Ein kleines Tier mit fataler Wirkung
Der Frühling ist da und die Natur ist aufgewacht ? nach einem milden Winter bringt diese Entwicklung aber nicht nur positive Begleiterscheinungen mit sich. Vor allem Zecken haben Hochsaison und das sehr viel früher als eigentlich üblich.
Einem milden Winter müssen nicht zwangsläufig Mücken- und Zeckenplagen folgen, sind sich Experten der Region, wie die Biologen Oliver Müller und Holger Frick aus Liechtenstein sowie der St. Galler Insektenforscher André Mégroz, einig. Sicher ist allerdings, dass die ungeliebten Insekten bedeutend früher aktiv werden und sich damit der Zeitraum, in dem man sich infizieren kann, länger ist. Nicht überall sind Zecken mit FSME-Viren infiziert, sondern nur in bestimmten Regionen. Regionen, in denen regelmässig FSME-Erkrankungen auftreten, in denen also die Zecken das Virus tragen, bezeichnet man als Risikogebiete. Die Region Werdenberg und Liechtenstein zählt sogar zu den Hochrisikogebieten.
Beunruhigende Tendenz
Pro Jahr erkranken durchschnittlich rund hundert Personen an Zecken-enzephalitis, der durch das FSME-Virus übertragenen Gehirnentzündung. Vergangenes Jahr jedoch erkrankten gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) 205 Menschen daran. Das bedeutet, dass sich in der Schweiz die Zahl der FSME-Fälle 2013 mehr als verdoppelt hat. Die Entwicklung der Krankheitszahlen im laufenden Jahr ist derzeit noch offen.
Borreliose auf dem Vormarsch
Etwas konkretere Ergebnisse für 2014 liegen hingegen für die Borreliose vor, die in der nördlichen Hemisphäre häufigste zeckenübertragene Infektionskrankheit. Borreliose-Erkrankungen werden seit 2008 durch das freiwillige Sentinella-Meldesystem erfasst. In diesem Netzwerk melden Grundversorger wöchentlich ihre Beobachtungen. Diese werden dann auf die ganze Schweiz hochgerechnet. Allein in den ersten drei (Winter-)Monaten dieses Jahres sind laut BAG hochgerechnet 800 Fälle von Borreliose gemeldet worden. Das sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 100 Fälle mehr ? und viermal mehr als im ersten Quartal 2010.
In der Ostschweiz kommen Zecken bis in Höhen von 1500 Metern über Meer praktisch überall vor. Wo die Spinnentiere auf der Lauer liegen, herrscht gemäss Gefahrenkarte des BAG auch Borreliose-Gefahr. Eine Impfung gegen das FSME-Virus empfiehlt das Bundesamt im ganzen Kanton Thurgau, in weiten Teilen des Kantons St. Gallen sowie im Fürstentum Liechtenstein. Zudem verzeichnet das BAG Gemeinden, in denen FSME-Erkrankungen durch Zeckenstiche schon vorgekommen sind. Davon betroffen ist der Westen der Kantone Thurgau und St. Gallen.
Unvorsichtiges Impfverhalten
Eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK, an der über 5600 Personen teilnahmen, zeigt deutlich, dass sich Schweizer nicht ausreichend mit den notwendigen drei Impfdosen vor der sogenannten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) schützen. Nur gerade 13 Prozent beziehungsweise 18 Prozent der befragten Personen, die im letzten Jahr medizinische Vorkehrungen gegen Zeckenstiche unternommen haben, gaben an, sich zwei- respektive dreimal geimpft zu haben. 71 Prozent der geimpften Personen haben jedoch laut Umfrage-ergebnis keine weitere Impfung geplant.
Da weder Zecken noch Krankheiten an der Grenze haltmachen, ist auch in den Nachbarregionen mit einem Borreliose- und FSME-Risiko durch Zeckenstiche bis auf 1500 Meter Höhe zu rechnen. (kid)
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