Keine Kapelle im Sinne der katholischen Kirche
Von Richard Brunhart
Vaduz. – Für katholische Hochzeiten wählen Brautpaare meist eine beschauliche Kapelle, die von der Gästeschar bis auf den letzten Platz gefüllt wird. Mit Erlaubnis des Ortsordinarius oder des Pfarrers sei dies auch möglich, erklärt Generalvikar Markus Walser in einem Forum. Grundsätzlich seien Ehen aber in der Pfarrkirche zu schliessen.
Eheschliessung an passendem Ort
Um eine Kapelle im Sinne der katholischen Kirche handle es sich bei der Kapelle auf Burg Gutenberg in Balzers jedoch nicht, erklärt der Generalvikar. Die Kapelle sei nach jetzigem Kenntnisstand von den früheren Besitzern nie als Kapelle im Sinne der katholischen Kirche verstanden worden. «Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie je vom Churer Bischof oder von einem von ihm beauftragten Priester eingeweiht wurde», schreibt Walser.
Ein grundsätzliches Hindernis für Eheschliessungen ist es nicht, wenn ein Gebäude oder ein Ort im Freien keine Kapelle im Sinne der katholischen Kirche ist: «Der Ortsordinarius kann aus bestimmten Gründen erlauben, dass eine Ehe an einem anderen passenden Ort geschlossen wird», führt der Generalvikar weiter aus.
Den Weg frei machen
Dass Markus Walser die Kapelle auf Burg Gutenberg für keinen passenden Ort hält, hat er bereits klar gemacht. Vor allem logistische Gründe sprächen gegen die Kapelle als Trauungsort. Aus kirchlicher Sicht bleibt aber die Frage, ob es sich um eine Kapelle im kirchlichen Sinne handelt, grundlegend. Im Falle der Kapelle auf Burg Gutenberg handle es sich eindeutig nicht darum – «weil bisher der Eigentümer – im Wissen um die kirchlichen Voraussetzungen – keinen Antrag gestellt hat, die ‹Kapelle› als katholische Kapelle mit den damit verbundenen Verpflichtungen des Eigentümers zu benedizieren».
Regierungsmitarbeiter Markus Kaufmann versicherte, dass die Nutzung der Kapelle für Trauungen nicht an einem formellen Antrag auf eine Weihe scheitern werde. «Die Regierung liess die Burg und als Teil davon die Kapelle renovieren, um sie für die Bevölkerung zu öffnen», sagt Kaufmann. Und von Teilen der Bevölkerung sei der Wunsch geäussert worden, die Kapelle für katholische Eheschliessungen nutzen zu können.
Über einen Antrag für eine Weihe entscheiden werde Erzbischof Wolfgang Haas, erklärte Generalvikar Markus Walser.
Eignung unterschiedlich interpretiert
Dass es einige gibt, die die Kapelle auf Burg Gutenberg für einen passenden Ort für Trauungen halten, machten Leserbriefe in den vergangenen Tagen deutlich. Eingeschränkte Zufahrtsmöglichkeiten, enge Platzverhältnisse oder andere mögliche Unzulänglichkeiten der Infrastruktur gewichten die Leserbriefschreiber weniger stark als die eigene Atmosphäre, die die Kapelle auf dem Burghügel mitten in der Gemeinde Balzers bietet. Zudem argumentieren einige, insbesondere diverse Feldmessen zeigten, dass auch für einen Gottesdienst kein geweihtes Gotteshaus zur Verfügung stehen muss.
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