Die Geschichte des Zirkusclowns
Über den Ursprung des Clowns scheiden sich die Geister. Einige sehen ihn in den komischen Figuren des antiken Theaters. Andere wiederum verweisen auf die irische Mythologie oder indianische Zeremonien. Ob antikes Theater, irische Mythologie oder indianische Zeremonien – die Heimat des Clowns ist die Manege und der grösste Teil der Literatur ist sich einig, dass er dort auch geboren wurde.
Die Geburt eines Clowns
Alles begann im 19. Jahrhundert. Damals waren Kunstreitergesellschaften – die Urform des Zirkus – sehr beliebt. Pferde und ihre Reiter zeigten akrobatische Kunststücke, wie man sie bis heute noch in manchem Zirkus bestaunen kann. Der mit Sägemehl bedeckte Boden wurde aber auch zum Schauplatz von «Manegenkomikern». Diese parodierten die vorangegangenen Profireiter und brachten so das Publikum zum Lachen. Der Clown war geboren. Doch erst mit der Entstehung fester Spielorte – wie beispielsweise der Cirque Olympique oder Medrano – entwickelte sich der Zirkusclown, wie man ihn kennt: tollpatschig und unfallgefährdet.
Was macht ein Clown eigentlich?
In erster Linie erwartet man von einem Zirkusclown, dass er tölpelhaft in der Manege herumtaumelt, über seine eigenen Füsse stolpert oder sich Ohrfeigen einfängt. Das Leben eines Clowns ist von seinen Missgeschicken geprägt. In seiner Einfachheit und Naivität ähnelt der rotnasige Geselle einem Kind und bricht so mit den Normen der Erwachsenen: Er hantiert mit grossen Messern, schaut neugierig in Gewehrläufe oder isst aus Hunger auch mal Kerzen auf. Doch weshalb verhält sich der Zirkusclown so, als wäre er eine Ausgeburt gebündelter Sinnlosigkeit?
Praktisch betrachtet fungieren Clowns oft als Pausenfüller. Wenn etwas in der Manege umgebaut werden muss, dann unterhalten sie das Publikum. Doch das ist nicht ihre einzige Aufgabe.?Sie sollen die Zuschauer nicht nur erheitern, sondern auch beruhigen. Messerwerfen, Hochseilakte und Raubtierdressuren: Im Zirkus gibt es echte Gefahr und dem Zuschauer stockt oft der Atmen. Als Ausgleich gibt es die Clowns. Bei ihrem Erscheinen kann das Publikum einmal kräftig durchatmen, sich entspannen und von ganzem Herzen lachen.
Von einem philosophischen?Standpunkt aus betrachtet dient der Clown als Spiegel der Gesellschaft. Er bricht mit Konventionen, stellt Ideologien infrage und lehnt sich gegen den Mächtigen auf. Der lustige Geselle stellt so eine Gegensatzfigur dar, die herrschende Strukturen aufbricht und an den Pranger stellt. Sein Ziel ist es, sich der bestehenden Ordnung zu widersetzen, sie zu parodieren und anderen vor Augen zu führen.
Vom Aussterben bedroht
Clowns spiegeln zwar die Gesellschaft wieder, finden in ihr aber kaum mehr einen Platz. Es gibt immer weniger Zirkusclowns. Die?professionellen Spassvögel und deren Kunst stehen vor dem Aussterben. Charlie Rivel, ein berümter Zirkusclown, sagte einmal: «Der Optimist denkt ebenso einseitig wie der Pessimist. Nur lebt er froher». Bleibt für all die übriggebliebenen Rotnasen zu hoffen, dass sie weiterhin optimistisch in ihre Zukunft blicken können. Apropos Rotnasen: Die rote Knollennase soll an einen Betrunkenen erinnern. Sie entstammt der Zeit der Kunstreitergesellschaften. Ein betrunken torkelnder «Manegenkomiker» mit roter Schnapsnase versuchte erfolglos, die Profireiter nachzumachen. Das Publikum war begeistert und verhalf der roten Nase zu ihrem Siegeszug als kleinste Maske der Welt. (sb)