«Bei mir muss immer etwas laufen»
Ich bin meistens gut gelaunt, ausser wenn ich Hunger habe», so Angelika Schurti über eine ihrer Eigenheiten. Dass diese zu ihren Stärken gehört, merkt man auf Anhieb, denn sie ist eine wahre Frohnatur. Weder menschenscheu noch unsicher geht sie auf ihre Kunden zu und hat dabei stets ein Lächeln im Gesicht. Der Floristen-Beruf liegt ihr. «Ich arbeite mit verschiedenen Materialien, treffe immer wieder auf neue Kunden, und jeder Tag bringt etwas Neues mit sich», schätzt die 25-Jährige die abwechslungsreiche Arbeit. Ab wechslung wird bei ihr grossgeschrieben, denn diese braucht sie, um nicht früher oder später wie eine Blume ohne Wasser einzugehen.
Natürlich trägt auch ihr Arbeitgeber, Blumen Ospelt in Schaan, zu ihrer Freude am Beruf bei. «Hier fühle ich mich wohl», und das schon seit rund 10 Jahren. «Ich habe bereits die Lehre hier absolviert.» Das vierköpfige Team um Chefin Ursula Bachmann-Ospelt sei einfach genial. «Wir verstehen uns alle super», freut sie sich und ist sich bewusst, welches Glück sie hat.
Langeweile ausgeschlossen
So wie Angelika Schurti die Abwechslung sucht, scheut sie die Langeweile. «Bei mir muss immer etwas laufen.» Für die nötige Unterhaltung sorgen deshalb der TurnvereinTriesen, die Guggamusik Moschtgügeler und die Harmoniemusik. Dass da keine Eintönigkeit entsteht, versteht sich von selbst. Einmal pro Wochel turnen, mindestens zweimal pro Woche proben «und trotzdem habe ich nie das Gefühl, dass es ein Muss ist», freut sie sich. Klar habe es in der Vergangenheit auch Zeiten gegeben, in denen sie sich gewünscht hätte, frei von jedem Verein zu sein. Doch sie bereue es bis heute nicht, dass sie immer noch dabei ist. «Ich bin froh, dass ich über die schlechten Zeiten hinweggekommen bin, denn ich habe in all den Jahren sehr viel gelernt.»
Ihr Freund Roman, «der ruhende Pol», muss laut Angelika Schurti manchmal ein wenig zurückstecken. Er selbst war mit ihr zusammen bei den Moschtgügelern, konzentriert sich aber mittlerweile auf nur eine nebenberufliche Tätigkeit – die bei der freiwilligen Feuerwehr. «Er ist sehr verständnisvoll, was meine Hobby-Vielfalt anbelangt. Das schätze ich an ihm.» Sie merke auch, wenn es mal zu viel des Guten sei. In den Monaten Oktober und November, wenn für das Turnerkränzle und die bevorstehende Fasnacht intensiv geprobt wird, bleibt meist nur wenig Zeit für gemeinsame Stunden. «Ich kann eben auch so schlecht Nein sagen», wirft sie ein und lacht. Doch solange der Spass im Vordergrund steht und die Beziehung nicht darunter leidet, ist das nur halb so schlimm.
Die Party kann steigen
Mit der Harmoniemusik Triesen darf Angelika Schurti heuer das 150-jährige Bestehen feiern. Sie selbst ist seit 12 Jahren, seit ihrem 13. Lebensjahr, mit dabei. «Es wird ein buntes Fest geben», versichert sie. Während am Freitag, 4. Mai, die Rocknacht mit verschiedenen Liechtensteiner Rockbands die jüngere Generation in Festlaune versetzt, wird am Samstag, 5. Mai, das erfolgreichste Blasorchester derWelt, «Die Egerländer Musikanten», die ältere Generation zum Schunkeln animieren. Mit der Feldmesse am Sonntag, die von der Harmoniemusik Triesen begleitet wird, geht dann ein hoffentlich rundum gelungenes Geburtstagsfest-Wochenende zu Ende. «Wir sind alle gespannt und freuen uns auf viele Besucher.»
Ein Haus voller Musiker
Die Leidenschaft zur Blasmusik kommt bei Angelika nicht von ungefähr. Ihr Vater spielt Zugposaune und Tenorhorn und war 53 Jahre bei der Harmoniemusik, und auch alle ihre Geschwister waren lange Zeit mit dabei. Als Nesthäkchen, mit über 10 Jahren Altersunterschied zu ihren Geschwistern, «habe ich immer zugeschaut, wie sie ihre Ins-trumente gepackt haben und zu den Proben gegangen sind», erinnert sie sich. «Für mich war klar, dass ich auch mal ein Blasinstrument spielen will.» Dass sie sich für die Klarinette entschied, lag an ihrer Schwester. «Sie hat ebenfalls Klarinette gespielt und ich habe ihr immer gerne zugehört, weil mich der Klang des Instruments so fasziniert hat.»
Begonnen hat Angelika Schurti mit Einzelunterricht. Die damals Neunjährige lernte erste Vorzüge und Tücken des Instruments kennen. Drei Jahre später wechselte sie zur Jungmusik. «Es war toll, denn das Musizieren in der Gruppe machte mir besonders viel Spass.» Zwei Jahre später durfte sie dann endlich «zu da Grossa» in die Harmoniemusik wechseln. «Das war das Grösste.» Endlich gehört man zu den Grossen, zu den Erwachsenen.
Nesthäkchen mit Verpflichtungen
Dass sie als Nachzüglerin aufgewachsen ist, war für Angelika nie ein Problem. Sie wurde weder besonders verwöhnt noch speziell behandelt. «Für mich galten zu Hause die gleichen Regeln wie für meine Geschwister – wir wurden alle gleich behandelt.» Auch wenn sie vielleicht ab und zu versuchte, ihren Status als Nesthäkchen für sich zu nutzen, hiess es immer: «Das durften deine Geschwister auch nie.» Mit diesem Argument konnte sie leben – sehr gut sogar, denn sie erinnert sich gerne an ihre Kindheit zurück. «Und verwöhnt wurden wir von unseren Eltern ja alle.» Dass ihr das nicht geschadet hat, merkt man ihr an, denn mit 25 Jahren ist Angelika Schurti sehr bodenständig und im Umgang mit Menschen respektvoll und zuvorkommend. Ebenfalls ein Gewinn war für sie das Vereinsleben. «Ich wusste: Wenn ich mich dafür entscheide, dann ziehe ich das auch durch.» Die regelmässigen Proben sorgten für das nötige Pflichtbewusstsein, der Umgang mit dem Instrument lehrte sie, achtsam zu sein. Ein weiterer Pluspunkt ist die Geselligkeit, die bei Vereinen immer sehr grossgeschrieben wird. «Ich bin sehr gerne unter Menschen, da fühle ich mich wohl», schwärmt die Triesnerin. Sie weiss, dass sie die vielen Menschen, die sie bisher kennen- und schätzen gelernt hat, auf dem Schulhof allein nie getroffen hätte. «Musik verbindet – das ist das Schöne daran.»
Gugga versus Harmoniemusik
Eigentlich seltsam, dass sichAngelika Schurti für zwei Vereine entschieden hat, die vom Motto bis zum Musikstil gegensätzlicher nicht sein könnten. «Mir gefällt beides. Während man bei der Harmoniemusik schön nach Noten spielt, kommt man bei der Gugga so richtig aus sich heraus und gibt Vollgas.» Würde sie mit einem Verein brechen, würde ihr etwas fehlen. Und um mit dem Vorurteil, die Harmoniemusik wäre altmodisch, aufzuräumen, wirft sie ein: «Das ist ein Klischee, denn wir haben sehr viele junge Mitglieder und spielen viele moderne Songs.» Ein Mix aus volkstümlicher und moderner Musik sorge dafür, dass sowohl die junge als auch die ältere Generation Spass an der Harmoniemusik habe. «Unser Präsident sagt immer: Wir sind zwar die älteste Musik im Land, doch vom Durchschnittsalter her gehören wir zu den Jüngsten.» (jul)
Steckbrief
Name: Angelika Schurti
Wohnort: Triesen
Alter: 25
Beruf: Floristin
Hobbys: Harmoniemusik, Gugga, Turnverein
Leibspeise: Pizza
Getränk: Wasser
Musik: Querbeet
Lektüre: Zeitungen
Stadt/Land? Land
Sommer/Winter? Beides
Ort: Triesen
Stärke: «Mich kann nichts so schnell aus der Ruhe bringen.»
Schwäche: Chaotisch, schusselig
Schlagwörter
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«Liewo-Porträt»