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Vaduz: Finanz-, Wirtschafts- und jetzt auch eine Kulturkrise?

Kaum ein Tag, an dem nicht eine Krisenmeldung die andere ablöst. Im Angesicht von sinkenden Staatseinnahmen und angekündigten Sparmassnahmen stellt sich auch die Frage, wie sich die Krise auf die Kultur auswirken wird.

VON ELISABETH HUPPMANN

Während sich in der ersten Hälfte des zurückliegenden Jahres die Krisenmeldungen vorwiegend aus dem Finanz- und Wirtschaftssektor überschlugen, häuften sich in der zweiten Jahreshälfte auch jene aus dem Kultursektor. So passte beispielsweise die Wiener Staatsoper ihr Saisonprogramm dem Publikumsinteresse an, das «krisenbedingt» zurückgegangen war. In Frankreich legten Angestellte im Louvre und im Schloss Versailles ihre Arbeit nieder, um damit gegen Budgetkürzungen und Stellenstreichungen zu protestieren. In Italien griff man zu drastischen Werbemassnahmen (z.B. vor dem Kolosseum: «Wenn Sie es nicht besuchen, räumen wir es weg!»), um gegen einen Besucherrückgang von bis zu 12 Prozent in Museen vorzugehen. Und auch in der Region hörte man vermehrt von rückläufigen Sponsorgeldern, die beispielsweise das Feldkirch Festival dazu zwingen, 2010 keine gross inszenierte Oper, sondern lediglich ein Sprechstück als Hauptwerk zu präsentieren. Gleichzeitig verbuchte das Auktionshaus Christie's in London Rekordpreise für Werke von Raffael und Rembrandt in mehrstelliger Millionenhöhe. Befindet sich die Kultur nun in der Krise oder nicht? Eine Frage, in der sich auch heimische Kulturverantwortliche nicht ganz einig sind. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass Kulturtätige in Anbetracht rückläufiger Fördergelder in Zukunft stärker gefordert sein werden und dass sich alle Beteiligten, egal ob vonseiten des Staates, der Gemeinden oder von privater Seite, gemeinsam den zukünftigen Herausforderungen stellen müssen.

Sinnstiftende Kraft der Kultur

Wenn nicht nur zahlreiche Unternehmen, sondern auch der Staat den Sparstrumpf anziehen, wäre es blauäugig zu glauben, dass dieser Umstand an der Kultur spurlos vorbeigeht. Einsparungen – gewollt oder ungewollt – sind auch hier an der Tagesordnung. Und auch wenn es den einen oder anderen mal stärker, mal weniger stark trifft, haben doch alle den Ernst der Lage erkannt. Doch sehen die meisten in der Krise auch eine Chance. So kann – laut Kulturministerin Aurelia Frick – die Kultur die durch die Wirtschaftskrise verursachte Unsicherheit durch ihre sinnstiftende Kraft aufwiegen. Walter N. Marxer, Präsident der Kulturstiftung Liechtenstein, ist zudem davon überzeugt, dass es so zu einem qualitativen und nachhaltigen «Ausleseprozess» getreu dem Motto «weniger ist mehr» kommen wird. Peter Stobbe, Direktor der Kunstschule, sieht es noch positiver. Künstler müssten in Krisenzeiten nicht nur noch «intelligenter» arbeiten, sondern künstlerischer «Schnickschnack» würde verschwinden und es sei der geeignete Zeitpunkt für eine offene «Wertediskussion». Und auch TaK-Intendantin Barbara Ellenberger ist davon überzeugt, dass durch die Krise andere Werte wie Kreativität, Solidarität oder innerer Reichtum wieder vermehrt ins Zentrum gerückt werden.

Identitätsstiftend und innovativ


Dennoch soll gerade in Krisenzeiten der Staat eine Vorbildrolle einnehmen. Das wünscht sich zumindest Kulturministerin Aurelia Frick, die sich zudem dafür einsetzen möchte, dass «trotz der gebotenen Sparanstrengungen und Konsolidierungsmassnahmen die Kulturförderung weiterhin zu den vorrangigen Zielen des Staates zählt». Karl Gassner, Präsident Verein Tangente Eschen, erhofft sich von öffentlicher Seite, «dass das Kulturschaffen als etwas Lebensnotwendiges eingestuft wird und deshalb auch weiterhin unterstützt werden muss». Und auch Peter Stobbe plädiert dafür, dass «Kultur und Bildung endlich als wichtige Gefässe eines Staatswesens anerkannt werden». «Kultur ist ein Teil der Identität der Gesellschaft unseres Landes» unterstreicht Walter N. Marxer sein Argument, dass gerade in Krisenzeiten die Kulturförderung besonders wichtig sei. Barbara Ellenberger wünscht sich, dass sich «die Innovationskraft, die sich bislang in der Finanz- und Industriepolitik bewährt hat, nun bei der Lösung der grossen Gegenwarts- und Zukunftsprobleme beweisen» kann.

Mit Kreativität Hürden meistern

Krisen kann sich kein Lebensbereich, keine Branche verschliessen. Doch wie es scheint, haben Kulturtätige einen Trumpf im Ärmel, wenn es um deren Bewältigung geht: ihre Kreativität. Mit dieser wird es auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten möglich sein, Hürden zu meistern, um schliesslich die durch die Kultur vermittelten Werte zu pflegen und zu bewahren. Vielleicht wird es am Ende ein reduziertes Kulturangebot geben, aber Zeiten ganz ohne Kultur kann sich auch in Krisenzeiten niemand vorstellen. Gut zu wissen.

 

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