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Die humorvolle Art, Worte zu verdrehen

Wie humorvoll es sein kann, wenn Worte aufs Äusserste verdreht, umgedeutet und neu interpretiert werden, zeigte der bayrische Starkabarettist Willy Astor an diesem Wochenende gleich zweimal.

VON ELISABETH HUPPMANN

Bereits am Samstagabend füllte der Kabarettist, Komponist und Musiker das Theater am Kirchplatz bis auf den letzten Platz. Bei der Matinée am Sonntagmorgen im Schlösslekeller sollte es nicht anders sein. Kein Wunder, denn der Wortakrobat hat sich bereits durch zahlreiche Auftritte im deutschen Fernsehen weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Was Astor während gut zwei Stunden bot, ist – im wahrsten Sinne des Wortes – jedoch schwer in Worte zu fassen, denn gerade diese jonglierte er in teils atemberaubender Geschwindigkeit, verdrehte sie, setzte sie in einen komplett neuen Kontext und entfremdete sie bis zur Unkenntlichkeit. Stets jedoch mit einem Ergebnis: lautes Gelächter.

Achtung Wortstrudel!

Willy Astors Kabarettprogramme sind anders. Da werden Zuspätkommende mit persönlichem Handschlag begrüsst, jüngere Gäste nach Berufszielen und Weihnachtswünschen, wieder andere zu ihrem Kleidungsstil befragt. Da wird man aber auch nach 15 Minuten mit der Frage konfrontiert: «Was könnte man denn jetzt noch machen?» Amüsantes Begrüssungsgeplänkel. Doch eh man sichs versieht, droht man in Astors Wortstrudeln unterzugehen. Ist in seiner Welt der sich stets wandelnden Worte gefangen. Da wird schon mal das «Papamobil» zum Mobiltelefon des Papstes, das Abendmahl zum abendlichen Mal-Hobby und die Sixtinische Kapelle zur ersten Rockband des Vatikans.

141 Kinofilme in vier Minuten


Wenn der Bayer in die Saiten seiner Gitarre greift, kann das nur eins bedeuten: gesungene Wortakrobatik mit fliegenden Wechseln von einem Musikstil zum nächsten. Da wird aus «Simply the best» «Simply Asbest» und ein Hit von Eros Ramazotti kurzerhand zur Hymne für alle Immobilienmakler.

Höchste Konzentration – vorausgesetzt man will keines der unvergleichlichen Wortspiele verpassen – verlangt Astor seinem Publikum in seinen wortreichen Geschichten ab. In diesen verpackt er beispielsweise sämtliche Blumenarten zu einer Geschichte über wallende Hormone im Frühling oder verkettet 141 Kinofilme in vier Minuten zu einer – wenn auch wenig Sinn ergebenden – Geschichte. Gelungen auch sein Gemüsekrimi «Warte bis es Dinkel wird» oder seine nicht ganz alkoholfreie Story, in der aufmerksame Zuhörer sämtliche Marken und Bezeichnungen alkoholischer Getränke ausmachen konnten.

Die musikalische Seite der Sprache


Ein geballter Angriff auf die Lachmuskeln war sein Potpourri aus jenen Hits, die internationale Popstars ihm, Willy Astor, geklaut hatten. Darin wird aus dem Rolling Stone Hit «Angie» «ein Ski», aus Wolfgang Ambros' Song «Schifoan» «schiefe Ohrn». Aus «Volare» wird «voll Haare», «Killing me softly» verkommt zum «Grilling me softly beim Ping-Pong» und «Knockin on heaven's door» verdreht Astor kurzerhand zu «Gnocchi in Erwins Ohr». Sichtlich amüsiert über die Kleinheit des Landes, widmete der Komponist Liechtenstein gleich drei Lieder, von denen jedoch keines länger als zehn Sekunden war. Wer sich auf dieses Spiel einliess, hatte schlussendlich auch keine Probleme, lautstark die abstruse Version von «Guantanamera» mit dem sinnigen Text «Kaulquappensocken» mitzusingen. Seine sportliche Weihnachtsgeschichte schloss den Abend nach unzähligen Zugaben nicht nur ab, sondern gab den Lachmuskeln der Anwesenden den Rest.

Willy Astors Gastspiel war eine wortstarke Klasse für sich und bewies, welch feines Gespür der Kabarettist für Sprache und deren Klang hat. Selten ist Kabarett so musikalisch.

 
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