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Ein Naturbursche im Software-Business

Rainer Kühnis aus Vaduz ist vielseitig engagiert: Er führt mit einem Geschäftspartner eine Software-Firma in Buchs, präsidiert die Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz und untersucht im Auftrag des Amtes für Umweltschutz die geschützten Flusskrebse.

Er hat immer zwei Garderoben dabei: Hemden für das Büro und seine Tätigkeit als Präsident der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) sowie Regenhose, Hut und Stiefel für Forschungen in der Natur. Rainer Kühnis führt zusammen mit einem Arbeitskollegen die Software-Firma Toppic AG in Buchs. Nebenbei sind Flusskrebse seine grosse Leidenschaft. Für die Natur interessiert sich der 44-Jährige bereits seit seiner Kindheit. «Ich bin am Siedlungsrand von Schaan aufgewachsen und habe mit meinen Freunden lieber die Natur im Riet beobachtet als auf der Strasse gespielt», erzählt Rainer Kühnis. Mit 13 Jahren trat er dem ersten Umweltschutzverein, dem WWF, bei. «Damals habe ich vor allem gerne das Panda-Magazin gelesen», schmunzelt der 44-Jährige, der sich heute aktiv für die Umwelt engagiert.

Natur fotografisch festhalten

Im Teenie-Alter entdeckte er ebenfalls seine Leidenschaft für das Fotografieren. «Mein Vater hat mir eine Kameraausrüstung geschenkt, die ich natürlich sofort ausprobieren musste.» Schnell merkte der Schüler, dass er mit dem Fotoapparat festhalten konnte, was er in der Natur beobachtete – die Kamera wurde zu seinem ständigen Begleiter. Raier Kühnis hat mittlerweile eine Profiausrüstung und schiesst Naturfotos nicht mehr nur für den Eigengebrauch. Er stellt seine Bilder heute auch Zeitungen zur Verfügung und plant in naher Zukunft eine Ausstellung.

Vom Ferienjob zur Lebensaufgabe

Nach Abschluss des Gymnasiums legte Rainer Kühnis ein Zwischenjahr ein, um herauszufinden, was er beruflich erreichen wollte. Er trat eine Stelle als Buchhalter bei der Software-Firma Toppic AG in Buchs an und wurde bald vom Chef überredet, selbst zu programmieren. Kühnis erinnert sich zurück: «Mein Ferienjob wurde allmählich zu meiner Lebensaufgabe.» Der junge Mann entschied sich, an der Universität St. Gallen Wirtschaftsinformatik zu studieren. Nebenbei arbeitete er weiter bei der Toppic AG und hatte schliesslich die Möglichkeit, die Firma schrittweise zu übernehmen. Diese Chance liess er sich nicht entgehen. Er brach das damalige Studium ab, machte berufsbegleitend eine kaufmännische Lehre und erarbeitete sich diverse Informatikdiplome.

Neue Steuerlösung entwickelt

Heute entwickelt Rainer Kühnis weiterhin Software und leitet verschiedene Projekte. Sein aktuellstes ist die neue Steuersoftware-Lösung für Liechtenstein. Er erzählt: «Seit zwei Monaten arbeiten alle Gemeinden mit der neuen Steuerlösung. Bis jetzt läuft die Einführung reibungslos.» Der grösste Erfolg der Toppic AG war das «Gesol», das im Jahr 2000 in Liechtenstein eingeführt wurde. Es handelt sich dabei um eine Gemeindesoftware, mit der unter anderem die Finanzbuchhaltung, die Einwohnerkontrolle und die Liegenschaftsverwaltung effizient durchgeführt werden kann. «Als ich ins Berufsleben einstieg, trat automatisch meine Aktivität als Umweltschützer in den Hintergrund», so Kühnis. Ihm fehlte damals schlicht die Zeit. Sein Interesse an der Natur hat aber niemals abgenommen.

Leidenschaft für Flusskrebse

Mit 38 Jahren entflammte Rainer Kühnis’ Leidenschaft für Natur und Umwelt erneut. Er begann, sich aktiv bei der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz einzusetzen und im Auftrag des Amtes für Umweltschutz Flusskrebse zu untersuchen, die in Liechtenstein zu den geschützten Tiere gehören. Einst, mit 18 Jahren, fand er Krebsscheren im Schaaner Riet und war völlig fasziniert von der Vorstellung, dass es in Liechtenstein Krebse gibt. 20 Jahre später wollte er diese Tatsache seiner Frau Andrea beweisen und suchte so lange, bis er in Liechtenstein auf lebende Flusskrebse stiess.

10 Kilometer Uferlänge

Er erhielt die Bewilligung, die geschützten Tiere zu erforschen, studierte die letzte Bestandesaufnahme von 1995 und führt seit 2009 eine neue durch. «Flusskrebse sind in Liechtenstein viel verbreiteter als angenommen. Wir haben zwei verschiedene europäische Arten, die sich – gegen den Trend – immer stärker in Liechtenstein ausbreiten», fasst Kühnis die Ergebnisse kurz zusammen. Während man die Flusskrebse bei der letzten Untersuchung auf 1,5 Kilometer Uferlänge im Land festgestellt hatte, werden sie heute bereits auf über 10 Kilometern nachgewiesen. Rainer Kühnis arbeitet zurzeit mit drei Experten am zweiten Band des Fisch- und Krebsatlas Liechtenstein, der nächstes Jahr erscheinen wird.

Krebs diagnostiziert

Vor wenigen Jahren wurde das engagierte Vereinsmitglied der LGU gefragt, ob er Interesse hätte, Vorstandsmitglied zu werden. Kühnis erinnert sich noch genau daran: «Ich lag damals gerade im Spital.» Ärzte diagnostizierten bei ihm Krebs und gaben ihm nur noch wenige Monate. Der zweifache Familienvater konnte es kaum glauben und verfiel in eine Depression. Gleichzeitig versuchte er, sich Etappenziele zu setzen: «Ich wollte zum?Beispiel noch den Geburtstag meiner Tochter erleben oder 39 Jahre alt werden.» Die Chemotherapie begann und Rainer Kühnis hatte das Glück, sich voll und ganz auf seine Familie, seinen Geschäftspartner und seine Mitarbeiter verlassen zu können. «Nachbarn und Bekannte haben meine Familie und mich tatkräftig unterstützt.»

«Second Life» erhalten

Rainer Kühnis wurde schliesslich operiert. Er kann sich noch genau an den Moment erinnern, als er aus der Narkose erwachte: «Die Ärztin strahlte mich an und sagte, dass mir Lungenkrebs fehldiagnostiziert wurde.» Kühnis war so froh über diese Nachricht, dass er bis heute keinen Ärger über die Fehldiagnose verspürt. Seiner Meinung nach habe jeder Arzt sein Bestes gegeben. Die Freude über sein «Second Life» – wie er es nennt – ist unbeschreiblich. Nachdem er ein Jahr lang eine intensive Chemotherapie gemacht hatte, war er wieder gesund. Seine Lebenseinstellung hat sich durch das einschneidende Erlebnis jedoch nachhaltig verändert: «Heute geniesse ich das Leben in vollen Zügen und schaffe mir bewusst Freiräume für mich und meine Familie, um mich von der Arbeit zu erholen.»

Anderen aus Erfahrung helfen

Seine erste LGU-Vorstandssitzung besuchte Rainer Kühnis mit Glatze. Heute, wieder gesund, präsidiert er die Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz und die Cipra Liechtenstein, die nationale Vertretung der Internationalen Alpenschutzkommission. Derzeit ist er mit der Planung des 60-Jahre-Jubiläums der Cipra Liechtenstein beschäftigt. Im Auftrag der Vereine oder auch privat veranstaltet Rainer Kühnis Exkursionen mit Kindern und Erwachsenen und hält auf Anfrage Vorträge über die Natur und die Tiere. «Besonders gerne 

gehe ich mit Kindern auf Exkursion, da sie sehr begeisterungsfähig sind», erzählt Kühnis. Er unternimmt auch mit seiner Familie viel im Freien. «In der Natur kann ich mich einfach am besten erholen.» Obwohl der Geschäftsmann in seinem Leben schon viel geleistet hat, möchte er, wenn es die Zeit zulässt, eine weitere Aufgabe übernehmen: «Ich würde mich gerne bei der Krebshilfe Betroffenen als Gesprächspartner zur Verfügung stellen.» (hl)

 

Steckbrief

Name: Rainer Kühnis

Wohnort: Vaduz

Alter: 44

Beruf: Wirtschaftsinformatiker

Hobbys: Flusskrebse und Fotografie

Leibspeise: Apfelküchlein

Getränk: Kühles Weizenbier

TV-Vorliebe: Geschichtliche und politische Dokumentationen

Musik: Rock

Lektüre: Historische Bücher

Stadt/Land? Land

Sommer/Winter? Sommer

Ort: Saminatal

Stärke: Analytisches Denken

Schwäche: Ungeduld

Motto: Carpe diem («Pflücke den Tag»)

Kontakt: rainer@kuehnis.li

 

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