Abenteuer Rheinüberquerung
Natürlich brauchte das viel länger, war dafür aber auch gemütlicher. Ich liebte es, meine Klauen an warmen Sommertagen ins Wasser hängen zu lassen und dabei die schöne Aussicht auf die Liechtensteiner und Schweizer Berge zu geniessen. Je nach Wetter und Wasserpegel konnte die Überfahrt statt idyllisch aber auch recht abenteuerlich sein. Immerhin kam es mehrmals zu Unfällen mit Toten. Da sind die heutigen Busfahrten natürlich sicherer, trotzdem würde ich manchmal gerne nochmals in eine Fähre steigen.
Bis vor gut 130 Jahren waren die Fähren in Liechtenstein noch das wichtigste Verkehrsmittel. Nicht nur Drachen, sondern vor allem Pilger, Händler, Marktfahrer und Bauern setzten auf die Fähren, um sicher über den Rhein zu gelangen. Zuerst wurden die Boote mit Rudern und Stangen durch den Rhein gefahren. Da sie oft durch die Strömung abgetrieben wurden, mussten sie am anderen Ufer dann allerdings mühsam wieder hochgezogen werden. Daher war das Anbringen von Fährseilen ein grosser Fortschritt. An ihnen konnte der Fährmann sein Boot über den Rhein ziehen. Später dann wurde die Fähre mit einer Rolle und einem Flaschenzug am Fährseil befestigt. So konnte das Boot in der Strömung quergestellt und viel müheloser ans Ufer getrieben werden.
Mang Hoop war der letzte Fährmann Liechtensteins, er bediente die Fähre in Ruggell. Mithilfe einer Kuhglocke konnte man ihn rufen, wenn man ans andere Ufer gebracht werden wollte. Eine Überfahrt kostete damals 30 Rappen. Auch für Schulklassen war eine solche Rheinüberquerung ein Abenteuer. So erzählte beispielsweise Maria Grabher-Mayer über einen Schulausflug, bei welchem sie die Fähre benutzen durfte: «Das glücklich überstandene Abenteuer prickelte noch lange in uns und beim Erzählen daheim wuchs die überstandene Gefahr zu schrecklicher Grösse, aber auch zum grossartigen Erlebnis.» Leider war dieses Erlebnis in Liechtenstein danach nicht mehr lange möglich, denn der Betrieb der letzten Fähre wurde am 6. Januar 1918 eingestellt. (ah)
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300 Jahre Oberland mit Drago