Ein grosser Sohn Liechtensteins
Aber für Drachenohren ist soetwas schon eine Zumutung. Und so suchte ich schnell das Weite. Doch als der kleine Bub im zarten Alter von sieben Jahren gar meisterlich die Orgel schlug, war auch mir klar, dass ich es hier mit einem ganz besonderen Vertreter der Gattung Mensch zu tun hatte.
Da Drachen ja von Natur aus neugierige Wesen sind, musste ich natürlich wissen, wie es mit dem jungen Rheinberger weiter ging. Aber überall kann ein Drache ja auch wieder nicht sein und so bat ich meine Drachenkollegen nach dem aussergewöhnlichen jungen Mann Ausschau zu halten. Ich staunte nicht schlecht, als mir einer meiner Drachenkollegen bei der nächsten Drachenkonferenz berichtete, dass ein Liechtensteiner im weit entfernten München für Aufsehen sorge. Schnell gehörte Rheinberger dort zu den erfolgreichsten Komponisten und wurde sogar zum Hofkappellmeister des bayrischen Königs Ludwig II. ernannt. Das ist doch «megadrachengeil», oder?
Als Kompositionslehrer erarbeitete sich Rheinberger einen ebenso guten Ruf und prägte eine ganze Musikergeneration, darunter Engelbert Humperdinck und Wilhelm Furtwängler. Klar, dass er dafür mit zahlreichen Orden und mit dem Ehrendoktortitel der Universität München geehrt wurde. Schade nur, dass Josef Gabriel dadurch weniger Zeit hatte, seine geliebte Heimat zu besuchen. Ich hätte gerne öfter mit meinen Drachenohren seinem Orgelspiel gelauscht oder mit seiner hübschen Frau Franziska deren neuesten Gedichte rezitiert. Ich könnte heute noch eine Drachenträne vergiessen, wenn ich daran denke, wie traurig ich war, als ich 1901 erfuhr, dass Rheinberger verstorben und im weit entfernten München beigesetzt worden war. Erst rund fünfzig Jahre später fand er seine letzte Ruhestätte in Vaduz. Und noch heute schwelge ich in Erinnerungen, wenn ich eines von Rheinbergers romantischen Werken höre Schon unglaublich, was aus Schreihälsen werden kann! (ehu)
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300 Jahre Oberland mit Drago