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Patrick Roth: «Ich steuere gerne selbst»

Patrick Roth ist Rechtsanwalt und Partner der neu gegründeten Firma Steuerberatung Axalo AG. Der 40-jährige Familienmensch würde sich aber nicht als typischen Anwalt bezeichnen. «Ich bin vom Temperament her Sizilianer», sagt Patrick Roth.

Herr Roth, den Slogan «Steuern steuern» sieht man in Liechtenstein gerade öfter. Das ist der Werbespruch der Firma Axalo Steuerberatung AG, die Sie kürzlich mitgegründet haben.

Patrick Roth: Richtig. Ich habe mit
einem langjährigen Freund, Patrick Kranz, die Axalo Steuerberatung AG gegründet. Er ist seit Jahren mit der Axalo-Gruppe selbstständig und ich mit Roth+Partner Rechtsanwälte. Gemeinsam haben wir schon oft Projekte begleitet. Wir haben allerdings auch gemerkt, dass der Bereich Steuern zwar abgedeckt, aber nicht klar abgegrenzt war. Daher haben wir uns entschlossen, das zu professionalisieren. Nachdem wir mit Urs Schnider einen ausgewiesenen Steuerprofi als Geschäftsführer gewinnen konnten, sind wir inzwischen erfolgreich gestartet.

Sie sind seit mehreren Jahren als Anwalt tätig. Gibt es Leute, die Sie jetzt fragen, warum Sie sich das zusätzlich antun?

Ja, die gibt es. Es ist nicht so, dass ich zu wenig Arbeit habe. Der Grund ist auch nicht, dass ich Angst habe, dass es mit der Advokatur abwärts gehen könnte. Im Gegenteil: Ich bin sehr optimistisch, was das angeht. Aber ich bin einfach ein Unternehmer. Man sollte in guten Zeiten in neue Projekte investieren und nicht abwarten, bis es schlecht läuft. Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass der Steuerberatungsmarkt extrem viel Potenzial hat.

Die Steuersätze in Liechtenstein sind niedrig. Lohnt es sich trotzdem, einen Steuerberater zu haben?

Unbedingt, das ist ja nicht steuersatzabhängig. Das steuerliche Umfeld wird immer komplexer ? nicht nur international, sondern auch in Liechtenstein. Es werden laufend neue Abkommen geschlossen, es wird immer vernetzter. Liechtenstein ist klein, fast jedes Unternehmen hat daher eine Auslandsberührung. Dadurch ist es natürlich wichtig, dass man steuerlich plant und optimiert, eben seine Steuern steuert.

Was denken Sie über das neue Steuergesetz?

Ich kann mich grundsätzlich als Fan des neuen Gesetzes bezeichnen. Ich war auch der Erste, der eine ganzheitliche Publikation zum neuen Gesetz vorgelegt hat ? mehr oder weniger gleichzeitig zum Inkrafttreten. Die zweite Auflage meines Grundrisses zum neuen Steuerrecht ist bereits in Arbeit. Als Steuerberater ist für mich nicht nur der Steuersatz entscheidend, sondern vor allem die Einfachheit und Stimmigkeit des Systems. Man sollte dem Klienten mit wenigen Sätzen erklären können, wie es im Wesentlichen funktioniert. Und das ist der Fall beim neuen Steuergesetz.

Wie beurteilen Sie die in Diskussion stehenden Änderungen?

Ich habe grosses Verständnis dafür, dass man den Staatshaushalt in Ordnung bringen will. Dass man die Einnahmen erhöhen will, ist sicher ein legitimes Bestreben. Aber meiner Meinung nach kommt die Diskussion noch zu früh. Es hat eine Übergangsfrist von drei Jahren gegeben, die jetzt abgelaufen ist. Sprich: Das neue Gesetz greift jetzt voll mit dem Steuerjahr 2014. Was es schlussendlich bringt, das zeigt sich erst im Verlauf des nächsten Jahres. Wenn man jetzt zu viel daran schraubt, dann besteht die Gefahr, dass es ein Flickwerk wird.

In welchen Bereichen zum Beispiel?

Beim Eigenkapitalzinsabzug zum Beispiel. Es macht Sinn, dass man darüber nachdenkt, die vorgesehene Regel dafür ist allerdings zu kompliziert. Es muss einfach und in sich stimmig bleiben. Momentan habe ich aber das Gefühl, dass man ein bisschen da und ein bisschen dort schraubt.

Hat sich Ihr Arbeitsalltag verändert?

Es ist ein neues Unternehmen dazugekommen, das es zu steuern gilt. Aber es macht Spass. Man sieht, es ist etwas im Entstehen und ich habe mit Patrick Kranz und Urs Schnider ideale Partner gefunden. Der Alltag hat sich aber nicht gross verändert ? er dreht sich einfach ein bisschen mehr um Steuern. Die Tage sind nach wie vor lang, sehr lang. (lacht)

Es bleibt wenig Zeit für das Privatleben?

Ja, das ist leider so. Ich nehme mir aber, wann immer möglich, Zeit für meine Familie. So mache ich praktisch immer, wenn unsere Tochter Ferien im Kindergarten hat, ebenfalls Ferien; zwar nicht so lange, aber zumindest ein bisschen.

Sie sind mit 28 Jahren selbstständig geworden. Sind Sie gerne Ihr eigener Chef?

Ja. Ich denke, ich wäre ein schlechter Angestellter. Ich bin Unternehmertyp. Ich steuere gerne selbst. Daher denke ich auch, dass der eingangs erwähnte Slogan sehr gut passt ? sowohl zu Patrick Kranz als auch zu mir, weil wir beide Typen sind, die sich nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern laufend neue Ideen haben und auch versuchen, neue Projekte zu realisieren. Wir beide haben Freude daran, wenn etwas Neues entsteht und wächst.

Würden Sie sich eigentlich als typischen Anwalt bezeichnen?

Nein, nicht unbedingt. Witzigerweise wird mir das auch immer wieder gesagt. Ich fasse das als Kompliment auf, denn es ist immer positiv angemerkt. Und ich sehe mich selbst nicht als Gesetzesbücher wälzender Bürogummi. Ich denke schon, dass ich einen anderen Ansatz habe, einen pragmatischeren ? mit einem gewissen Unternehmergeist. Zudem versuche ich immer, was eher untypisch ist für Juristen, klare Antworten in verständlichen Worten zu geben. Ich sehe auch nicht immer nur die Probleme und Risiken eine Geschäfts, sondern in erster
Linie die Chancen.

Sehen Sie sich selbst also mehr als Unternehmer oder mehr als Anwalt?

In erster Linie bin ich schon mit Leib und Seele Anwalt ? auch mit sehr viel Herzblut, und es macht mir auch sehr viel Spass. Trotzdem ist man natürlich auch als selbstständiger Anwalt Unternehmer. Zudem versuche ich, in meiner Beratungstätigkeit ein aktiv mitdenkender Unternehmer zu sein.

Wollten Sie schon immer Anwalt werden?

Nein, eigentlich nicht. Ich habe Jura studiert, weil ich dachte, dass das eine gute Basis ist. Es hat mir dann gefallen und ich habe mir im Laufe der Zeit auch vorstellen können, danach den Anwaltsberuf auszuüben.

Jetzt machen Sie aber wahrscheinlich mehr Pläne?

Nicht unbedingt. Ich bin jemand, der sehr spontan ist. Das lässt sich nicht immer verwirklichen, weil der Terminkalender voll ist ? vielfach fremdbestimmt. Aber grundsätzlich bin ich schon ein spontaner Mensch.

Ihr Studium haben Sie mit «summa cum laude» abgeschlossen. Sie sind demnach sehr zielstrebig?

Es ist schon so: Wenn ich etwas mache, dann richtig. Wobei sich das erst im Laufe der Zeit so entwickelt hat. Im Gymnasium war ich ein klassischer Minimalist. Mein Ziel war es immer, mit möglichst wenig Aufwand Matura zu machen ? bei Weitem nicht «summa cum laude». (lacht)

Sie waren danach für ein Praktikum in New York. Haben Sie damals daran gedacht, ganz im Ausland zu bleiben?

Ich hätte mir grundsätzlich vorstellen können, einige Jahre in New York zu bleiben. Ich habe es dann aber nicht gemacht, weil ich hier schon Partner unserer Rechtsanwaltskanzlei war. Meine Wurzeln sind ganz klar hier. Ich bin typischer Liechtensteiner: Ich bin in Triesen aufgewachsen, wohne in Triesen und habe meine Kanzlei in Triesen. Definitiv in New York zu bleiben, das wäre nicht in Frage gekommen.

Im Vorgespräch verrieten Sie, dass Sie realistisch, handfest und kreativ sind. Wie zeigt sich Ihre kreative Seite?

Ich habe eine Vorliebe für jegliche Art von Design und interessiere mich sehr für zeitgenössische Kunst. Zudem gestalte und male ich sehr gern. Für unsere Wohnung habe ich zum Beispiel die ganzen Pläne und auch die Möbel selbst gezeichnet. Auch habe ich die Bauführung übernommen. Ich bin auch derjenige, der bei uns zu Hause die Wohnung ständig umgestaltet. Das ist das Einzige, das im Beruf manchmal zu kurz kommt ? die ganze Kreativität. Aber ich versuche, das im Privatleben auszuleben.

Sie sind ja ein Realist, schliesst das den Optimisten aus?

Absolut nicht. Ich bin sowohl Realist als auch Optimist ? beides im gleichen Umfang. Ich bin auch nicht jemand, der im momentanen Finanzmarktumfeld den Kopf in den Sand steckt. Das zeigt sich ja auch daran, dass wir jetzt ein neues Unternehmen gegründet haben. Wir sehen einfach die Chancen. Meine Meinung ist, dass jede Veränderung eine Chance birgt.
Das klingt vernünftig. Sehr emotional wirken Sie nicht auf mich?
Da täuschen Sie sich aber gewaltig. (lacht) Ich bin zwar typischer Liechtensteiner, aber vom Temperament her bin ich eher Sizilianer ? mein Umfeld kann das bestätigen. (lacht)

Was mögen Sie besonders?

Meine Frau und meine beiden Kinder natürlich. Daneben gutes Essen und guten Wein. Ich liebe die Natur, ich mache gern Sport ? vor allem in den Bergen. Trotz meiner Naturverbundenheit mag ich aber auch das Stadtleben sehr. Regelmässig gehe ich mit meiner Familie an Wochenenden in eine nahe gelegene Stadt, um dort die Vorzüge des Stadtlebens auszukosten. (Interview: dws)

 
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