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Erfolge verblassen, Krisen formen dauerhaft

Der gebürtige Lustenauer Rudolf Fitz ist erfolgreicher Entwickler von Coaching-Konzepten. Seit 17 Jahren bringt er Menschen bei, wie man Krisensituationen erfolgreich meistert ? und aus ihnen als Gewinner hervorgeht, obwohl es zunächst nicht danach aussieht.

Wie ist der Mensch und was treibt ihn in seinem Tun an?», das ist die zentrale Frage, die Rudolf Fitz seit Jahrzehnten beschäftigt. Bereits an der HTL Bregenz, wo er maturierte, merkte er schnell, dass ihn der Mensch mehr interessiert als die Technik. Daher studierte er BWL in Innsbruck und St. Gallen, wo der Lustenauer auf die Lehren von Fredmund Malik ? ebenfalls Lustenauer ? traf. «Malik hat mich sehr geprägt», sagt der 56-Jährige. «Während meiner Arbeit in verschiedenen Unternehmen traf ich nach dem Studium auf Führungsprobleme und beschäftigte mich intensiv mit Führung.» Fitz wollte wissen, warum es Menschen gibt, die sich gar nicht führen lassen, und andere, bei denen es einfach ist. So kam er auf das Coaching, das er heute betreibt. Bis zur CASSchweiz (CAS) in Rebstein war es aber noch ein weiter Weg. Zunächst besuchte er einzelne Kurse, bis aus seiner Neugier ein Vollzeitstudium wurde. Sein Weg führte ihn zu den angesehensten Coaching-Experten der Welt nach Deutschland, Ungarn, auf Zypern, in die Schweiz und die USA. «Ich durfte von den Besten lernen und gebe nun das Gelernte weiter, damit Unternehmen erfolgreich sein können.

Erschaffen als zentrale Kraft
Mit der Beschäftigung mit dem Menschen geht gezwungenermassen auch eine Selbstreflexion einher. «Wer sich mit Menschen und deren Verhalten auseinandersetzt, kommt an sich selbst nicht vorbei», erklärt der Gründer der CoachAkademie. Seine zentrale Triebkraft bei der Arbeit sei es, Neues zu erschaffen. Das haben auch die Modelle und Prozesse ergeben, die während des Studiums bei ihm angewandt wurden. «Man ist sich dessen selbst nicht bewusst. Denn wenn es bei den Menschen um das Selbstbild geht, täuschen sich alle selbst», weiss der Profi. Daher sei eine aussenstehende Person nötig, um die richtigen Fragen zu stellen und den Menschen, die Probleme haben, einen Spiegel vorzuhalten. Nur so könne man helfen, das Selbstbild zu verändern und somit eine Besserung der Arbeitsbedingungen herbeizuführen. «Denn Veränderung beginnt bei sich selbst.» Während seines Studiums lernte er viele Coaching-Modelle kennen, die den Menschen beschreiben und Massnahmen vorschlagen, wie Probleme zu lösen sind. Als Beispiel nennt er das «Führen nach Zielen», ein Modell, das bereits dann versagt, wenn das Unternehmen andere Ziele hat als der Mitarbeiter. Und das sei öfter der Fall, als es den Unternehmen lieb ist. «Darum reichte mir das Vorhandene nicht. Mir waren die Modelle zu ungenau und für bestimmte Fälle kaum anwendbar», erklärt Rudolf Fitz, der mit dem «St. Galler Coaching Modell» kurzerhand selbst ein Modell erschuf, das alle Erkenntnisse zusammenführt. «Das Gute daran ist: Es funktioniert in den allermeisten Fällen. Ich denke, das ist ein zentraler Erfolgsfaktor bei unserer Arbeit.» Ausserdem sei es unüblich, dass ein solch komplexes Modell in einem 10-Tage-Seminar lernbar sei, was gegenüber anderen Herangehensweisen eine viel kürzere Zeit ist ? ebenfalls ein entscheidender Vorteil.

Drei Jahre lang rote Zahlen
Während er seine Arbeit 1997 aufnahm, war sein Ein-Mann-Unternehmen noch in Lustenau beheimatet und lief nur schleppend an: «In den ersten drei Jahren schrieb ich rote Zahlen. Das war eine harte Zeit», erinnert sich Fitz, der aber nie den Glauben an seine Ideen verlor. «Während Erfolge schnell verblassen und nach mehr und grössseren Erfolgen schreien, formen solche Krisen den Menschen und bringen ihn im Leben weiter», ist er überzeugt. Die Begeisterung für diese Arbeit sei stets gross gewesen, sodass er nie in Betracht gezogen habe, das Handtuch zu werfen. Am Ende war das die richtige Entscheidung, denn nach und nach gewann er Unternehmen, die seine Dienste zur Mitarbeiterfortbildung in Anspruch nahmen. «Heute kommen fast zwei Drittel der Seminarteilnehmer, weil wir ihnen von ehemaligen Kursteilnehmern empfohlen werden», erklärt Fitz. Und das seien mittlerweile  jährlich bis zu 500 Menschen. Da immer mehr Teilnehmer aus der Schweiz kamen, entschied sich Fitz im Jahr 2003, zum heutigen Firmensitz in Rebstein zu ziehen.

Entscheidende Schaffenspause
Während Rudolf Fitz die Seminare zu Beginn selbst hielt, ist er mittlerweile nur noch als «geistiger Vater» der aktuell 10 Coaches seines Betriebs aktiv. Er wehrt sich aber gegen die Bezeichnung «Guru». Für ihn sei ein Guru keiner, der seine «Klienten» zum Nachdenken anrege, sondern sie von ihm abhängig macht. «Wir hingegen möchten dazu beitragen, dass Unternehmen und deren Mitarbeiter im Job erfolgreich sind.» Das bedinge viel Arbeit an sich selbst. Das muss auch Fitz selbst immer wieder feststellen. Zuletzt, als er im Jahr 2012 an einen Punkt kam, an dem er nicht mehr weiterkam. «Es war die Lebensphase, in der man sich überlegt, ob man noch etwas Neues anfangen oder bis zur Pensionierung beruflich dasselbe machen sollte.» Daher entschied er sich, mit seiner Partnerin und deren Kindern ein Jahr nach Florida zu ziehen,
um sich Luft zu verschaffen. «Hier konnte ich meinen Hobbys nachgehen und mir einen Lebenstraum erfüllen: Ich wollte immer schon einmal am Meer leben», schwärmt Rudolf Fitz von seinen Erlebnissen.

Der Drang nach Rückkehr
Unterdessen hielt Sohn Nicolas im Familienbetrieb ? in dem mittlerweile beide Söhne beschäftigt sind ? die Stellung. Nach fünf Monaten fand Rudolf Fitz wieder Energie und Begeisterung für die CAS. «Wie aus einem inneren Drang heraus spürte ich, dass ich noch nicht am Ende des Weges bin mit dem Projekt»; erklärt der 56-Jährige. Mit seiner Rückkehr war dann eine Expansion verbunden: für Fitz der einzige logische Schritt. Nun entscheide es sich, wie sich sein Unternehmen auf einem grösseren Markt als der Schweiz behaupte. «Jetzt sind wir im gesamten deutschsprachigen Raum aktiv. Das ist eine grosse Herausforderung, wenn man bedenkt, dass es alleine in München etwa gleich viele Coaching-Institutionen gibt wie in der ganzen Schweiz!»

«Nur aus Fehlern lernt man»
Und auch für die Nachfolge in der Firma ist bereits gesorgt. «Ich habe mich entschlossen, meinen zwei Söhnen ihr ?Erbe? zukommen zu lassen, solange sie in jungen Jahren noch davon profitieren können. Daher sind sie beide in den Betrieb eingebunden», sagt der Lustenauer, der davon überzeugt ist, dass sein Lebenswerk bei seinen Söhnen gut aufgehoben ist. «Es ist spannend zu beobachten, wie sie sich in unternehmerischen Situationen verhalten. Mit ihren 34 und 32 Jahren sehe ich, dass sie wesentlich risikobereiter sind, als ich es jemals gewesen wäre», schmunzelt der stolze Vater.Er stehe den beiden mit Rat und Tat zur Seite, aber bevormunde sie dabei nicht. Sie sollten nicht das Gefühl haben, im Schatten des Vaters zu stehen. Wichtig sei es, dass sie Entscheidungen selbstständig treffen und in der Konsequenz auch die Erfolge und Misserfolge dieser erleben. Dabei seien Fehler besonders wichtig: «Ich bin ein Freund von Fehlern. Denn nur aus ihnen lernt man ? und es gibt Fehler, die muss jeder für sich selbst machen, um weiterzukommen.» (mw)

 

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