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Der Programmierer, der aus dem Dschungel kam

Daniel Mettler wusste bereits mit 12 Jahren, was er beruflich einmal machen möchte. Die Idee, Computerspiele zu programmieren, kam ihm während seiner Zeit in Indonesien. Heute leitet er erfolgreich eine Softwarefirma in Buchs.

Dreisprachig, jung und unternehmungslustig. Daniel Mettler ist ein Unternehmer der neuen Generation. Er feiert mit seinem innovativen Unternehmen «2sic-Internet solutions» in Buchs und Triesen einen Erfolg nach dem anderen, weil ihm die Ideen nie ausgehen: Anwendungsprogramme für Websites, Hosting oder ganz einfach die Erklärungen dazu. Wer an seiner Website bastelt, kann zu 2sic kommen und wird optimal beraten. Dabei war das Internet noch nicht einmal geboren, als Daniel Mettler mit dem Programmieren anfing.
Der Sohn zweier Missionare wuchs auf verschiedenen Erdteilen auf. «Es war wie beim Dschungelcamp», erinnert er sich an seine Kindheit. «Den Missionaren wurde gezeigt, wie man im Busch überlebt und wie man alles essbar zubereiten kann», erklärt Mettler und zeigt auf seinem Smartphone ein Video, in dem seine dreijährige Tochter genüsslich knusprige Heuschrecken verspeist. «Das Einzige, was ich nicht essen kann, ist Thunfisch aus der Dose – das ist so unnatürlich.»

Der Computer der Eltern

«Im Dschungel würde man andere Dinge ekelhaft finden als hier – man muss einfach über die Grenzen hinwegdenken, bevor man über etwas urteilt», erklärt der 34-jährige Familienvater. Und das lernte er durch die Tätigkeit seiner Eltern. Die Stationen in seiner Kindheit waren England, Papua-Neuguinea und Indonesien, wo er die meiste Zeit verbrachte.
«Meine Eltern lernten, wie man mit Cholera- oder Malaria-Epidemien umging und wie man Wildschweine schlachtet», erklärt Mettler respektvoll. Ausserdem seien seine Eltern mit Bibelübersetzungen in die einheimischen Sprachen beschäftigt gewesen. Dafür benötigten sie einen Computer – bereits in den 80er-Jahren. «Die Spiele auf dem Computer waren meine Leidenschaft. Ich wollte unbedingt selbst Spiele entwickeln», erinnert sich der Schweizer. Da sich im Busch keiner wirklich mit Computern auskannte, musste er sich das Programmieren selbst beibringen. Mit Erfolg, wie sich herausstellte. «Strom gab es keinen, so mussten wir mit einer riesigen Lastwagenbatterie hantieren und diese jeweils zum Wiederaufladen in eine Stadt bringen, die zwei Tagesmärsche entfernt war.»

Schulglocke umprogrammiert

Mit 14 Jahren kam er ins Internat und sah seine Eltern nur noch zweimal im Jahr. Das ebnete ihm den Weg zu einer guten Ausbildung. Gute Schulen waren dort, wo seine Eltern lebten, spärlich gesät. Dass ihm das Programmieren lag, merkten seine Mitschüler und Lehrer schon bald. Spätestens als er an einem Wochenende in die Schule einbrach und die Schulglocke umprogrammierte. «Anstatt dem üblichen Gong programmierte ich den Morsecode der Initialen des Mädchens, in das ich damals verliebt war, ein», schmunzelt Mettler. Schnell wurde klar, dass nur er es sein konnte, der so etwas bewerkstelligt. Bestraft wurde er jedoch nicht – er musste lediglich die Programmierung wieder rückgängig machen. «Ich programmierte es aber so um, dass am ersten Tag nach meinem Abschluss wieder ‹mein› Gong ertönte.»

Fremdsprache Deutsch

Mit 17 Jahren sprach ich zum Beispiel kein Wort Deutsch mehr, weil ich es nicht mehr brauchte.» Englisch war bereits früh zu seiner Muttersprache geworden, und Indonesisch kam für seinen Alltagsnutzen hinzu. Als er 1994 wieder in die Schweiz kam, musste er sowohl die Hochsprache als auch den Dialekt wieder neu erlernen. Das merkt man heute nur noch am Rande. «Ich spreche zum Beispiel mit anderen Betonungen englische Wörter wie ‹server› als ein Deutschsprachiger. Und auch wenn ich Hochdeutsch spreche, habe ich einen Akzent ähnlich einem Holländer.»
In der Schweiz machte er den Kantonsschul-Abschluss, war in seiner Freizeit als Programmierer tätig und erledigte für Bekannte verschiedene Aufträge. Damals war das Internet etwas komplett Neues und Informatiker waren gefragt. «Da ich das Internet seit meiner Kindheit kenne, fiel mir der Umgang damit relativ leicht.» Zu seinen Kunden zählten damals Heidiland-Tourismus oder der Quellenhof Bad Ragaz, für die er die Websites erstellte. Da sein Business derart gut lief, verzichtete er auf ein Studium und wagte gleich nach der Matura den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit einem befreundeten Programmierer gründete er 2sic.

Innovation zahlt sich aus

Die beiden Programmierer merkten schnell, dass ihnen die unternehmerischen Aspekte ihres Tuns Probleme bereiteten. «Ich hatte keine Ahnung von Betriebswirtschaft. Das war der Fehler.» Nach zwei Jahren war das Unternehmen kurz vor der Pleite. «Wir hatten das Glück, dass uns das Platzen der Dotcom-Blase keine grossen Probleme bereitete und wir mit relativ wenig Geld durchkamen.» Dennoch entschied sich sein Freund, das Unternehmen zu verlassen. Daniel Mettler blieb dran und eignete sich autodidaktisch die wichtigsten Prinzipien der Geschäftsführung an. «Seit 1.1.1999 darf ich mich Unternehmer nennen», freut sich Mettler.
Mittlerweile wurden aus zwei Mitarbeitern deren 15 und das Unternehmen floriert. Ausserdem kommen immer wieder neue Projekt-ideen hinzu, die er mit seinem Team durchzieht. Die neuste Geschäftsidee ist die Entwicklung von Comics, welche anwenderfreundliche Tipps zu Software geben. «Die Resonanz vom Markt ist sehr gut und wir sind derzeit daran, einen grossen Verlag zu finden, der uns unterstützt», so Mettler. Diese Comics sind zwar keine grosse Geldquelle, aber für die Reputation des Unternehmens sind die einfachen Büchlein Gold wert.

Freizeitvergnügen mit Sinnhaftigkeit

In diesem Jahr ist Daniel Mettler Präsident des Junior Chapter International Werdenberg-Liechtenstein (JCI; ehem. Rheintaler Junge Wirtschaftskammer), bei dem er schon seit sieben Jahren Mitglied ist. «Wir sind zum Beispiel bekannt für unsere Benefizaktionen mit Karlheinz Böhm, Bertrand Piccard und Udo Jürgens», erklärt Mettler. Ziel der JCI ist es, sich persönlich weiterzuentwickeln, und dies mit – ähnlich dem Lions-Club – Projekten  für wirtschaftliche und gemeinnützige Zwecke. Im Gegensatz zum Lions Club ist das Höchstalter der Mitglieder auf 40 Jahre beschränkt.
Besonders beeindruckt hat ihn in seiner aktiven Zeit ein fünftägiger Besuch in Burkina Faso, bei dem er – ähnlich wie in seiner Kindheit in der Dritten Welt – wieder gesehen hat, dass Armut auf der ganzen Welt gleich aussieht. «Bei diesem Projekt konnten wir für die Bedürftigen 430 000 Franken sammeln. Das ist schon etwas ganz Spezielles, das einem viel gibt», freut sich Mettler, dass die JCI so viel bewegen kann. «Die JCI ist eben ein Verein für junge Menschen, die etwas zum Besseren bewegen und aktiv sein wollen. Das ist wirklich eine gute Sache.» Der nächste Anlass der JCI in seinem Präsidentschaftsjahr ist gleichzeitig auch sein Abschlussanlass.
Am kommenden Freitag, 30. November, findet um 20 Uhr im «s’L» in Vaduz die Karaoke-Jahresendparty statt. «Das trifft sich gut», erklärt Mettler. «Ich bin ein leidenschaftlicher Sänger – leider ein Hobby, das ich in letzter Zeit ein wenig vernachlässigt habe.» Der Buchser freut sich daher, eine weitere seiner Leidenschaften an diesem Abend wieder aktivieren zu können: das Singen. (mw)

Steckbrief
Name: Daniel Matthias Mettler
Wohnort: Buchs
Alter: 34
Beruf: Unternehmer aus Leidenschaft
Hobbys: JCI, Singen, Reisen, Lernen
Leibspeise: «Alles, was nicht gekocht ist.»
Getränk: Rotwein
Lektüre: Terry Pratchett
Lieblingsort: Überall
TV-Vorliebe: «Das Leben ist zu kurz, um TV zu schauen.»
Stärke: Offenheit und Lernbereitschaft
Schwäche: Zu viel auf einmal machen wollen
Motto: «Wenn etwas schlecht läuft, ist das schon o.k. Es ist eine Ausbildung für das nächste Mal.»

 

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