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Rote Eier statt Liebesbriefe

Osterbräuche gibt es unzählige. Einige Traditionen sind heute aber in Vergessenheit geraten. So zum Beispiel das rote Ei als Liebesgabe, welches Adulf Peter Goop zu seiner grossartigen Sammlung von Ostereiern inspirierte.

Vaduz. – Das Ei galt seit jeher als Symbol für Fruchtbarkeit, Geburt und neu erwachende Kraft und war schon lange vor unserer Zeitrechnung Bestandteil von Frühlingsfesten auf der ganzen Welt. Später wurde es vom Christentum als Sinnbild der Auferstehung Christi gedeutet und wurde so Teil des Osterfests. Kunterbunte Osternester wie heute gab es damals allerdings keine: Ostereier waren früher rot. Die Farbe steht für Liebe und Kraft, und in der christilichen Tradition soll das Rot zusätzlich an das Blutvergiessen Christi erinnern.

Liebespfand von Marieli

Mit der Zeit wurde es immer mehr zum Brauch, die bemalten Ostereier zu verschenken. So entwickelte sich auch die Tradition des Eis als Liebesgabe, welche ein Mädchen einem Jungen zukommen liess, um ihm ihre Zuneigung zu signalisieren. Diese Eier wurden entsprechend mit passenden romantischen Sprüchen und Zeichnungen verziert. Mit dieser Tradition verband beispielsweise der kürzlich verstorbene Adulf Peter Goop so schöne Erinnerungen, dass sie ihn dazu inspirierten, kunstvoll verzierte Ostereier zu sammeln. Ein Teil der überwältigenden Sammlung, die aus dieser lebenslangen Sammeltätigkeit resultierte, ist zurzeit im Landesmuseum ausgestellt.
Seiner langjährigen Freundin Emilie Swoboda erzählte Goop, wie auch er sich in seiner Jugend ein rotes Osterei von seiner Angebeteten wünschte. Hoffnungsvoll begab er sich daher in den «Löwen» in Schellenberg, wo die Auserwählte, Marieli, ab und zu aushalf. Doch obwohl er den ganzen Nachmittag im Löwen sass, hatte Marieli kein Ei für ihn. Erst als er sich enttäuscht auf den Heimweg machte, lief diese ihm nach und überreichte ihm doch noch ein rotes Ei. Ganz warm sei es gewesen, weil sie es den ganzen Tag am Körper getragen hatte, erinnerte sich Goop. Die Geschichte hatte zwar kein Happy End, weil Goop kurz darauf in die Fremde ging. «Dem roten Ei blieb er aber bis heute treu», erzählt Swoboda. So ist auch in der aktuellen Ausstellung des Landesmuseums eine Vitrine dem roten Ei als Liebespfand gewidmet. (ah)
 

Artikel: http://www.vaterland.li/importe/archiv/kultur/rote-eier-statt-liebesbriefe-art-73766

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