahmen?

Nun ja, bei bestimmten Kabarettstücken, passiert es manchmal, dass man jemandem auf den Schlips tritt. Viele stehen darüber, einige jedoch nicht. Da kann es schon passieren, dass sich jemand gekränkt fühlt und sich deswegen dem Schlösslekeller quasi verweigert.

Hat sich euer Schützling ansonsten so entwickelt, wie ihr es euch erhofft habt?

Um ehrlich zu sein: Wir sind damals Hals über Kopf in das Schlösslekeller-Projekt geschlittert und hatten nur geringe Vorstellungen darüber, wie sich das Ganze zu entwickeln hat. Das ist es ja auch, was uns Schlösslekeller-Gründer auszeichnet: unsere unglaubliche Naivität. (lacht). Aber wenn ich darüber nachdenke, dann bin ich schon ziemlich zufrieden mit dem, was aus dem Schlösslekeller geworden ist.

Und wo wird der Schlösslekeller deiner Meinung nach in weiteren zehn Jahren stehen?

Das weiss ich nicht. Es kann sein, dass der Schlösslekeller von heute auf morgen ausziehen muss, weil der Raum anderweitig vergeben wird. Es kann sein, dass wir aus eigenen Stücken umziehen. Es kann sein, dass das Bedürfnis nach einem Kleintheater plötzlich nicht mehr gegeben ist. Es kann so viel passieren ? ich hoffe aber, dass der Schlösslekeller in zehn Jahren immer noch Bestand hat. Wir tun zumindest unser Möglichstes.

Und welchen Herausforderung hat sich der Schlösslekeller in der Zukunft zu stellen?

Je länger, desto mehr wird die Konkurrenz im Kleinkunstbereich grösser werden. Damit meine ich, dass einerseits grosse Managementagenturen mit Topstars aufwarten, um mit diesen den Liechtensteiner Markt zu erobern und andererseits mittlerweile auch kleine Museen und Galerien in den Kleinkunstbereich drängen.

Was schreibst du auf die Geburtstagskarte des Schlössle-kellers respektive was wünschst du dem Geburtstagskind zum Abschluss?

Lebe glücklich, lebe froh, wie die Maus im Schlösslekeller (lacht). (sb)

Persönlich
Mathias Ospelt, Jahrgang 1963, ist Autor, Kabarettist und Mitbegründer der Kleinkunstbühne Schlösslekeller. Mit seinem Bruder Ingo Ospelt und mit Marco Schädler begründete er die bekannten Kabarettformationen Liechtensteiner Gabarett (LiGa) (1994 bis 2006) und «Ospelt, Ospelt und Schädler» (seit 2009). Zweimal pro Jahr führt er zudem mit Marco Schädler das Satireprojekt «SchlössleTV» auf. Abseits der Bühne ist Ospelt als Studienleiter bei der Erwachsenenbildung Stein Egerta in Schaan tätig.

 

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