«Alles ist Bühne» ? Musik als Lebenselexier
Soeben ist Casasndra Wyss von einem Meilenstein ihrer Karriere zurückgekehrt – am 5. Juni spielte sie das Klavierkonzert KV 488, Nr. 23 in A-Dur von Mozart mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung von Alexander Prior im Kaisersaal der Residenz in Würzburg. «Dieses Konzert war eine unglaubliche Erfahrung für mich. Ich wurde so herzlich und mit grosser Wärme empfangen», blickt Cassandra mit Freude auf dieses Benefizkonzert zurück.Vor dem Konzert nahm der 20-jährige Dirigent Alexander Prior per Facebook Kontakt mit der Liechtensteinerin auf. Und auch bei der ersten gemeinsamen Probe, kurz vor dem Konzert, wurde Cassandra mit offenen Armen empfangen, sodass jegliche Aufregung verflog. Die junge Pianistin gibt auf der ganzen Welt Konzerte und sammelt dabei «unglaubliche Erfahrungen», wie sie berichtet. Neben ihren Konzerten studiert die junge Frau in Salzburg. In Zürich und Stuttgart lässt sie sich zudem zur Opernsängerin ausbilden.
Vor bald zwei Jahren hat Cassandra Wyss die Kammermusik mit wachsender Freude entdeckt. Die Konzerte in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Kroatien legen Zeugnis davon ab.
Faszination der Tasten
Schon als Dreijährige spielte Cassandra die bekannte Oper «Carmen» nach und ging in ihrer Rolle auf. Sie sang im «Pseudo-Französisch» und tanzte wild, lacht Cassandra, als sie über ihre Anfänge als Sängerin erzählt. Ihren Weg zum Klavier fand Cassandra bei ihren regelmässigen Besuchen der Musikschule. Denn während der Stimmbildung musste Cassandra aufgrund ihrer kleinen Grösse stets auf dem Schoss der Lehrerin Platz nehmen. Somit war sie in bester Reichweite der weissen und schwarzen Tasten. Dadurch fand sie auch ihren Weg zum Klavier. «Für mich war damals schon klar, dass die Musik zu meinem Beruf werden wird», erklärt Cassandra. Sich selbst beschreibt sie als «dramatisches Kind», da bereits in ihren jungen Jahren «alles Bühne» war. Diese Tatsache wurde zum Lebensgefühl, ja gar zur Berufung.
Ehrgeizige Pläne
Am Mozarteum in Salzburg studiert Cassandra seit 4 Jahren Klavier. Zuerst war sie Schülerin bei Karl-Heinz Kämmerling und aktuell wird sie von Stan Ford unterrichtet. Zur Opernsängerin ausgebildet wird die Maurerin vom mexikanischen Startenor Ks Francisco Araiza. Ihr internationales Gesangsdebüt wird für Juni 2013 anvisiert – mit der Rolle der Zerlina aus Don Giovanni von Wolfgang Amadeus Mozart. Ihr persönlicher Korrepetitor und Klavierpartner an Konzerten für Pianoduo ist der französische Pianist Jean Lemaire.
Stürmische Melodien
Die grösste Herausforderung und zugleich eine Ehre für Cassandra war die Einspielung von Klavierwerken des schwedischen Spätromantikers Wilhelm Stenhammar in Berlin für das renommierte Musiklabel Capriccio. «Ich hatte letztes Jahr das grosse Glück, einen Plattenvertrag zu erhalten», freut sich die 19-Jährige. Diese Möglichkeit ist für Cassandra eine wunderbare Chance, um den zarten und stürmischen Melodien mit viel Fingerspitzengefühl neues Leben einzuhauchen. Die CD wurde bereits an der Musikmesse in München vorgestellt und ist demnächst im Verkauf.
Weltoffene Einstellung
Obwohl Cassandra sich sehr zur klassischen Musik hingezogen fühlt, hört sie privat auch Pop, Rock, R’n’B und andere Stilrichtungen. Denn ihrer weltoffenen Einstellung nach gehört es quasi zum Allgemeinwissen eines Musikers, sich auch mit aktuellen Stücken zu beschäftigen.Durch ihr offenes Wesen ist es für Cassandra stets auch eine Freude, bei Konzerten in fremden Ländern neue Kulturen – zumindest auf kulinarische Weise – zu entdecken. Denn auch beim engsten Tourneeplan bleibt der jungen Musikerin wenigstens Zeit, um bei traditionellem Essen das «Feeling des Landes» zu entdecken. Besonders die asiatische Kultur hat es der jungen Maurerin angetan. Denn bei einer Veranstaltung der siaa-foundation in Triesen lernte die Stipendiation ihren heutigen Freund, den gefeierten Bariton Beyong-in Park, kennen. Zwischen ihnen habe «nicht nur persönlich, sondern auch musikalisch die Chemie gepasst», erzählt Cassandra Wyss lächelnd. Zu diesem Lächeln trägt sicherlich auch die Vorfreude auf die bevorstehende gemeinsame Tournee bei. Denn die beiden Musiker werden zusammen die «Winterreise» von Franz Schubert bestreiten. Diesen Meilenstein der Liedkunst werden sie in Liechtenstein und Korea sowie in der Schweiz, Deutschland und auf Mallorca präsentieren.
Heimat als Kraftquelle
Bei all ihren Reisen schätzt Cassandra stets auch ihren Rückzugsort und ihre Heimat. Denn hier hat sie die nötige Ruhe, um ein neues Repertoire einzuüben, und tankt Kraft, um anschliessend mit vollem Elan in die Welt hinauszugehen. Ein Besuch in ihrem Lieblingsrestaurant Fago in Eschen darf jeweils nicht fehlen. Denn Cassandra liebt es, kulinarisch verwöhnt zu werden und legt gerne auch selbst Hand in der Küche an.
Auch dabei wird der «Asia-Fan», wie sich Cassandra Wyss selbst bezeichnet, von ihrem Freund aus Südkorea inspiriert. «Kochen bedeutet Entspannung für mich. Die asiatische Küche hat zudem eine eigene Philosophie, die den Respekt und Genuss der Nahrung aufzeigt», schwärmt die junge Frau über ihr Hobby. Die Umsetzung dieser speziellen Küche beginnt bereits beim farblichen Anordnen der Zutaten, wie sie von Beyong-in Park gelernt hat. So lieben es die beiden, gemeinsam zu kochen.
Musikalisch verzaubert
Allzu viel Zeit dafür dürfte jedoch nicht bleiben, da die Musikerin sich an einen strikten Übungsplan hält und sehr diszipliniert an ihrer Stimme und Fingerfertigkeit arbeitet. Wie sehr sich dieser Einsatz lohnt, davon zeugen auch die hervorragenden Kritiken in der internationalen Presse. Vor allem ihre «Leichtigkeit im Spiel», «die brilliante Technik» sowie ihre «persönliche Interpretation der Mozart’schen Konzertsprache» und ihre Individualität werden immer wieder gelobt. (mp)
Steckbrief
Name: Cassandra Wyss
Wohnort: Mauren
Alter: 19
Sternzeichen: Fische
Beruf: Pianistin
Hobbys: Musik, kochen
Leibspeise: asiatisch/ italienisch
Getränk: schwarzer Espresso
Musik: klassisch
Ort: Fago
Stärke: diszipliniert
Schwäche: streng zu sich selbst
Kontakt: www.cassandrawyss.com
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«Liewo-Porträt»