«Darf ich mich hier hinsetzen?»
Wer Alex Haas kennt, weiss, dass er nie um einen guten Spruch verlegen ist. Dass er auch für jeden Spass zu haben ist, sah man gestern bei «Wetten, dass …?». Erfolg auf der ganzen Linie: Innerhalb des letzten Jahres hat er das erreicht, wofür viele Jahrzehnte brauchen. Letzten Sommer traf er seine Traumfrau, im Juni dieses Jahres wurde geheiratet, und am 9. August kam Sohn Leandro zur Welt. Gestern sorgte er mit seinem Auftritt bei Thomas Gottschalk für viel Gelächter und unterhielt mit seiner Klobrillen-Wette das Millionenpublikum. Ob er Wettkönig wurde, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Eines ist aber sicher: Mit dieser Jahresbilanz gehört er zu den Gewinnern.
Der Wille, es allen zu zeigen
Es ist ja nicht so, dass für Alex Haas der «Wetten, dass …?»-Auftritt etwas Neues gewesen wäre. Schon 2008 war er mit der Ballschleck-Wette in der Region «in aller Munde». Nur durch Tasten mit der Zunge kannte er 30 verschiedene Fussballmarken und -typen auseinander. Bei dieser Wette kamen zwei Faktoren zusammen: Erstens brauchte er dafür einen sehr guten Tastsinn und zweitens kombinierte er diese Gabe mit der Beschäftigung, die ihn schon sein ganzes Leben begleitet:?den Fussball. «Ausserdem wollte ich mir selbst und allen, die mir das nicht zutrauten, beweisen, dass ich es kann.» Erfolgreich, denn er gewann seine Wette souverän.
Obwohl er heute weder aktiv in einer Mannschaft spielt noch eine trainiert, verfolgt er aufmerksam die grossen Ligen und den Regionalfussball. «International ist es vor allem die Bundesliga, die mich interessiert. Regional gehe ich gerne auf die Fussballplätze und schaue, was sich im Land so tut», erzählt Alex Haas, der lange als Aktivspieler und Trainer tätig war. Haas schaffte es damals mit dem FC Vaduz bis zu den Aufstiegsspielen der 1. Liga in die Nationalliga B. «Für unsere Familienverhältnisse ist das nichts Besonderes», schmunzelt Haas. «Viele meiner Brüder sind im Fussball weiter gekommen als ich.»
Sechs Haas-Brüder in der Startelf des FCV
Alex Haas wächst in Triesen auf. Die Freizeit ist dabei ganz von «König Fussball» bestimmt. «Das wurde uns in die Wiege gelegt», erklärt Haas. So kommt es sogar so weit, dass in der 1.-Liga-Mannschaft des FC?Vaduz damals sechs Brüder auf einmal auf dem Platz stehen – wohl eine weltweit einmalige Sache. «Vier meiner Brüder schafften es in den Profifussball.» Haimo war bei Xamax Neuchâtel, wo ihm in einem Testspiel vor dem ersten Meisterschaftsspiel der Belgier Erik Gerets das Knie zertrümmerte, Markus war beim FC?Luzern, Modestus spielte in Chur und Adi Noventa war bei GC, den Young Boys, in Luzern und in Winterthur. Ausserdem war auch der Sohn seiner Schwester, Mario Frick, langjähriger Fussballprofi, fasst Alex Haas den Weg der Brüder zusammen. Nach seiner Zeit in Vaduz wechselt er nach Balzers, ebenfalls in die erste Liga, danach ist er Spielertrainer beim FC?Triesen. «Mit der Zeit machte dann mein Knie nicht mehr mit und ich musste meine Aktivzeit beenden, weshalb ich dann Juniorentrainer wurde.» Derzeit ist er auch hier nicht mehr aktiv. «Dennoch bedeutet mir der Sport noch sehr viel und ich halte mich mit Fitness, Langlaufen und Radfahren fit.»
Mit dem Rad zur Traumfrau
Bei einer seiner Radtouren lernte er im letzten Jahr seine Frau Bernarda kennen. «Das ist eine witzige Geschichte: Ich fuhr nach der Arbeit zu den Baggerlöchern in Brederis, wohin ich ab und zu zum Schwimmen fuhr.» Einmal waren beim Kiosk alle Plätze besetzt – aber am Tisch von Bernarda war noch ein Platz frei. «Er fragte dann ganz scheu: ‹Darf ich mich hier hinsetzen?›», erzählt Bernarda weiter. Sie sprachen beim ersten Treffen über Gott und die Welt und verabschiedeten sich. «Wir hatten nicht einmal die Nummern ausgetauscht», erinnert sie sich.
Sie trafen sich am gleichen Ort noch einmal. Jetzt wurden die Nummern ausgetauscht und es kam zum ersten Rendezvous. «Mir war lange nicht bewusst, dass er der Typ von der Ballschleck-Wette ist», erzählt Bernarda. Sie sei damals mit ihrem Freund vor dem Fernseher gesessen und habe die Wette gesehen. «Schon komisch, wenn man so zurückdenkt. Ich hätte damals wohl nicht gedacht, dass ich zwei Jahre später mit ihm zusammenkomme», lächelt sie. «Wir entschieden, im Herbst nach Kalabrien in den Urlaub zu fahren, und da ist uns eine wundersame Geschichte widerfahren», erzählt Alex Haas.
Babyalarm nach Gesichtswäsche
Während des Urlaubs kommen die beiden mit ihrer Reisegruppe an einen Brunnen, dem eine heilende Wirkung zugeschrieben wird. «Hier kamen viele Leute mit verschiedenen Leiden hin, um schmerzende Stellen des Körpers mit dem Brunnenwasser zu kurieren», erzählt Alex Haas. Als sie ankommen, ist es ziemlich warm. Da wusch sich Bernarda mit dem Wasser das Gesicht. Ein grosser Teil der Reisegruppe bricht in Gelächter aus: Die Reiseführerin erklärte nämlich, dass eine Gesichtswäsche dazu führe, dass Frauen Kinder kriegen. «Die ganze Reisegruppe hatte die ganze Woche kein anderes Thema mehr – wir lachten und scherzten natürlich mit», erzählt Bernarda Haas. Zwei Monate später erfährt sie, dass sie tatsächlich schwanger ist. «Uns hat das schier vom Hocker gehauen und wir mussten dann die Reiseführerin informieren, dass es tatsächlich stimme – die Geschichte mit dem Brunnen.»
Da beide bisher jeweils Beziehungen führten, in denen Kinder nicht geplant waren, sie selbst aber beide schon davon sprachen, «irgendwann einmal» Kinder haben zu wollen, war die Freude natürlich umso grösser. Das Paar suchte sich schnell eine neue Wohnung in Schaanwald. Alex Haas wohnte zuvor 15 Jahre in Mauren. Im Juni läuteten die Hochzeitsglocken und am 9. August kam ihr Sohn Leandro zur Welt. Kurzum: Das perfekte Familienglück, das nach mehr schreit: «Auch ein zweites Kind ist natürlich gewünscht und wir üben schon fleissig», lacht Alex Haas, der am 1. Oktober seinen neuen Job als Projektleiter bei der Jakob Nutt AG in Schaan antrat. Nicht nur bei diesem Jobwechsel spielte seine Lehre als Sanitär-Installateur eine Rolle, sondern auch bei der neuen Wette, die er im Frühling bei «Wetten, dass …?» deponierte.
Eine Wette mit viel Gefühl
Wie bei der Ballschleck-Wette, die ihn in die grösste Fernsehsendung Chinas vor 200 Millionen Zuschauer brachte, ist auch hier viel Gefühl im Spiel. Denn abermals kombinierte Haas seinen Tastsinn mit einer seiner täglichen Beschäftigungen. «Ich war viele Jahre im Kundendienst und als Servicemonteur tätig», erklärt Haas. «Mir ist aufgefallen, dass die Kunden die WC-Brille meist nur nach optischen Kriterien auswählen. Dabei ist doch das Gefühl, wie man sitzt, auch entscheidend.» So kam Alex Haas auf diese Wette und schrieb an die Verantwortlichen, dass er 30 verschiedene Marken und Typen von Klobrillen alleine am Sitzgefühl – ohne Augen und Hände – erkennen könne. Es ging schnell:?Weil die «Wetten, dass …?»-Redaktion bei ihren Recherchen herausfand, dass es eine ähnliche Wette schon einmal gab, der Kandidat die Wette jedoch nicht schaffte, lud man Alex Haas sofort ein.
Die sogenannten Klassik-Wetten sind ein relativ neues Element der Show. «Eigentlich wollten sie mich schon für die Show im September. Das ging sich zeitlich für mich aber mit dem Training nicht aus. Deshalb durfte ich nun im November ran.» Am Anfang seien beide Wettideen jeweils aus einer Laune heraus entstanden. Als sich dann die Redaktion von «Wetten, dass …?» meldete, wurde es ernst. «Dann brauchte es nur noch den einen oder anderen, der behauptete, dass ich es nicht schaffe – und schon war ich Feuer und Flamme. Gemeinsam mit seinem treuen Freund und Betreuer Werner Hauck trainierte er fortan intensiv. Die Hersteller stellten ihm die Klobrillen zur Verfügung, um zu üben, und in Mauren richteten die beiden ihren Trainingsraum ein. Was dabei herausgekommen ist, sah man gestern bei «Wetten, dass …?». (mw)
Weitere Infos und neue Eindrücke auf seine Homepage:?www.alex-haas.li
Steckbrief
Name: Alex Haas
Wohnort: Schaanwald
Zivilstand: verheiratet mit Bernarda
Alter: 47
Beruf: Projektleitung Sanitär- und Heizungssanierungen
Hobbys: Sport allgemein, Fussball, Fitness, Langlauf, Radfahren und Reisen
Leibspeise: asiatisch, Spaghetti in allen Variationen
Getränk: Apfelschorle, Bier
Musik: Rock/Pop
Stärke: Ehrgeiz
Schwäche: Manchmal sehr ungeduldig
Motto: «Wer nicht kämpft, hat schon verloren»
Homepage: www.alex-haas.li
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