WM 2010: Aufstieg zum Milliarden-Event
Fussball. - 1928 entschieden die Vertreter der damals 41 FIFA-Mitgliedstaaten in Amsterdam die Einführung einer Weltmeisterschaft im Vierjahres-Zyklus. Die Geburt des Turniers, das im Verlauf der Jahre die Macht der FIFA begründen sollte, war von vielen Wehen begleitet. In der Kritik stand vor allem der Umstand, dass nebst Amateure auch Profis an der WM zugelassen werden sollten.
Geld und Sport sollten nicht vermischt werden. Nur mit viel Mühe wurden doch noch vier europäische Nationalmannschaften gefunden, die 1930 die Reise nach Uruguay auf sich nahmen und die Teilnehmerzahl auf 13 erhöhten. Die Zahl 13 brachte der FIFA kein Unglück. Trotz beträchtlichen Schwankungen bei den Zuschauerzahlen - Uruguay gegen Peru sahen 70 000 Zuschauer, Peru gegen Rumänien nur gerade 300 - wurde das erste WM-Turnier als Erfolg gewertet, auch finanziell.
Für den Veranstalter sprang ein kleiner Gewinn heraus, obwohl er für die Ausgaben aller Mannschaften aufgekommen war.
Doch erst nach dem zweiten Weltkrieg und einigen politischen Turbulenzen begann die Weltmeisterschaft Schritt für Schritt zum grossen Event zu werden. 1950 waren erstmals mehr Länder an einer Teilnahme interessiert als Startplätze vorhanden waren.
Vier Jahre später beim Turnier in der Schweiz gab es eine TV-Übertragung, und die Sport-Ausrüster begannen den Wert des Sponsorings zu erkennen. Von Turnier zu Turnier gewann der Stadionbau und die Verbesserung der Infrastruktur eines Veranstalters an Gewicht.
Heute ist die WM gemessen am Zuschauerinteresse zur grössten Sportveranstaltung der Welt geworden. 2006 verfolgten 26,29 Milliarden Menschen die Spiele am Fernsehen.
In Südafrika wird die FIFA rund 3,3 Milliarden Franken umsetzen, die Haupteinnahmequelle für den Weltverband sind dabei die TV-Rechte. Am Ende dürfte für die FIFA eine Milliarde Franken an Gewinn übrigbleiben.
Auch die 32 Teilnehmer - insgesamt nahmen 204 Nationen an der WM-Qualifikation teil - kommen nicht zu kurz. Gegenüber Deutschland 2006 wurden die Preisgelder um über 60 Prozent auf 420 Millionen Franken erhöht.
Der Sieger erhält 30 Millionen Franken, ein Ausscheiden in der Vorrunde bringt immerhin 9 Millionen Franken. Und selbst die Vereine werden für die Abstellung ihrer Spieler mit rund 1500 Franken pro Tag und Spieler entschädigt.
Die WM ist zur Geldmaschine geworden und hat sich in gewisser Weise genau so entwickelt, wie es die Puristen 1928 befürchtet hatten. Vieles dreht sich im Vorfeld ums Geld, um die Ausgaben, den möglichen Gewinn und die Nachhaltigkeit der Investitionen. Doch wenn der erste Anpfiff gegeben ist, stehen wie 1930 Tore, Paraden, Helden und Versager im Vordergrund. Und sollte die WM ausfallen, bleibt die FIFA zumindest finanziell auf der sicheren Seite. Das Turnier ist für 650 Millionen Franken versichert. (si)