­
­
­
­

«Vaduz war stark vom Tourismus geprägt»

Hansjörg Thöny ist ein waschechter Vaduzer, der die baulichen Veränderungen des Hauptorts Liechtensteins hautnah miterlebt hat und interessante Anekdoten aus der Vergangenheit erzählt.

Vaduz. - Das Vaduz von heute hat mit dem Vaduz in den 50er- und 60er-Jahren wenig zu tun. Das einstige Bauern- und Winzerdorf hat sich in der Zwischenzeit völlig verändert. Hansjörg Thöny ist im ehemaligen Gebäude des heutigen Geschäfts der Papeterie Thöny in Vaduz 1943 zur Welt gekommen, wo er auch aufgewachsen ist. Bis 1952 wohnte er zusammen mit seiner Familie dort. 1950 wurde Hansjörg in die Primarschule eingeschult. «Die Primarschule stand dort, wo sich heute die Post befindet. Und die Post hatte damals ihren Sitz gegenüber des Restaurants Real, dort wo heute die Quantum Leben untergebracht ist», erzählt Thöny. Vor der Poststelle befand sich damals auch die Haupthaltestelle der Postbusse. «Das Postauto nach Triesenberg wendete immer vor unserem Haus und im Städtle herrschte damals Gegenverkehr» weiss Thöny zu erzählen. Durch das Städtle führte damals die Hauptstrasse. An der Aeulestrasse standen damals ein paar Bauernhäuser mit Ställen, die Gasthäuser Linde und Zum Schwimmbad sowie das Tonkino, das ein beliebter Treffpunkt war. Diese Strasse, die früher eine weniger frequentierte Strasse war, leitet heute den gesamten Verkehr durch das Zentrum von Vaduz.

Goldene Jahre

In den 1950er-Jahren kamen in Vaduz die ersten Souvenirläden auf und der Hauptort Liechtensteins wurde zu einer beliebten Touristendestination. «Besonders die 1960er-Jahre waren vom internationalen Tourismus stark geprägt. Die Strassen waren vollgepackt mit Leuten aus aller Herren Länder – das ist heute nicht mehr der Fall», sagt Thöny. In den florierenden 50er-Jahren spielte jeden Mittag im Vaduzerhof die Schrammelmusik. Im Sommer wurde das Spektakel jeweils in die Gartenwirtschaft verlegt. «Das war für uns Kinder ein tolles Ereignis, dem man gerne beigewohnt ist», freut sich Thöny. Das Restaurant Engel verfügte in früheren Tagen über einen Keller, den Ratskeller. Dort verweilte jeweils ein Herr Kaiser, der auf einer Zither spielte. «Wir Kinder beobachteten ihn immer durch das Fenster, wie er die Leute mit seiner Musik unterhielt. Mein Lieblingsstück war die Titelmelodie des Films ‹Der dritte Mann›», sagt Hansjörg Thöny. Auch der Alltag im damaligen Vaduz war anders. Die Vaduzer pflegten rege ihre Kontakte im Dorf. Über 15 Lebensmittelgeschäfte wie Konsum, Bäckerei etc. boten damals ihre Waren an. Dort, wo heute die Marktplatzgarage steht, war früher ein grosser Marktplatz, wo viele Feste veranstaltet wurden – darunter der jährliche Viehmarkt – um gemütliche Stunden zu verbringen. Zudem gab es früher verschiedene Dorforiginale, «die sogenannten damaligen Lokalgrössen», lacht Thöny.

Filmgrössen in Vaduz

In den 50er-Jahren wurde in Liechtenstein, hauptsächlich in Triesenberg und Vaduz, ein Film um die Kuh Ludmilla mit dem Titel «Kinder der Berge» gedreht. Die Starbesetzung von damals bestand aus Maximilian Schell, Barbara Rütting, Heinrich Gretler und Max Haufler. Doch auch einige Bewohner aus Liechtenstein bekamen eine kleine Rolle, wie beispielsweise der damalige Vaduzer Postmeister Rudolf Strub, erinnert sich Thöny. «Unterhalb der Volksschule, wo der untere Teil des heutigen Postamts steht, gab es eine Wiese, auf der eine Szene gedreht wurde. Ich war damals in der dritten Klasse und bei den Dreharbeiten zusehen zu dürfen, war eine spannende Sache», sagt Hansjörg Thöny. Im Winter wurde die Wiese in einen Eisplatz verwandelt, wo man herrlich Schlittschuhlaufen konnte. «Die Feuerwehr war für die Herstellung des Eises zuständig», erklärt er. Noch früher sei der Eisplatz direkt unter dem Rathaus gewesen, dort wo sich heute das Busterminal befindet.

Die Papeterie Thöny

Hansjörgs Vater, Hugo Thöny, eröffnete die Papeterie Thöny 1933, nachdem er einige Jahre und bereits vor dem
1. Weltkrieg seit seiner Lehre im Ausland gearbeitet hatte. Die Papeterie war zuerst im Engländerbau untergebracht. Auch eine englische Lotteriegesellschaft war dort zu Beginn des neu errichteten Engländerbaus untergebracht. Anschliessend beherbergte der Engländerbau die Zahnfabrik Ramco, die heute Ivoclar Vivadent heisst und sich in Schaan befindet. Die Ramco beschäftigte viele Liechtensteiner. Nachdem die Zahnfabrik ihre Tätigkeit in Vaduz einstellte, wurde das Gebäude zu einem Museum umfunktioniert. In den 40er-Jahre konnte Hugo Thöny zusammen mit seinem Bruder das Gebäude der heutigen Papeterie Thöny erwerben. 1991/92 wurde das Stammhaus der Papeterie Thöny abgerissen und an seiner Stelle das neue Gebäude errichtet. (lb)

 

Schlagwörter

Lädt

Schlagwort zu Meine Themen

Zum Hinzufügen bitte einloggen:

Anmelden

Schlagwort zu Meine Themen

Hinzufügen

Sie haben bereits 15 Themen gewählt

Bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits

Entfernen

Um «Meine Themen» nutzen zu können, stimmen Sie der Datenspeicherung hierfür zu.

Ähnliche Artikel

Promotion
Ivoclar lancierte im Herbst 2023 ihr Ausbildungsprogramm «Start Now» – für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, Berufsneulinge und vor allem für all diejenigen, die eine neue Chance im Job möchten.
21.11.2024
7 Runden à 25 Minuten Bedenkzeit
Insgesamt 25 Junioren traten in den Kategorien U10, U14 und U18 zu den diesjährigen Jugendmeisterschaften an.
vor 20 Stunden
Wettbewerb
3x2 Tickets zum «Benefizkonzert zu Gunsten von SOLie!» zu gewinnen
Christ Andrews
vor 18 Stunden
Umfrage der Woche
Was sagen Sie zur geplanten «Revitalisierung» des Rheins zwischen Schaan und Eschen?
­
­