Die unverwüstliche Paola wird 60
Von Irene Widmer, SDA
St. Gallen. – Paola Felix-Del Medico ist nicht nur gesanglich eine Vorzeigefrau: Wenn sie allein ist, sind Bügeln, Jäten und Bürokram ihre Lieblingsbeschäftigungen. Und das einzige, was sie an ihrem Mann Kurt wirklich stört, ist, dass er nach dem Ausziehen der Schuhe die Schnürsenkel nie nach innen legt. Nur der Hauch eines Skandälchens «trübt» gleichsam ihr makelloses Image: 2006 trug sie zur Bambi-Verleihung ein transparentes Abendkleid aus St. Galler Spitzen, unter dem Journalisten und Fotografen «alles» zu sehen glaubten. Aber natürlich trug Paola hautfarbene Unterwäsche. Anstand verpflichtet.
Abgetreten auf dem Zenith
Und zahlt sich aus. Paola wurde schon zur «erfolgreichsten Schweizer Schlagersängerin» ernannt und zusammen mit ihrem Mann zu «Deutschlands Traumpaar». Ihre grössten kommerziellen Erfolge als Sängerin hatte Paola mit Coverversionen: Mit deutschen Aufnahmen von Roy Orbisons «Blue Bayou» im Jahr 1978 und Johnny Cashs «A Thing Called Love» als «Der Teufel und der junge Mann» 1981. Für ihre Leistung als Sängerin erhielt sie fünf Goldene Stimmgabeln. Die letzte wurde ihr 1990 überreicht. Im selben Jahr kamen ein Bambi und eine Platin Doppel-Langspielplatte dazu. Der Zenith ist erreicht, sagte sie sich und gab ihren Abschied von der Showbühne.
Mode und Oper
Seit sie 50 ist, modelt Paola Felix für ein Versandhaus und vermittelt dessen Kundschaft die Illusion, man könne auch in reiferen Jahren noch so blendend aussehen wie sie. Mode, sagt sie, interessiere sie seit Kindsbeinen. Ihr Vater, ein italienischer Schneider, war aus beruflichen Gründen aus Italien in die Textilstadt St. Gallen immigriert. In der Textilindustrie machte die Tochter denn auch - parallel zu ersten Auftritten - eine kaufmännische Lehre.
Die Liebe zur Musik vermittelte ihr die Mutter, die gerne Sopranistin geworden wäre und im St. Galler Opernchor sang. Mit ihr zusammen schmetterte die kleine Paola beim Abwaschen Opernarien. Später coachte die Mamma die begabte Tochter.
«Windhund und Sennenköter»
1968 erschien mit «Für alle Zeiten» ihre erste Schallplatte. 1969 nahm Paola erstmals am Grand Prix Eurovision de la Chanson teil und belegte mit «Bonjour, Bonjour» den fünften Platz. 1980 schaffte sie es bei ihrer zweiten Teilnahme mit «Cinéma» auf den vierten Rang. Nachdem in einer Zeitung gestanden hatte, sie hätte als Italienerin doch eher für die «Azzurri» starten sollen, sagte die gebürtige St. Gallerin in einer Talk Show: «Ich bin eine Mischung zwischen einem italienischen Windhund und einem Schweizer Sennenköter». Auch damit war nicht allen recht getan: ein Hundezüchter protestierte gegen die Wortwahl.
1980 heiratete Paola den Schweizer Fernsehmoderator Kurt Felix. Mit ihm zusammen moderierte sie von 1983 bis 1990 «Verstehen Sie Spaß?». Die Sendung mit der versteckten Kamera galt als erfolgreichste TV-Show der 80er-Jahre und bescherte den beiden 1987 den Titel «Beliebtestes Moderatorenpaar».
Beinahe ausgewandert
Paola und Kurt Felix leben abwechselnd in St. Gallen und Italien. Nachdem 1999 Paolas Cousin, der Lehrer Paul Spirig, von Ded Gecaj ermordet worden war, erwogen sie zwar die Emigration, entschieden sich aber dann doch für den Verbleib in der Schweiz.