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Trauriges Schicksal der «Hexen»

Wisst ihr, was mich richtig traurig macht? Der eiserne Glauben an Hexen im 17. Jahrhundert. Heute weiss jedes Drachenkind, dass es die gar nicht gibt.

Aber in jener Zeit waren die Menschen davon überzeugt. Und was dieser falscher Glaube anrichtete, das werde ich nie vergessen. In Liechtenstein erreichten die sogenannten Hexenprozesse nach dem dreissigjährigen Krieg ein grosses Ausmass. Leider ein wirklich viel zu grosses. In den Jahren 1648 bis 1680 wurden über 300 Menschen wegen Hexerei verurteilt und hingerichtet – ihr müsst wissen: In dieser Zeit bestand die Gesamtbevölkerung noch aus 3000 bis 4000 Personen. Also genau umgekehrt wie bei uns Drachen, wir waren früher noch zahlreicher.

Vor zwei Wochen habe ich euch von der «Goldenen Boos» erzählt. Heute möchte ich euch den Fall von Barbara Moratin aus Mauren schildern. Barbara habe ich flüchtig sogar selbst gekannt. Mit einem ihrer Söhne, Jakob hiess er, habe ich oft gespielt. Barbara floh damals, als ihre Tante, Katharina Fehr, als Hexe angeklagt wurde. Als sie dann wieder zurückkam, waren die Leute misstrauisch. «Das ist schon verdächtig», hörte ich manche sagen. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, aber damals reichte so ein unsinniger Verdacht schon für eine Klage. Barbara musste sodann eine furchtbare Zeit durchmachen. Ich erzähle euch an dieser Stelle nicht was, ich erinnere mich selbst so ungerne daran. Eins kann ich euch aber sagen, Barbara hat tatsächlich alles über sich ergehen lassen, blieb dabei, dass sie nichts gegen ihr Seelenheil, so nannten sie das, bekennen könne und ist schliesslich sogar frei gesprochen worden. Bei dieser Nachricht musste ich beinahe weinen, obwohl das Drachen eigentlich nie machen.

Leider war das aber doch kein Happy End. Schliesslich hat sie ihren Sohn Michael verloren. Er wurde als Zauberer angeklagt und hingerichtet. Damit nicht genug: Nach ihrer Freilassung verlangten die Beamten von Barbara, dass sie für die hohen Gerichtskosten aufkommen müsse. Als sie sich weigerte, stellten sie einen Schuldbrief auf und verkauften ihr Land. Keine schöne Geschichte, ich weiss. Aber auch solche Geschichten wollen einmal erzählt werden. (rba)

 

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