Kultur-Talk: Stein hat mich Langsamkeit gelehrt
Hugo Marxer ist einer der wenigen Bildhauer im Land. Im Livetalk mit Kulturredakteurin Elisabeth Huppmann sprach er über sein künstlerisches Schaffen: «Die Bildhauerei ist für mich eine geteilte Disziplin», erkläre Marxer im Gespräch in Eschen. Demnach bestehe sie zu 50 Prozent aus einer guten Idee und zu 50 Prozent aus gutem Handwerk.
Eschen. - Der Künstler mit italienischen Wurzeln steht mit seiner Kunst an Marmor und Granit für fast übermenschliche Präzision und viel Disziplin, die er zum Teil seiner Lehre als Maschinenzeichner zu verdanken hat: «Ich habe damals gelernt, diszipliniert zu arbeiten.» Die Berufswahl aber hat er nicht selbst getroffen, sondern Marxer entsprach damit lediglich dem Wusch seines Vaters.
Doch auch wenn er als junger Mensch lieber einen kreativen Weg eingeschlagen hätte, so schätzt er inzwischen die Lehre. «Es war eine gute Grundlage, ich habe die Technik verstehen gelernt und das war von grossen Vorteil », betonte der Bildhauer im Kulturtalk mit Elisabeth Huppmann. Statische Berechnungen brauche er auch heute noch als Bildhauer. Zudem es gebe viel rein technische Momente.
Seele steckt in Werken
Die Bildhauerei hat Marxer in Italien erlernt. Bereits sein Grossvater hat in Italien als Steinmetz gearbeitet. Er selbst lernte das Handwerk und die Kunst am Stein in Carrara ? jener Stadt aus der natürlich auch der weltbekannte Marmor stammt und aus dem bereits Michelangelo seine Meisterwerke erschuf.
Derzeit arbeitet er aber an einer 80 Zentimeter grossen Skulptur aus Granit als Ausstellungsobjekt. Anhand eines Modells erklärte er im Interview in Eschen nicht nur, wie eine seiner Skulpturen entsteht, sondern er verdeutlichte, dass in seiner Kunst auch seine ganze Seele steckt, sein Auge für?s Detail und seine Liebe zur Präzision.
Der Perfektionist
Sich selber würde Marxer daher definitiv als Perfektionist bezeichnen, wie er im Livetalk verriet ? zumindest als Bildhauer. In der Malerei stattdessen sei das nicht der Fall. «Die Malerei ist für mich in erster Linie ein Ventil», erklärte Marxer. Für ihn hat das mit Abschalten zu tun. Der heutigen Hektik und Schnelllebigkeit setzt der Künstler daher Ruhe und Zeit entgegen. Obwohl das bei ihm weniger nach einer freien Wahl klingt: «Der Stein hat mich Langsamkeit gelehrt», erklärte Hugo Marxer. Hinzu kommt eine gewisse Italianità: Man müsse ja nicht alles heute machen.
Hoffnung muss bleiben
Hugo Marxer ist ein absoluter Morgenmensch. Jeden Tag steht er bereits um vier Uhr morgens im Atelier: «Ich liebe es, in den Morgen hineinzuarbeiten. » Für ihn sei das eine ganz intensive Zeit, die ihn frei in seinen Gedanken sein lässt. In all den Jahres des morgendlichen Schaffens konnte sich Marxer vieles erfüllen: «Viele Sachen von denen ich geträumt habe, konnte ich verwirklichen; manches habe ich wieder verworfen. » Verwirklicht hat er davon jetzt etwa grossformatige Bleistiftzeichnungen.
Er ist aber davon überzeugt, dass man sich nicht alle Träume erfüllen sollte, damit immer etwas Hoffnung bleibt.
Mehr Mut!
Bekannt ist Hugo Marxer aber nicht nur für solche Gedanken und Worte, sondern auch für kritische Worte. Darauf angesprochen, was die Kulturlandschaft am dringendsten braucht, antwortete er ohne zu zögern: Mut. Mehr Mut sollten die Kultur-Institutionen an den Tag legen, anstatt zum Beispiel zu versuchen, den Kuchen möglichst klein aufzuteilen. (dws)
Anhand eines Modells erklärte Hugo Marxer im Gespräch mit Elisabeth Huppmann, wie seine Skulpturen entstehen.
Bild: Daniel Schwendener
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